Mülheim. Seit Wochen rüstet sich das Evangelische Krankenhaus in Mülheim für den Ernstfall in der Corona-Krise. Klinik-Chef Krog berichtet nun zur Lage.

Das Signal der beiden Mülheimer Krankenhäuser ist deutlich: Sowohl das Evangelische Krankenhaus (EKM) als auch das St. Marien-Hospital sehen sich gut vorbereitet für einen eventuellen Ernstfall mit vielen Covid-19-Patienten, die intensivmedizinisch zu betreuen sind.

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„Wir passen gut auf die Mülheimer Bürger auf“, sagt EKM-Geschäftsführer Nils B. Krog. Sein Haus habe mittlerweile vier Wochen intensive Vorbereitung hinter sich. Täglich sitze im Haus der Krisenstab beisammen, zusätzlich sei die enge Verzahnung mit dem städtischen Krisenmanagement gegeben.

Rund 300 Betten im Krankenhaus stehen für Corona-Patienten zur Verfügung

Nils B. Krog ist Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Mülheim. Er sagt: „Wir passen gut auf die Mülheimer Bürger auf.“
Nils B. Krog ist Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Mülheim. Er sagt: „Wir passen gut auf die Mülheimer Bürger auf.“ © Andreas Köhring

Das EKM hat mächtig Kapazitäten geschaffen, um Platz zu haben für eine Schwemme von Covid-19-Patienten. Zurzeit seien die 602 Planbetten im EKM nur zur Hälfte belegt. Selbst Stationen, die zuletzt nicht betrieben wurden, stehen laut Krog wieder zur Verfügung. Hatte das EKM zuletzt 25 Beatmungsplätze vorgehalten, könnte dies sofort auch auf bis zu maximal 45 Plätze hochgefahren werden. Zusätzlich könnten im Notfall Beatmungsplätze in OP- und Aufwachraum genutzt werden.

Für ganz ernste Fälle hat das EKM laut Krog eine Isolierstation mit 71 Betten geschaffen. Bislang hat das EKM 18 Covid-19-Patienten behandelt, ein Teil davon ist bereits gesund entlassen worden. Eine Prognose, wie sich die Lage in Mülheim entwickeln wird, mag auch Krog nicht abgeben, zur aktuellen Situation stellt er aber fest, dass die Bürger dem Krankenhaus mit ihrem disziplinierten Verhalten „sehr helfen“. Die Zahl der offiziell registrierten Infizierten war in den vergangenen Tagen rückläufig.

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Geschäftsführer spricht von einer „angespannten Erwartungshaltung“

Dennoch: Bei den rund 100 Mitarbeitern des EKM sei „eine angespannte Erwartungshaltung“ zu vernehmen, so Krog. „Keiner weiß, was kommt, viele haben die Bilder aus Italien im Kopf.“ Doch Krog sieht das deutsche Gesundheitssystem gut aufgestellt, auch weil die in der Vergangenheit vieldiskutierten Pläne, Kapazitäten abzubauen, nicht zur Umsetzung gekommen seien.

Nach wie vor sei es schwierig, an Schutzausrüstung zu kommen, berichtet der Klinikgeschäftsführer. „50 Prozent unseres Tagesjobs besteht darin, zu organisieren, dass wir die nötigen Ressourcen haben.“ Auch für das EKM bauen Freiwillige Masken aus Plexiglas oder nähen welche, denn für alle Mitarbeiter, auch die in der Verwaltung, gilt längst Maskenpflicht. Für die qualitativ hochwertige Schutzausrüstung stellt Krog fest: „Im Moment sind wir für die nächsten paar Wochen auf der sicheren Seite.“

„Wir sind im medizinisch-pflegerischen Bereich sehr gut aufgestellt“

Zwei Behelfskrankenhäuser für den Notfall

Für den Fall, dass beide Mülheimer Krankenhäuser mit der Behandlung von Corona-Patienten an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, hat das städtische Krisenmanagement vorgesorgt: Ein Behelfskrankenhaus ist in acht bis dato leerstehenden Häuser des Flüchtlingsdorfes auf dem Saarner Kirmesplatz eingerichtet. Daneben steht die katholische Akademie „Die Wolfsburg“ zur Verfügung.

In Saarn könnten Corona-Patienten untergebracht werden, die kurz vor der Entlassung sind und keiner umfangreichen medizinischen Versorgung mehr bedürfen. Die Wolfsburg soll bei Bedarf für nicht-infizierte Patienten der Krankenhäuser die letzte Etappe vor einer Entlassung werden.

„Wir sind im medizinisch-pflegerischen Bereich sehr gut aufgestellt“, sagt er. Größere Herausforderungen bei den Vorbereitungen für einen etwaigen Notfall gebe es aktuell nicht mehr. Derzeit gehe es vermehrt aber darum, die Situation für Mitarbeiter, Patienten und Angehörige so erträglich wie möglich zu organisieren. So sei ein Team zur Krisenintervention mittlerweile Tag und Nacht erreichbar.

Mitarbeitern würden Räume gegeben, „wo sie durchatmen können“. Etwa gibt es für die Belegschaft jetzt länger warmes Essen über die Kantine. Schon jetzt sei die Belastung hoch, obwohl noch wenige Covid-19-Patienten zu behandeln waren. Krog verweist auf die verschärften Hygienemaßnahmen und geänderten Routinen. Auch helfen Kollegen aus weniger belasteten Bereichen, etwa aus der Anästhesie, anderswo aus. Es gibt neue Notfall- und Sonderdienstpläne, das EKM hat die Personalstärke für den Bereitschaftsdienst an Wochenenden hochgesetzt.

Krog zeigt sich im Namen der Belegschaft sehr dankbar für das, was der Krankenhaus-Belegschaft aktuell an Dankbarkeit aus der Bürgerschaft gespiegelt wird. Ob Studenten, die freiwillig mitarbeiten, Bürger, die Kuchen oder Pizzen spenden: „Wir sagen Danke“, so Krog.