Mülheim. Auch in Mülheim bereitet man sich auf mehr Klinik-Alltag vor, doch die Schutzmaßnahmen bleiben weiterhin hoch. 992 Eingriffe wurden verschoben.

Planbare Operationen sollen nun wieder in den Krankenhäusern stattfinden, die Rückkehr zu mehr Klinik-Alltag wird von den Gesundheitsministern in Land und Bund angestrebt. Auch in Mülheim bereitet man sich auf mehr Klinik-Alltag vor, nachdem viele Operationen verschoben werden mussten, um genug freie Intensivbetten für Covid-19-Patienten vorhalten zu können.

40 Prozent weniger Eingriffe am EKM in Mülheim

Rund 40 Prozent weniger Eingriffe wurde am Evangelischen Krankenhaus (EKM) in der Zeit vom 1. März bis 30. April 2020 durchgeführt, wenn man den Zeitraum vom Vorjahr zum Vergleich nimmt: 992 Operationen weniger waren das, so Prof. Dr. Heinz-Jochen Gassel, Ärztlicher Direktor am EKM.

Patienten werden nun nach und nach aufgenommen und zu den Sprechstunden eingeladen. "Eine Normalität wie früher wird es in ganz naher Zukunft aber nicht geben können", schränkt Gassel ein. Denn auch in Zukunft müssten Intensivkapazitäten für Covid-19-Patienten vorgehalten werden.

Intensivbetten für Covid-19-Patienten werden weiter vorgehalten

In den vergangene sechs Wochen wurden am EKM nur die dringend notwendigen Eingriffe durchgeführt. Bösartige Tumor-Erkrankungen gehörten dazu, zählt Gassel auf, notfallchirurgische Eingriffe wie ein Darmverschluss oder entzündeter Blinddarm, aber auch offene Brüche, Gefäßverschlüsse sowie akute Herzerkrankungen.

"Wir haben schon Anfang März angefangen, unsere Patienten anzurufen", so Gassel, so sei der Regierungserlass keine Überraschung gewesen. Das EKM habe Listen geführt und Beschwerden sowie die Dringlichkeit der betroffenen Patienten notiert. "Einzelne Patienten wurden zwischendurch von uns angerufen."

30 Covid-19-Patienten wurden bisher behandelt

Mit der neuen Erlasslage würden die Patienten nun angerufen "und nach Dringlichkeit und Beschwerdebild" einbestellt. "Wir planen derzeit wochenweise. Wir fahren langsam und mit Bedacht hoch und hoffen, dass wir mit der Geduld der Bevölkerung rechnen können." Die beiden Intensivstationen am EKM verfügen zusammen über 25 Betten, von denen im Regulärbetrieb an zwölf bis 15 beatmet wird. Beatmet werden kann natürlich an allen Plätzen, und für den Notfall sind insgesamt 45 Beatmungsplätze im ganzen Haus geschaffen worden. "Das wäre das Maximum", so Gassel.

Insgesamt hat das EKM im genannten Zeitraum 225 Personen mit Verdacht auf Covid-19 aufgenommen. Covid-19-positiv waren davon 30, wovon bis zu sechs zeitgleich auf der Intensivstation beatmet werden mussten. Die extra erweiterte Isolierstation 5 hat nun insgesamt 71 Betten. Die waren auch in der Spitze alle belegt, allerdings nicht nur mit Covid-19-Patienten. Am Montagmorgen gab es noch drei Covid-19-Patienten auf der Intensivstation und neun weitere auf der Station 5.

Gewappnet für die kommende Zeit

Aktuell habe man alles im Griff, so Gassel. Doch man will gewappnet sein, falls sich die Lage ändert: Mitarbeitende, die im Urlaub sind, sind gehalten, bei Bedarf zurückzukommen, externe Vertretungsärzte sowie Medizinstudierende seien akquiriert worden, es gebe Schulungen für Pflegekräfte und Ärzte. Der hausinterne Krisenstab tage jeden Morgen, Mitarbeiter würden gescreent, das eigene Labor mache es möglich. "Wir setzen auf Schutz, Schutz, Schutz", so Gassel.

SMH INFORMIERT DIE PATIENTEN

Das St. Marien Hospital (SMH) gibt nicht bekannt, wie viele Operationen durch die Corona-Pandemie in den letzten Wochen im Haus nicht durchgeführt werden konnten. Menschen mit Knochenbrüchen nach Unfällen oder Patienten mit akuten Infektionen oder Tumorerkrankungen seien auch in den vergangenen Wochen behandelt worden. Auch das SMH sei dabei, seine Patienten über die aktuellen OP-Planungen zu informieren.

Das SMH hat 18 Intensivbetten. Neun Betten mit Beatmung sowie Notfall-Beatmungsmöglichkeit, die an normale Intensivbetten angeschlossen werden könnten, werden für Covid-19-Patienten bereitgestellt, hieß es. Die Kapazitäten würden weiterhin frei gehalten. Soweit sieht sich das Haus für mögliche Pandemiespitzen gut vorbereitet.

Ambulant und stationär hat das Haus nach eigenen Angaben bisher "sechs bis acht" Covid-19-Patienten behandelt, wobei die Patienten, die in die häusliche Pflege entlassen wurden, nicht mitgezählt worden seien.