Mülheim. Zum Tag gegen den Schlaganfall geben Mülheimer Ärzte Tipps, wie man einen solchen erkennt. Moderne Apps können bei der Diagnose unterstützen.
In normalen Zeiten würde am St. Marien-Hospital eine Patientenveranstaltung zum „Tag gegen den Schlaganfall“ angeboten, der am 10. Mai begangen wird. Das geht in diesem Jahr nicht, in dem viele Kontakte wegen der Coronakrise nur digital erfolgen können. Ärzte geben Tipps, wie man „digitale Helfer“ nutzen kann: moderne Apps, die über den Gesundheitszustand aufklären und bei einer Diagnose unterstützen können.
Beim Schlaganfall zählt jede Minute bis zur ärztlichen Hilfe, um unumkehrbare Schäden zu vermeiden. Beim Verdacht sollte man auch in Coronazeiten nicht zögern, Hilfe im Krankenhaus zu suchen. „Um schnell reagieren zu können, ist es für Patienten wichtig, die Symptome festzustellen und erste Warnsignale ernst zu nehmen“, betont Oberärztin Dr. Saskia Meves aus der Klinik für Neurologie am St. Marien Hospital. Sie warnt: Manchmal seien es nur leichte Symptome, die man erst nicht so ernst nehme. Zum Beispiel, wenn plötzlich und ohne erkennbaren Grund die Tasse aus der Hand fällt.
Mülheimer Ärztin: Hinweise auf einen Schlaganfall sind zu erkennen
Dr. Meves empfiehlt das so genannte FAST-Programm (aus den USA) zum Erkennen der Symptome: Das englische F-ace steht für Gesicht, A-rms für Arme, S-peech für Sprache und T-ime für (hohe) Zeit. Wer bei Verdacht auf einen Schlaganfall nur noch „schief“ lächeln kann, nicht beide Arme gleich hoch heben kann und zudem Probleme beim Sprechen hat, sollte den Notruf wählen und die Symptome schildern, rät Meves.
„Beim Schlaganfall kommt es plötzlich zu Symptomen“, so die Neurologin. Auch wenn die Beschwerden nur kurz anhielten, sollte man das unbedingt abklären lassen. Die Neurologen arbeiten dabei mit Internisten und Kardiologen zusammen. Vorhofflimmern oder schlecht eingestellte Blutdruckwerte begünstigen einen Schlaganfall unter Umständen, ergänzt Prof. Dr. Heinrich Wieneke, Chefarzt der Kardiologie. Weitere Risikofaktoren sind Diabetes, erhöhte Blutfettwerte sowie Übergewicht und Bewegungsmangel.
Fitness-Tracker und Apps fürs Smartphone sind beliebte digitale Helfer
Zumindest für letzteres sind inzwischen Apps auf dem Smartphone oder Fitness-Armbänder, so genannte Fitness-Tracker, beliebte digitale Helfer: Sie zählen die Schritte, messen den Puls und errechnen den Kalorienverbrauch. Manche Apps erinnern an die Einnahme der Medikamente; Diabetiker nutzen Apps für ihre Blutzuckerwerte. Prof. Wieneke hat schon Tracker-Modelle gesehen, die EKGs erstellen können. „Das zeigt schon, wohin der Weg geht.“ Doch auch normale digitale Blutdruckgeräte erkennen, wenn ein Herz nicht rhythmisch schlägt, was ein Hinweis auf ein Vorhofflimmern sein könnte. „Das Vorhofflimmern ist für ein Drittel der Schlaganfälle verantwortlich“, warnt Wieneke.
Viele Entwicklungen liegen in der Zukunft
Viele Entwicklungen liegen noch in der digitalen Zukunft, so Prof. Heinrich Wieneke. Etwa Apps, die per Foto bei einer Haut-Diagnose unterstützen. Das seien aber Entwicklungen, mit denen sich auch die Ärzte künftig befassen müssten.
Das neue Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) legt fest, dass bestimmte digitale Gesundheitsanwendungen wie Apps künftig von Krankenkassen bezahlt werden müssen, wenn ein Arzt sie verschreibt.
„Für die Gesundheit von Herz und Hirn ist es wichtig, dass sich der Mensch in seinen Möglichkeiten bewegt“, sagt Prof. Wieneke. Zwar ist der Schlaganfall eine Erkrankung des höheren Alters, aber: „Auch schon 40-, 50-Jährige, die sich nicht genug bewegen, haben später ein größeres Schlaganfallrisiko.“ Apps sind nicht nur etwas für die jungen Leute. „Die 80-Jährigen von heute sind viel fitter als vor 20 Jahren“, ergänzt Neurologin Meves. „Und aufgeschlossener gegenüber den modernen Medien.“
Bei der Kontrolle der eigenen Bewegungsaktivitäten können Fitness-Apps daher hilfreich sein. „Man kann Bewegungsziele einstellen und erreichen“, lobt Wieneke den „Feedback-Mechanismus“. Natürlich ersetzen Apps nicht ein Arztgespräch. Sie können es aber durchaus bereichern.