Mülheim. In einem Mülheimer Buffet-Restaurant sollen Gäste für Essenreste auf ihren Tellern zahlen, um Verschwendung zu stoppen. Eine gute Idee?

Das Restaurant „Shao Xing“ an der Weseler Straße, das früher „Mongolei“ hieß, ist bekannt für sein üppiges asiatisches Buffet. Täglich gibt es dort „All you can eat“, seit einiger Zeit aber auch dezente Hinweise auf der Speisekarte: Reste auf dem Teller müssen extra bezahlt werden

Verschwendung wird nicht geschätzt!“, steht dort. „Bitte nehmen Sie nur so viel, wie sie auch verzehren können.“ Speisereste würden mit zwei Euro pro 100 Gramm berechnet.

Bisher wurde noch niemand zur Kasse gebeten

Die Idee habe er selber gehabt, im vergangenen Jahr, erklärt Geschäftsführer Chunmei Zhou. „Natürlich berechnen wir nichts, wenn es unseren Gästen einfach nicht schmeckt.“ Und de facto sei bisher auch noch niemand zur Kasse gebeten worden. „Es funktioniert durch die bloße Ankündigung“, meint der Restaurantchef. Meistens. Nicht immer: „Manche Leute sagen: ,Es ist ein Buffet, da darf ich nehmen, was ich will.’ Mit solchen Gästen reden wir nicht gerne. . .“

Auch interessant

Der ehemalige Real-Markt im Mülheimer Hafen wird das ganze Jahr über Baustelle sein. Erst 2021 eröffnen dort Edeka, Lidl und ein Drogeriemarkt.
Von Linda Heinrichkeit und Annette Lehmann

Zu den Stammgästen des asiatischen Restaurants im Mülheimer Hafen gehören seit Jahren Stefanie Richter und ihr Mann. Steffi feiert auf Facebook die Idee, Essenreste bezahlen zu lassen: „Ich find’s gut. Wenn man sieht, was hier so weggeschmissen wird.“

Vieles an Beilagen geht zurück - „einfach traurig“

Bei ihren zahlreichen Besuchen am Buffet habe sie sich oft geärgert, berichtet die Mülheimerin auf Nachfrage: „Viele Leute machen sich die Teller so voll, haben Angst, sie bekommen später nichts mehr. Es geht viel an Beilagen zurück, das ist einfach traurig. In anderen Ländern müssen Menschen hungern und hier wird es achtlos in den Müll geworfen.“

Auch interessant

Abgesehen von solchen moralischen Fragen ist Lebensmittelverschwendung teuer. Auch andere Mülheimer Restaurants, die Buffets anbieten, steuern dagegen. Beispiel: Café del Sol. Im Lokal an der Oberheidstraße in Dümpten trifft man sich am Wochenende gerne zum ausgedehnten Frühstücks- oder Brunchbuffet. „Übrig gebliebene Speisereste auf den Tellern stellen wir unseren Gästen natürlich nicht in Rechnung“, erklärt eine Sprecherin der Gastro-Kette auf Anfrage.

Massenhaft Essenreste

Auf den Tellern in allen Restaurants der Gastro & Soul GmbH bleiben nach Angaben des Unternehmens jährlich 51.160 Kilo Essensreste liegen. Die Zahl bezieht sich auf insgesamt 39 Restaurants, die meisten laufen als „Café del Sol“.

Mit diesen weggeworfenen Lebensmitteln könnte man 426 Restmülltonnen mit einem Volumen von jeweils 120 Litern füllen.

Aber: Seit gut einem Jahr liegen Handzettel am Buffet, mit denen die Besucher für das Thema sensibilisiert werden sollen: „Probiert und holt euch dann Nachschlag.“ Aus dem selben Grund sei das Café del Sol dazu übergegangen, auf kleinere Portionsgrößen zu setzen und lieber häufiger nachzufüllen. „Wir bekommen dazu durchweg positives Feedback“, so die Sprecherin, „aufgrund des Nachhaltigkeitsaspektes und weil die Speisen ständig frisch aus der Küche kommen.“

Buffet lieber häufiger nachfüllen

Ähnlich funktioniert es im Alex an der Schloßstraße. Lebensmittelverschwendung sei kein Riesenproblem, meint Betriebsleiterin Melek Firik, „wirtschaftlich gesehen haben wir dadurch wenig Verlust“. Früher sei es mehr gewesen. Sie und ihr Team würden darauf achten, Speisen erst nachzulegen, wenn sie aufgebraucht sind. Brötchen beispielsweise, Lachs oder Eier.

Auch interessant

„Leider gibt es Gäste, die sich viel zu viel auf den Teller packen und dann 90 Prozent wegwerfen“, berichtet die Alex-Chefin, „zehn Brötchen zu zweit, mehrere große Teller mit Rührei.“ Tendenziell beobachte sie das eher bei Erwachsenen ab 30 aufwärts. Ihr tut es leid, weil im Buffet viel Aufwand und Mühe steckt: „Wir machen uns täglich Gedanken über die Vorbereitung und die Qualität unserer Produkte. Sehr schade, wenn Essen dann einfach in die Tonne geworfen wird.“

Frühstücksbuffet im Leonardo an der Schloßstraße in Mülheim.
Frühstücksbuffet im Leonardo an der Schloßstraße in Mülheim. © Funke Foto Services | Martin Möller

Wenige Meter entfernt an der Schloßstraße betreibt Rajesh Luthra sein Bistro „Leonardo“, im vergangenen Frühjahr wurde es umfassend renoviert. Wo früher rund 140 Plätze zur Verfügung standen, sind es jetzt nur noch 90. Auch aus diesem Grund würden nach dem Frühstücks- oder Brunchbuffet weniger Lebensmittel weggeworfen, sagt der Gastronom: „Wir sind meistens komplett ausgebucht, und es ist sehr leicht zu planen, was man an Lebensmitteln braucht.“

Kleinere Teller, weniger Reste

Dass Gäste hemmungslos zugreifen und wegwerfen, erlebe er selten. Sein Restaurant habe eine überschaubare Größe: „Bei uns muss man zum Buffet nicht so weit laufen wie anderswo.“ Vielleicht wandere im Leonardo auch weniger in die Abfalltonne, „weil unsere Buffet-Teller nicht so groß sind, sondern angemessen“, meint Luthra. Manchmal seien die Augen größer als der Magen - „da ist es günstig, wenn nicht so viel auf den Teller passt.“

Auch interessant