Mülheim. Eine Triage-Situation im Zuge der Corona-Pandemie würde Mülheims Krankenhäuser viel Verantwortung abverlangen. So sehen Beteiligte die Situation.

Eine Triage bezeichnet in der Medizin eine Notfalllage, in der medizinische Hilfeleistungen aufgrund mangelnder medizinischer Ressourcen auf Patienten mit den größten Überlebenschancen konzentriert werden. Dass Krankenhäuser bei einer Zuspitzung der Corona-Krise in eine Triage-Situation kommen könnten, ist zuletzt vielfach diskutiert worden. So denken Bistum und Evangelisches Krankenhaus darüber.

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Der Medizinethik-Rat des Bistums Essen, Bischof Franz-Josef Overbeck und die katholische Akademie „Die Wolfsburg“ haben dazu in dieser Woche Stellung bezogen. „Der Abbruch einer intensivmedizinischen Therapie in einer Triage-Situation ist aus christlich-ethischer Sicht eher schwer zu rechtfertigen. Wenn die Entscheidung jedoch nach bestem Wissen und Gewissen getroffen wurde, muss die Bewertung der Handlung offen bleiben“, heißt es da.

Medizinethik-Rat: Entscheidungen in Ausnahmesituationen verdienen höchsten Respekt

Derartige medizinische Entscheidungen in Ausnahmesituationen verdienten höchsten Respekt und entzögen sich jeder moralischen Bewertung. Zudem sei, auch wenn Kapazitäten und Ressourcen knapp würden, am Prinzip der Gleichheit aller Menschen ausnahmslos festzuhalten, heißt es weiter im Papier. Eine Wertschätzung des Gesundheitspersonals könne nicht dadurch zum Ausdruck gebracht werden, dass es im Krankheitsfall vorrangig behandelt werde. „Wir sprechen uns gegen die Aufweichung des Gleichheitsgrundsatzes aus.“

Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Mülheim: „Es waren immer Entscheidungen zu treffen über lebenserhaltende oder lebensverlängernde Maßnahmen, ob ein Patient künstlich ernährt oder beatmet wird.“
Nils B. Krog, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses in Mülheim: „Es waren immer Entscheidungen zu treffen über lebenserhaltende oder lebensverlängernde Maßnahmen, ob ein Patient künstlich ernährt oder beatmet wird.“ © Andreas Köhring | Andreas Köhring

Während das St. Marien-Hospital seine Haltung zu einer Triage-Situation auf Anfrage nicht preisgab, verwies der Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses, Nils B. Krog, darauf, dass sich an der geübten Praxis im Grunde nichts ändern würde. „Es müssen von jeher Entscheidungen über lebenserhaltende oder lebensverlängernde Maßnahmen getroffen werden, zum Beispiel, ob ein schwerkranker Patient in hohem Alter künstlich ernährt oder beatmet wird.“ Eine ganz wichtige Rolle spiele dabei vor allem der Patientenwille, der sich idealerweise in einer Patientenverfügung und einer Vollmacht widerspiegele.

EKM-Geschäftsführer: Entscheidung fällt immer im Team

Eine solche Entscheidung werde immer im Team aus Ärzten, Pflegern und gegebenenfalls der Notfallseelsorge getroffen. Krog stellte klar, dass er es in Deutschland nicht für möglich hält, das Alter eines Patienten als ausschlaggebendes Kriterium für eine Entscheidung zu wählen, wie zuletzt in Medien berichtet. Medizinische Kriterien blieben auch dann der Maßstab, wenn die Ressourcenknappheit ein zusätzliches Kriterium werde.