Mülheim. Auch in Mülheim wird Corona-Schutzausrüstung zur Mangelware. Die Stadt holt sich jetzt professionelle Hilfe, etwa in der Theaterschneiderei.

Um die Verbreitung von Corona-Infektionen einzugrenzen, ist wirksame Schutzausrüstung ganz entscheidend. Daran fehlt es in Mülheim, das wurde in der jüngsten Sitzung des Krisenstabes alarmierend deutlich. Die Stadt will daher schnellstens Material beschaffen und Profis einspannen, die es ordentlich verarbeiten.

Mülheim startet jetzt eine große Beschaffungsaktion, vorrangig von Atemschutzmasken. Die organisatorischen Fäden laufen bei Guido Brücker im Büro des Oberbürgermeisters zusammen. Er erklärt: "Wir wollen Schutzmasken herstellen lassen, die qualitativ deutlich über einfache Baumwollprodukte hinausgehen." Den zertifizierten FFP2-Standard werde man zwar nicht erreichen. Aber diese Artikel sind zur Zeit eben nicht erhältlich.

Theaterschneiderinnen haben momentan nichts zu tun

Benötigt werden Fleece, Bügel, Gummibänder. Außerdem sollen Schutzkittel genäht werden, für die es schon Schnittmuster gibt. Welche Stoffe geeignet sind, um Viren effektiv abzuwehren, werde gerade geprüft, erläutert Brücker. Mögliche Partner gibt es auch schon: Zum einen will eine textilverarbeitende Firma aus Mülheim helfen, die noch nicht namentlich erscheinen möchte, zum anderen das Theater an der Ruhr mit seinen Schneiderinnen.

"Dort gibt es ja gerade nichts zu tun", so Brücker. Der Theaterbetrieb ruht. Und: Das angesprochene Unternehmen würde sogar ohne Bezahlung nähen und liefern, "sie wollen nur ihre Kosten gedeckt haben". Tatkräftige Unterstützung, auch beim Nähen von Atemschutzmasken, kommt außerdem von vielen Ehrenamtlichen, etwa über die äußerst rege Facebookgruppe #4330hilft, die schon fast 450 Mitglieder hat.

Atemschutzmasken für die Mülheimer Abiturienten

Wie viele Schutzmarken und Kittel am Ende benötigt werden, weiß niemand. Brücker ist gerade dabei, mit Unterstützung verschiedener Experten aus der Stadt den akuten Bedarf abzuschätzen.

Auch an die um drei Wochen verschobenen Abi-Prüfungen wird schon gedacht: "Wir wollen alle 1000 Abiturienten in Mülheim mit Atemschutzmasken ausstatten", kündigt Brücker an.

Stadt trägt alle Material- und Sachkosten

Dabei werde die Beschaffung der notwendigen Ausrüstung auf keinen Fall am Geld scheitern, betont Brücker. Im Gegensatz zu vielen Initiativen aus Vor-Corona-Zeiten sind die kritischen Stadtfinanzen hier kein Argument. "Das ist mit dem Kämmerer abgesprochen. Wir werden selbstverständlich alle Material- und Sachkosten tragen, da gibt es gar kein Vertun."

Die Masken und Schutzkittel sind übrigens keine Einwegartikel, sondern können gewaschen werden. Dennoch ist das ganze Programm nur eine Notlösung, um den Engpass zu überbrücken, so sieht das auch Dr. Frank Pisani vom Gesundheitsamt: "Wir hoffen natürlich, dass die vom Land NRW lange bestellten Lieferungen endlich ankommen."

DAS GEHÖRT ZUR SCHUTZAUSRÜSTUNG

Für die Behandlung und Pflege von Covid-19-infizierten Patienten empfiehlt das Robert-Koch-Institut eine persönliche Schutzausrüstung mit: Schutzkittel, Einweghandschuhen, dicht anliegender Atemschutzmaske und Schutzbrille.

Bevorzugt sollen hochwertige FFP2-Masken getragen werden, die vor Aerosolen (Schwebeteilchen in der Luft) und Tröpfchen schützen.