Mülheim. Die Mülheimer Sportvereine haben in jüngster Zeit wieder mehr Mitglieder. Dies kommt aber nicht von alleine, sondern kostet einige Mühe.
Die Mülheimer Sportvereine verzeichnen insgesamt wieder mehr Mitglieder. Das ist eine neue Entwicklung, über die sich viele freuen. Was steckt dahinter?
Die aktuellen Zahlen für 2019, die kürzlich auch im Sportausschuss präsentiert wurden, zeigen einen klaren Aufwärtstrend: Danach haben die aktuell 149 Sportvereine in Mülheim 37.159 Mitglieder – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 892 Personen. Auch der Anteil der jugendlichen Mitglieder ist leicht gestiegen, von 35 auf rund 37,5 Prozent. Dagegen hinkt die Versorgung mit Übungsleitern hinterher. Hier verzeichnet die Statistik gerade einmal drei Aktive mehr als 2018.
Vom Großverein bis zum Miniclub
Acht besonders große Vereine mit über 1000 Mitgliedern gibt es in der Stadt, angeführt vom TSV Viktoria 1898, dem 3776 Erwachsene, Kinder und Jugendliche angehören. Daneben existieren auch Miniclubs, etwa der Schachverein Turm 1931 mit gerade einmal elf Spielern.
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Alle Zahlen hat der Landessportbund NRW (LSB) geliefert. Dort müssen die Vereine ihren Mitgliederstand jährlich melden, wenn sie Fördermittel erhalten wollen. Stichtag ist jeweils der 28. Februar. Bis heute – Mitte Februar 2020 – wird sich also sicher schon wieder manche Zahl im Detail verändert haben. Aber die Tendenz bewerten viele in Mülheim positiv. Zuletzt bereitete der Mitgliederschwund große Sorgen.
MSB-Chefin: Mülheimer Vereine hängen sich rein
Dachverband aller Vereine ist der Mülheimer Sportbund (MSB). Dessen Geschäftsführerin Nicole Nussbicker sagt mit Blick auf die steigenden Mitgliederzahlen anerkennend: „Es liegt daran, dass viele unserer Vereine rührig sind und sich sehr reinhängen bei der Betreuung ihrer Mitglieder.“
Besonders zu kämpfen hätten die Clubs im Kinder- und Jugendbereich – vor allem, weil sich das Alltagsleben des Nachwuchses so stark gewandelt hat. Schultage dauern oft bis 16 Uhr, und danach zieht es längst nicht alle Kinder zum Training. „Der Bereich 60plus legt bei den Vereinen aber stark zu“, berichtet Nussbicker. „Sportgruppen für ältere Leute boomen, auch durch das LSB-Programm ,Bewegt älter werden in NRW!’“
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Große Hoffnungen verknüpfen die Mülheimer Vereine auch mit einem anderen Landesprogramm: „Moderne Sportstätte 2022“. Hier kann der MSB insgesamt 2,3 Millionen Euro auf örtliche Clubs mit eigenen Sportanlagen verteilen. Bis zum 30. März können Anträge eingereicht werden. Die MSB-Geschäftsführerin glaubt: „Wenn Vereine ihre Sportstätten modernisieren, führt das auch zu einer besseren Mitgliederbindung.“
Moderne Sportanlagen halten Mitglieder bei der Stange
Auf diesen Effekt – Sportler durch ein angenehmeres Ambiente bei der Stange zu halten – setzt beispielsweise die DJK Blau-Weiß Mintard, ein Fußballverein mittlerer Größe, aber recht weitab vom Schuss. „Zu Spitzenzeiten, als der Kunstrasen neu verlegt war, hatten wir rund 550 Mitglieder“, berichtet der Vorsitzende Christian de Nocker. Jetzt sind es noch 419 Leute. Durch die Auflösung mehrerer Jungenmannschaften wurde der Club gebeutelt, der Zustrom ambitioniert kickender Mädchen konnte den Verlust noch nicht ganz wett machen.
Clubs kommen und gehen
Insgesamt sieben Sportvereine haben sich seit 2016 aufgelöst, darunter die Laufgemeinschaft Mülheim, der Dümptener Tennis-Court oder der Veterans Sport Club.
Einige wurden seitdem auch neu gegründet, etwa die TSR Dance Academy in der Tanzschule Ritter.
MSB-Geschäftsführerin Nicole Nussbicker möchte kleine Clubs ermutigen, mit größeren zu fusionieren: „So können die Vereine ihre Kompetenzen bündeln, anstatt sich ganz aufzulösen.“
Der Vorsitzende ist aber optimistisch: „Die Talsohle haben wir durchschritten und sind jetzt dabei, unsere Infrastruktur aufzubessern.“ Die maroden Umkleideräume und Sanitäranlagen werden saniert. Auch ein Parkplatz soll endlich angelegt werden und den Mintarder Verein für Sportler attraktiver machen. „Existentielle Sorgen haben wir ganz und gar nicht“, sagt de Nocker.
Regelrecht gut läuft es für den VfB Grün-Weiß Mülheim 1980, wo vor allem Badminton gespielt wird. Mit aktuell 416 Mitgliedern ist er fast ebenso groß wie der Mintarder Fußballverein, allerdings ist die Zahl der Grün-Weiß-Mitglieder in den vergangenen vier Jahren um fast 120 gestiegen.
Badmintonverein hat auch Zulauf durch Zumba
Sprecher Thomas Hemmelmann erklärt: „Wir haben zuletzt viel in die Kinder- und Jugendarbeit investiert und für diesen Bereich einen hauptamtlichen Trainer angestellt. Das ist eine feste Größe, um die herum man viele Angebote bauen kann.“ Speziell der Badmintonclub profitiere auch vom Zulauf junger Chinesen, die in Mülheim, Essen oder Duisburg studieren und mit dem Schlägersport aufgewachsen sind.
Neuerdings gibt es beim VfB Grün-Weiß auch eine Fitnessabteilung. Jeden Montagabend läuft ein Zumbakurs und donnerstags Linedance. Anfangs war dieses Tanzangebot nur ein Versuch, berichtet Hemmelmann, „aber es hat eingeschlagen wie eine Bombe“.