Mülheim. Im Mülheimer Fliedner-Seniorenheim haben sich drei Bewohnerinnen mit dem Coronavirus infiziert. Mehr Ansteckungen werden befürchtet.

Das Mülheimer Gesundheitsamt hat das Theodor-Fliedner-Seniorenheim „Wohnen im Alter“ unter Quarantäne gestellt. Die drastische Maßnahme ist notwendig, denn nachdem es einen Verdachtsfall gab, hat das Amt aktuell drei Bewohnerinnen, die an dem Covid-19 Erreger erkrankt sind, bestätigt. Weitere 57 Bewohner sind in stationärer Quarantäne, 14 Mitarbeiter – darunter mehrere Pflegekräfte – müssen zuhause bleiben.

Ob die Maßnahmen schnell genug ergriffen worden sind, muss nun abgewartet werden. Die Häuser, Abteilungen und Wohnbereiche sind zumindest darauf eingestellt, dass die Krankheitsfälle weiter steigen können.

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Wie es zu der Ansteckung kam – durch die Besucher oder die Betreuung –, lässt sich jedoch weder für das Amt noch für die Einrichtung mehr nachvollziehen: „Wir haben frühzeitig Maßnahmen ergriffen“, bestätigt die Leiterin der Abteilung Kommunikation in der Fliedner-Stiftung, Claudia Kruszka. Bereits vor gut zwei Wochen sagte man alle Veranstaltungen ab, Besuche waren seitdem nur noch in Ausnahmefällen möglich.

Selbst das ist nun vorbei: Von außen wird das Dorf natürlich noch mit Lebens- und Hilfsmitteln versorgt, doch auch Personal darf nun nicht mehr zwischen den verschiedenen Wohnbereichen wechseln, die Bewohner müssen auf ihren Zimmern bleiben. Auch die Hygienemaßnahmen hat die Einrichtung weiter verschärft.

Drei Mülheimer Frauen zwischen Ende 80 und Mitte 90 infiziert

Den drei betroffenen Frauen, die zwischen Ende 80 und Mitte 90 Jahre alt sind, geht es den Umständen entsprechend schlecht, denn sie wurden bereits aufgrund ihres Gesundheitszustandes seit längerer Zeit palliativ betreut.

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Der Krisenstab der Stiftung und das Gesundheitsamt arbeiten nun mit vereinten Kräften daran, dass sich der Virus nicht weiter ausbreitet und haben Notfallpläne aufgestellt, damit der Betrieb im Ernstfall, bei weiteren Erkrankungen, aufrecht erhalten werden kann.

Noch droht kein Mangel an Pflegekräften

Noch drohe kein Mangel an Pflegekräften, versichert Sprecherin Kruszka: „Mitarbeiter werden für die Versorgung vorgehalten“, die Absprachen mit der Heimaufsicht der Stadt Mülheim seien eng.

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Zudem sei die Solidarität zwischen den verschiedenen Einrichtungen der Theodor Fliedner Stiftung groß, man helfe sich gegenseitig, sollte es zu Engpässen bei Hilfsmitteln kommen. Derzeit aber sei die Versorgung gesichert, erklären Sabine Halfen und Claudia Ott vom Vorstand, „die Corona-Krise verändert rasant unseren Alltag. Wir hoffen, dass diese Maßnahmen jetzt greifen, und wir diese Krise bewältigen können“.

Alle Seniorenpflegeheime haben Maßnahmen angezogen

Bei den Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus haben derzeit alle Seniorenpflegeheime noch einmal angezogen. Auch die städtischen Seniorenpflegedienste, zu denen das „Haus auf dem Bruch“, Haus Gracht und Haus Kuhlendahl gehören, haben ein generelles Besuchsverbot erlassen.

Das Essen wird nur noch bis an die Türschwelle zu den Häusern geliefert, Pflegekräfte wechseln nicht die Abteilungen. Ausnahme bilden nur Bewohner, die palliativ versorgt werden, also nur noch eine begrenzte Lebenserwartung haben – „aus ethischen Gründen“, sagt der Geschäftsführer der Seniorendienste, Alexander Keppers.

In den Einrichtungen der Seniorendienste seien derzeit nur drei von 400 Mitarbeitern in häuslicher Quarantäne, aktuell gebe es keine Erkrankungsfälle in den Häusern, teilt Keppers mit. Das allerdings, räumt der Geschäftsführer ein, „kann sich aber gravierend ändern“, eigentlich sei es nach derzeitiger Entwicklung nur eine Frage der Zeit, wann es zu Ansteckungsfällen kommt.

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Genug Essen, Toilettenpapier und Desinfektionsmittel, aber zu wenig Schutzkleidung

Zwar haben die Seniorendienste keine Engpässe bei den Desinfektionsmitteln, und sind sogar mit Ethanol so eingedeckt, dass sie ihre eigenen Hygienemittel herstellen können. Auch bei der Versorgung mit Toilettenpapier und Lebensmitteln wird es nicht knapp werden, „denn zum einen stellen wir unser Essen selbst in Großküchen her, zum anderen sind die Bestände bei den Großhändlern übervoll, weil die Restaurants und Hotelbetriebe geschlossen oder nur begrenzt geöffnet haben“, erläutert Keppers.

Allerdings nicht gut versorgt sind die Einrichtungen mit Schutzkleidung, „wir haben nur einen kleinen Bestand an Atemschutz- und Fließmasken“. Vor Juni rechnet Keppers nicht mit einer Normalisierung der Lieferwege. „Das Problem lässt sich auch mit Geld nicht lösen, wir haben alle Kanäle angezapft, es ist schlicht zu wenig da“, hofft der Geschäftsführer, dass im Ernstfall eines Krankheitsausbruchs bei den Seniorendiensten andere Einrichtungen aushelfen können.