Bochum. Aral will in diesem Jahr 120 weitere Tankstellen-Supermärkte eröffnen und weist Vorwürfe zurück, dass Lebensmittel massenhaft weggeworfen werden.

Mit dem Verkauf von Sprit macht Deutschlands größte Tankstellenkette Aral längst nicht mehr den Großteil ihres Umsatzes. Gemeinsam mit dem Lebensmittelriesen Rewe baut das Bochumer Unternehmen das Mini-Supermarkt-Konzept Rewe to go aus. An 550 Standorten bundesweit gibt es bereits frische Äpfel und Eier. In diesem Jahr wollen Aral und Rewe 120 weitere Supermärkte neben den Zapfsäulen eröffnen.

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Im vergangenen Jahr verzeichneten die Rewe-to-go-Shops nach Konzernangaben ein durchschnittliches Umsatzplus von über 15 Prozent. Im September sprach die zuständige Aral-Managerin Mechthild Menke von einer „positiven Geschäftsentwicklung“. Unter den Tankstellen-Pächtern, die auch die Supermärkte betreiben, scheint dagegen der Unmut zu wachsen. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ melden sich einige von ihnen anonym zu Wort. Sie berichten davon, dass sie Lebensmittel in großen Mengen wegwerfen müssten, weil sie nicht gekauft würden.

Pächter: Lebensmittel landen massenweise im Müll

Die Pächter werfen dem Bochumer Tochterunternehmen des Ölmultis BP laut „Zeit“ vor, dass sie auf den Einkaufskosten sitzen blieben und inzwischen sogar die Insolvenz fürchteten. Allein 2019 hätten einzelne Pächter Lebensmittel im Wert von 40.000 bis 60.000 Euro in den Müll geworfen. Sie rechnen die Verschwendung auf die 550 Shops hoch und kommen auf eine Summe von bis zu 33 Millionen in den Abfall geworfener Lebensmittel. So habe eine Pächterin, die ihren Namen nicht nennen will, im vergangenen Jahr 170 „Knusperschnitzel“ verkauft, aber rund 1000 weggeworfen. 1600 „Laugenecken“ seien in die Abfalltonne gewandert, aber nur 50 im Magen der Kunden.

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100 Pächter sollen sich der „Zeit“ zufolge zusammengeschlossen und einen Protestbrief an die Bochumer Zentrale geschrieben haben. In den nächsten Tagen soll es dem Bericht zufolge nun zu einem Krisentreffen mit BP-Europachef Wofgang Langhoff und Aral-Geschäftsführer Patrick Wendeler kommen.

Im Gespräch mit unserer Redaktion weist Aral-Sprecher Detlef Brandenburg die von Pächtern erhobenen Vorwürfe zurück. „Die Zahlen über nicht verkaufte Lebensmittel sind für Aral nicht nachvollziehbar. Allein aus Wirtschaftlichkeitsgründen ist es in unserem Interesse, dies so weit wie möglich zu vermeiden“, sagte er.

Aral: „Angebot auf lokales Umfeld ausgerichtet“

Brandenburg verweist auf die zuletzt vorgenommenen Änderungen des Rewe-to-go-Konzeptes. Darin seien die Pächter einbezogen gewesen. So habe man „das Warenangebot und die Ausstattung der Shops noch gezielter auf die Kundennachfrage im jeweiligen lokalen Umfeld ausgerichtet“. Brandenburg: „Nicht jeder Artikel verkauft sich an jedem Standort gleich gut. Das ist ein fortlaufender Prozess.“