Mülheim/Essen. Große Jets sind bei Landungen in größeren Höhen unterwegs als kleine Flieger in Mülheim. Flugsicherung sieht kaum Chancen für Regionalflughafen.
„Der Flughafen Essen-Mülheim behindert nicht die Abflüge oder Landungen des Düsseldorfer Airports. Selbst wenn beide Städte ihn auf den Ruhrhöhen abschaffen sollten, wird es danach keine entscheidenden Änderungen der An- und Abflugrouten geben.“ Diese klaren Antworten gab Michael Ludwig von der Deutschen Flugsicherung (DFS) im Düsseldorfer Tower. Bei einer Verschiebung der Flugrouten würden mehr Wohngebiete überflogen, was zu neuen Bürgerprotesten führen würde.
So lange der Betrieb auf den Ruhrhöhen im Sichtflug und unterhalb von 1500 Fuß (etwa 450 Meter) bleibe, bestehe für die großen Jets ab und nach Düsseldorf keine Gefahr. „Die Fluglotsen steuern die Maschinen beim Start durch vorgegebene Korridore. Sie drehen nach dem Start vor Kettwig sofort Richtung Norden oder Osten ab“, erklärte Michael Ludwig. Die Piloten könnten noch die Steigegeschwindigkeit leicht korrigieren. Alle anderen Flugdaten seien vorgegeben.
Beim Landeanflug kontrollieren die Fluglotsen alles
Beim Landeanflug hätten die Fluglotsen sogar alle Bewegungen unter Kontrolle. „Da wird alles vorgegeben. Schon 20 Kilometer vor dem Aufsetzen stehen oft Sinkabschnitte und Fluggeschwindigkeit genau fest“, erklärte der Fachmann von der DFS im Mülheimer Mobilitätsausschuss.
Die Mülheimer Grünen hatten in einem Antrag gefragt, ob der heimische Flughafenbetrieb die Lande- und Startrouten des Düsseldorfer Airports beeinflusst. Die Grünen wollten ebenfalls wissen, ob bei einer Schließung des Flughafens auf den Ruhrhöhen – wie die Partei es im Verbund mit den Essener Grünen anstrebt – die Flieger von und bis Düsseldorf danach neue Flugkorridore über Mülheim und Essen nehmen können.
Die Flugwege sind mit der Lärmschutzkommission abgestimmt
Der Flugbetrieb in Essen-Mülheim stelle in der aktuellen Abwicklung für Düsseldorf kein Hindernis dar“, betonte Michael Ludwig. „Er hat aber auch keine Schutzschirmfunktion“, folgerte daraus Werner Oesterwind (CDU). Ob Flugroutenabweichungen für die kommenden Jahre vorgesehen seien? „Nein, das ist nicht geplant. Mit der Lärmschutzkommission wurden die Korridore vor Jahren festgelegt. Es gibt keinen Grund, das zu ändern“, sagte der Flugsicherer.
Ob der Flughafen Düsseldorf bei einer eventuellen Schließung von Essen-Mülheim neue Flugrouten beantragen würde, fragte der Ausschuss nicht. Im Ballungsraum Rhein-Ruhr mit Start- und Landebahnen in Köln, Düsseldorf, Mönchengladbach, Mülheim, Dortmund sowie Münster-Osnabrück gibt es am Himmel keine freien Flugrouten mehr, sahen die Politiker auf Karten und Korridorskizzen.
Lufttaxen können auf den Mülheimer Ruhrhöhen landen
„Was bewirken neue Techniken?“, fragte Hasan Tuncer vom Bündnis für Bildung. Auch die von Satelliten gestützte Datenübertragung werde an den jetzt vereinbarten Flugrouten im Bereich Mülheim nichts ändern. Das gelte auch nicht beim Betrieb mit Drohnen oder Lufttaxen, sollte es sie in Zukunft an der Lilienthalstraße geben.
Und was passiert, wenn Essen-Mülheim zum Regionalflughafen ausgebaut wird?“, fragte Henner Tilgner (CDU). „Dann müssen wir mit größeren Maschinen rechnen, die auf Instrumentenlandung angewiesen sind. Das brächte die aktuell bestehenden Korridore durcheinander.“
Regionalflughafen Essen-Mülheim hat kaum Chancen
Grundsatzbeschluss zum Flughafen
Unter dem Tagesordnungspunkt zehn soll der Rat am Donnerstag einen Grundsatzbeschluss fassen „zur Fortführung des Flughafens Essen-Mülheim bis (mindestens) zum Jahr 2034“. Gleichzeitig soll der Erbbaurechtsvertrag mit der Firma WDL Luftschiffgesellschaft mbH verlängert werden.
Die WDL möchte sich auf dem Flughafengelände erweitern und strebt für ihre Planungssicherheit eine weiteren Nutzung der Flächen auch nach dem Jahr 2034 an. Die Grünen wollen zuerst die Schließung des Landeplatzes durchsetzen. Gleich mehrere Ratsparteien sehen im Engagement der WDL und anderer dort ansässiger Firmen eine positive und zukunftsfähige Entwicklung des Flughafengeländes.
Eine sichere Abwicklung der Starts und Landungen sei dann nicht mehr möglich. „Es ist unwahrscheinlich, dass Essen-Mülheim ein Regionalflughafen wie Dortmund werden kann“, stellt Michael Ludwig klar. Trotzdem müssten die Düsseldorfer Lotsen mit den großen Jets über 300 Fuß bleiben.
„Unabhängig davon sind Privatflieger, Segelflugzeuge und das Luftschiff, so lange sie auf Sicht und unter der Höhenmarke von 1500 Fuß bleiben“, erklärte der DFS-Vertreter den Politikern. Manchmal gebe es Probleme mit den Flugschulen, die über diese Höhenvorgabe hinausflögen. „Dann müssen wir eingreifen und die Flugbahnen für die großen Jets freimachen.“