Mülheim. CDU und Grüne stehen in Mülheim plötzlich ohne OB-Kandidatin da. Ihre Kandidatin Diane Jägers zieht sich aus gesundheitlichen Gründen zurück.
Aus gesundheitlichen Gründen tritt Diane Jägers von der gemeinsamen OB-Kandidatur für CDU und Grüne in Mülheim zurück.
CDU und Grüne teilten dies am Mittwochnachmittag mit. Sie drückten ihr Bedauern aus und wünschten Diane Jägers für ihre Gesundheit und Zukunft alles Gute. Zur Erkrankung Jägers’ machten beide Parteien keine Angabe. Zu hören ist lediglich, dass Jägers schon einige Wochen wegen ihrer Erkrankung keine Termine in Mülheim wahrgenommen hat. Ihr letzter Eintrag auf Ihrer Facebook-Seite, die Jägers erst am 9. Februar angelegt hatte, datiert vom 23. Februar. Da berichtete Jägers von ihrem Treffen mit der Mülheimer Sektion des Deutschen Alpenvereins.
CDU und Grüne wollen schauen, ob sie erneut gemeinsamen Kandidaten finden
SPD und FDP bringen sich sofort neu in Position
OB-Kandidatin Monika Griefahn (SPD) richtete am Mittwoch nach Bekanntwerden von Jägers’ Rückzug ihre Genesungswünsche an ihre ursprüngliche politische Mitbewerberin, verband dies aber gleich mit Werbung für die eigene Person. Die Stadt stehe vor großen Herausforderungen, auch neben der Corona-Krise. Um einen politischen Wandel herbeizuführen, lade sie weiter Bürger sowie demokratische Kräfte dieser Stadt ein, „über einen gemeinsamen Weg zu diskutieren“.
FDP-Kreisvorsitzender Christian Mangen zeigte sich „betroffen“ von der Erkrankung Jägers’. Diane Jägers sei „gute Gesundheit und alles Beste für die Zukunft“ zu wünschen. „Es ist in hohem Maße anerkennenswert, dass sich Frau Jägers für unser schönes Mülheim an der Ruhr einsetzen wollte.“
Mangen äußerte seinen Zweifel daran, dass es CDU und Grünen gelingen wird, noch einmal einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen. Er sieht dafür bei beiden Parteien „keinen gemeinsamen Nenner“. Eine gemeinsame Kandidatur sei nur Ausdruck „ideologischer Planspiele“. Mangen offerierte der CDU, sich mit der FDP-Kandidatin Amrei Debatin anzufreunden. „Hinter ihr können sich alle bürgerlichen Kräfte dieser Stadt versammeln.“
Persönlich erklärte sich Jägers am Mittwoch nicht. Die Nachricht ihres Rückzuges machten die CDU-Parteivorsitzende Astrid Timmermann-Fechter und die Vorstandssprecher der Grünen, Kathrin-Rosa Rose und Fabian Jaskolla, öffentlich.
Sie erklärten, dass sich für die Kommunalwahl die Zielsetzung von CDU und Grünen nicht verändert habe. Es werde nach wie vor ein politischer Wechsel in Mülheim angestrebt. Im vergangenen Jahr hätten sich CDU und Grüne auf den Weg gemacht, einen gemeinsamen OB-Kandidaten zu finden und dafür eine gemeinsame Ausrichtung bezüglich eines Anforderungsprofils entwickelt, hieß es dazu.
Eine gemeinsame Kandidatur sei „nach wie vor möglich“, heißt es
Eine Orientierung daran werde weiterhin angestrebt. In Abhängigkeit von der Person bleibe eine gemeinsame Kandidatur „nach wie vor möglich“, hieß es. Auch wenn die zeitliche Komponente und die äußeren Faktoren (Corona-Krise mit Versammlungsverbot) einen Findungsprozess erschwerten. „Es gilt nun die aufgekommene Personalfrage in den eigenen Reihen zu bewerten. Beide Parteien nehmen diese Frage mit in die Beratung“, endete die Mitteilung der Parteien.
Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte Grünen-Vorstandssprecher Fabian Jaskolla, dass bei den Grünen die Frage eines gemeinsamen Kandidaten mit der CDU immer basisdemokratisch zu entscheiden sei. Jägers hatte im Dezember bei der Grünen Basis eine Zustimmung von lediglich 75 Prozent erfahren. Dass die SPD später mit Monika Griefahn die Mitgründerin von Greenpeace Deutschland aus dem Hut zaubern würde, war zu jenem Zeitpunkt nicht einmal zu erahnen.
Jaskolla (Grüne): Richtungsschwenk zur SPD wäre unglaubwürdig
Jaskolla ist sich bewusst, dass die grüne Basis an Griefahn Gefallen finden könnte, das ließ er im Gespräch durchblicken. Er selbst sieht einen Richtungsschwenk seiner Partei hin zur SPD aber kritisch, es wäre seiner Meinung nach „unglaubwürdig“. „Nur weil Frau Griefahn kandidiert, macht dies keine andere SPD“, sieht er weiter weit auseinandergehende Meinungen in Sachfragen, etwa zum diskutierten Wirtschaftsflächenkonzept. Grüne und CDU haben bislang allerdings auch nicht den Beweis erbracht, ob sie etwa in der Flughafen-Frage oder zur Zukunft des Mülheimer Nahverkehrs eine gemeinsame Linie finden werden.
Beide stehen bei der Suche nach einem (gemeinsamen) OB-Kandidaten wieder bei Null. Jaskolla zeigte sich skeptisch, ob es seiner Partei mit ihren kleinen Strukturen gelingen könnte, einen eigenen Kandidaten, gewünscht ist ja eine Frau, zu präsentieren.
Timmermann-Fechter (CDU): Wünschen ihr, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt
„Ich halte fest: Diane Jägers war eine gute Kandidatin für die Grünen“, so Jaskolla. CDU-Parteichefin Astrid Timmermann-Fechter zeigte sich „sehr traurig“ über den krankheitsbedingten Rückzug von Jägers. Einen alternativen Kandidaten habe sie so kurzfristig noch nicht im Kopf. Erst einmal gelte es, Diane Jägers „zu wünschen, dass sie schnell wieder auf die Beine kommt“.
Unklar blieb wegen der Wirren um die Corona-Krise am Mittwoch, wie lange CDU und Grüne genau Zeit haben, um einen oder zwei Kandidaten innerhalb der Fristen aufzustellen. Unklar ist aber aufgrund der Corona-Krise auch, ob die Kommunalwahlen am 13. September überhaupt stattfinden werden.