Mülheim. Bei der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik schneidet Mülheim besser ab als Essen. Die Zahlen steigen nur leicht an, es gibt weniger Verletzte.

Bei der Verkehrsunfallstatistik für 2019 des Polizeipräsidiums Essen/Mülheim schneidet Mülheim im Vergleich zur größeren Nachbarstadt Essen in vielen Bereichen deutlich besser ab: Es gibt weniger Schwerverletzte, weniger Unfälle mit Kindern, mit Radfahrern und mit Fußgängern, und auch einen geringeren Anstieg der Unfallzahlen insgesamt.

Allerdings gibt es auch im Jahr 2019 seit zwei Jahren erstmals wieder einen Verkehrstoten in Mülheim zu beklagen. Ein Fußgänger (59) wurde Anfang Mai in Styrum von einem Lkw erfasst. Zum Vergleich: Auf Essens Straßen kamen im Jahr 2019 sieben Menschen ums Leben. Und in Mülheim gab es im vergangenen Jahr mit 77 Unfällen einen leichten Anstieg bei Unfällen, an denen Senioren mitbeteiligt waren. 2018 waren es noch 73.

Auch in Mülheim sind mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs

Die Gesamtzahl der Unfälle stieg in Mülheim nur um 0,76 Prozent: von 6162 Unfällen in 2018 auf 6209 Unfälle in 2019. Laut Polizeidirektor Wolfgang Packmohr von der Direktion Verkehr liege das vor allem an einer Zunahme der Bagatellunfälle, der Blechschäden. Schließlich seien auch in Mülheim mehr Pkw und Lkw zugelassen worden als im vergangenen Jahr: 98.089 Pkw und Lkw waren es 2018; 2019 fuhren schon 115.518 Pkw/Lkw auf Mülheims Straßen – es sind einfach mehr Verkehrsteilnehmer unterwegs. „Der Verkehrsraum wird enger und damit härter umkämpft“, so seine Erklärung.

Für das gute Abschneiden Mülheims in der Verkehrsunfallstatistik hatte der Polizeidirektor allerdings keine Erklärung. Reiner Zufall oder einfach das Ergebnis guter Polizeiarbeit, guter Prävention und der Zusammenarbeit mit der lokalen Verkehrswacht? Die Polizei wird in den kommenden Wochen die Gründe für die positive Entwicklung noch weiter untersuchen. „Wir haben“, sagte Packmohr bei der Vorstellung der Zahlen, „noch kein Ergebnis, woran das gelegen hat. Das wird ein Teil unserer Feinanalyse sein.“

Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr ging in Mülheim zurück

Denn insgesamt ging in Mülheim auch die Zahl der Verunglückten im Straßenverkehr um fast 12 Prozent – von 543 in 2018 auf 478 im Jahr 2019, zurück. Es wurden 2019 insgesamt 43 Kinder bei Unfällen verletzt (8 auf dem Schulweg); 2018 waren es noch 52 Kinder (6 auf dem Schulweg).

Bei den Radfahrern, deren Sicherheit im Straßenverkehr aus Polizeisicht im vergangenen Jahr verstärkt im Fokus lag, gingen die Unfallzahlen in Mülheim ebenfalls zurück: 115 Rad- und Pedelecfahrer verunglückten 2018 im Straßenverkehr; 109 waren es im vergangenen Jahr (5,22 Prozent weniger). Zum Vergleich: In Essen verunglückten im vergangenen Jahr 6,68 Prozent mehr Radler. Auch die Zahl der in Mülheim verunglückten Fußgänger ging von 98 (2018) auf 67 (2019) deutlich zurück.

Die Moral im Straßenverkehr nach einem Unfall hat sich allerdings nicht so positiv entwickelt: Die Zahl der Unfallfluchten nach einem Sachschaden ist von 1220 (2018) auf 1256 im Jahr 2019 angestiegen. Die Aufklärungsquote der Polizei ist von 36,8 auf 38,6 Prozent leicht gestiegen. Bei einem Unfall mit Verletzten ist die Zahl der flüchtigen Unfallbeteiligten von 58 (2018) auf 31 im vergangenen Jahr allerdings gesunken. In diesen Fällen ist die Aufklärungsquote meist auch höher: 2018 wurden 81 Prozent der Fluchten geklärt; 2019 waren es allerdings nur 74,2 Prozent.

Engagement für Fußgänger

Polizeidirektor Wolfgang Packmohr hat in diesem Jahr die letzte Verkehrsunfallstatistik für Mülheim und Essen präsentiert. Er geht jetzt in Pension.

Packmohr, der seit gut einem Jahr stellvertretender Vorsitzender der Mülheimer Verkehrswacht ist, will sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst um die Sicherheit und die Rechte der Fußgänger kümmern.

Ähnlich, wie sich Radfahrer in Vereinen zusammenschließen, sollten das auch die Fußgänger tun, um ihre Interessen zu wahren, sagte Packmohr.

Deutlich gestiegen ist in Mülheim aber die Zahl der Verkehrsunfälle aufgrund erhöhter Geschwindigkeit – von 38 Unfällen (2018) auf 57 in 2019. Wolfgang Packmohr, überzeugter Verfechter von Geschwindigkeitsbegrenzungen inner- und außerorts sowie auf Autobahnen, wünscht sich mehr Tempolimits: „Die Vorteile, mit einer Affengeschwindigkeit durch die Gegend zu rasen, sind minimal – aber das Risiko ist riesengroß.“ Packmohr, der die Kritik der Bürger an Tempolimits kennt, plädiert dafür, den Entscheidungen der Stadtverwaltungen, die Tempo-30-Zonen einrichten, mehr zu vertrauen und sich auch daran zu halten. „Ich würde mir wünschen, dass man den Fachleuten Glauben schenkt.“