Mülheim. Mülheims ältestes Bauwerk erstrahlt nach sieben Jahren Sanierungszeit in neuem Glanz. Auf den Burgschlüssel müssen Mülheimer aber noch warten.
Eigentlich wollte MST-Geschäftsführerin Inge Kammerichs den Schloss-Schlüssel in diesem Sommer feierlich an die Mülheimer zurückgeben. Denn diese konnten ihre geliebte Burg in den vergangenen Jahren nur eingeschränkt nutzen. Nun sind die Sanierungsarbeiten zwar abgeschlossen, auf den Schlüssel müssen die Bürger trotzdem noch einige Zeit warten.
Mülheims Schloß Broich: Zeit- und Baukosten-Pläne wurde eingehalten
Mit 4,6 Millionen Euro liegen die Baukosten etwa fünf Prozent über der ursprünglich geplanten Summe, können aber voll mit Spendengeldern gedeckt werden. "Es gab nur leichte Überschreitungen in einzelnen Bauabschnitten", sagt Marc Baloniak, der die Tourismusabteilung des Mülheimer Stadtmarketings (MST) leitet. Ansonsten habe sich die Baukostenplanung, die der Landschaftsarchitekt und Projektleiter Dr. Ägidius Strack detailliert aufgestellt habe, im Laufe der Jahre "sehr bewährt".
Als im Jahr 2009 die ersten Schäden an der Schlossmauer festgestellt wurden, war schnell klar: Dies wird eine langwierige Sanierungsmaßnahme. Drei Jahre dauerte die Analyse mit verschiedenen Voruntersuchungen, bevor 2013 die ersten Sanierungsarbeiten an der Außenfassade der Straßenseite des Schlosses starteten.
Feste für die Schlüsselübergabe werden auf 2021 verschoben
2019 konnten zuletzt auch die Sanierungen im Hof und der innenliegenden Fassade abgeschlossen werden, "die Fläche wurde für Veranstaltungen fertig gemacht", sagt Baloniak. Neue Strom- und Datennetze wurden angelegt, insgesamt mehr als 8000 Meter Kabel rund um Schloß Broich verlegt. Seit Januar 2020 ist das gesamte Schloss innen wie außen wieder voll nutzbar. Und nun wegen der Einschränkungen in der Corona-Krise bis mindestens 31. August für Veranstaltungen gesperrt.
"Schade", findet das Baloniak. Denn eigentlich wollte MST-Geschäftsführerin und Schlossherrin Inge Kammerichs den Schlüssel bei der Broicher Schlossnacht den Mülheimern überreichen. Diese fällt nun aus. "Zudem hatten wir noch eine exklusive Veranstaltung für alle Unterstützer geplant", so Baloniak. Diese beiden Feste müssen nun auf das nächste Jahr verschoben werden.
Schlossretter-Aktion brachte in sechs Jahren 362.000 Euro ein
Dabei wäre das Projekt Schlossrettung ohne die zahlreichen stillen Helfer kaum zu stemmen gewesen: die Schlossretter-Aktion wurde 2014 ins Leben gerufen und hat seitdem rund 362.000 Euro gesammelt. Nicht nur durch Spenden von Privatpersonen oder Unternehmen, sondern auch durch Bannerwerbung an der Schlossmauer und zahlreiche Aktionen, bei denen für die Burg Geld gesammelt wurde.
Auf Geldspenden sind die Schlossherren übrigens weiter angewiesen. Damit die Karolingerburg in einigen Jahren nicht wieder vor einem riesigen Sanierungsstau steht, haben die MST und Projektleiter Strack einen Pflegeplan erstellt. Dieser rechnet für die nächsten fünf Jahre mit Instandhaltungskosten zwischen 40.000 und 70.000 Euro pro Jahr.
Letzte Verschönerungsarbeiten in der stillen Zeit
Die coronakrisen-bedingte Schließung des Schlosses hat aber nicht nur Nachteile. Immerhin haben Arbeiter nun alle Ruhe für letzte Verschönerungen am frisch sanierten Gemäuer. "Es werden Blumen gepflanzt, neue Radständer im Hof angebracht und vor dem Tor entstehen drei neue Parkplätze für Hochzeitsautos", zählt Marc Baloniak auf. Damit der Hof in Zukunft autofrei bleibe.
Nun hofft Marc Baloniak, dass das Schloss auch bald wieder für Veranstaltungen wie Trauungen geöffnet werden kann. Dies soll laut Stadt voraussichtlich ab dem 1. Juli wieder möglich sein. Dann ist Mülheims ältestes Gemäuer endlich wieder mit neuem Leben erfüllt.
INFO:
- Spenden sind weiterhin erwünscht und können an folgende Bankverbindung gerichtet werden: Stadt Mülheim an der Ruhr, IBAN: DE78 3625 0000 0300 0001 00 BIC: SPMHDE3EXXX, Verwendungszweck: Kassenzeichen 9900000002249 Denkmalschutz.
- Weitere Infos zu den einzelnen Bauabschnitten am Schloß Broich gibt es im Internet unter schloss-retter.de