Mülheim. Jeder fünfte Anruf unter der 112 war in Mülheim 2014 ein Fehlalarm. Trotzdem appellieren Feuerwehr undauch Polizei im Zweifel lieber einmal zuviel als einmal zu wenig anzurufen.
Meistens haben sich die Anrufer einfach nur verwählt, manchmal setzen sie aber auch bewusst einen falschen Notruf zur Polizei und Feuerwehr ab. Mehr als jeder fünfte Notruf, der die Leitstelle der Feuerwehr 2014 erreicht hat, stellte sich als falsch heraus. Insgesamt gingen 57.988 Notrufe ein. Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes weiß, dass sich 12.737 dieser Notrufe schon nach wenigen Minuten wieder erledigt hatten, „weil die Anrufer sofort wieder aufgelegt haben oder in Einzelfällen Kollegen auch schon mal beschimpft haben.“ Hinzu kommen 445 Fehlalarme, die aufgrund irrtürmlich oder vorsätzlich falscher Notrufe zu unnötigen Einsätzen geführt haben.
Dass sowohl die Zahl der Notrufe als auch die der Feuerwehreinsätze im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen sind, erklärt Drewes mit dem Pfingt-Orkan Ela. 2013 rückten die Mülheimer Feuerwehrleute zu insgesamt 30.754 Einsätzen aus. Die Einsatzzahl für 2014 liegt noch nicht vor, wird aber auf rund 34.000 geschätzt.
Drewes macht deutlich, dass die meisten Fehlalarne, die dann auch zu einem unnötigen Einsatz geführt haben, nicht böswillig, sondern versehentlich ausgelöst worden sind. „In der Regel handelt es sich um Leute, die eine verdächtige Rauchentwicklung beobachtet haben und sich Sorgen gemacht haben, die sich bei der Überprüfung vor Ort als unbegründet darstellen oder es handelt sich schlicht um technisches Versagen von Brandmeldeanlagen, die zu Unrecht, etwa in Gewerbebetrieben, Kaufhäusern oder Schulen Alarm schlagen“, berichtet Drewes.
Neun böswillige Fehlalarme im Jahr 2014
Wirklich ärgerlich und juristisch strafwürdig sind nicht nur in seinen Augen die böswilligen Fehlalarme, die unter absichtlicher Vorspiegelung falscher Tatsachen, die Feuerwehr zu einem Einsatz gelockt haben, der offensichtlich keiner war. 2014 war das neunmal und 2013 fünfmal der Fall. „In diesen Fällen stellen wir sofort Strafanzeige“, betont Drewes.
Sein Polizei-Kollege Marco Ueberbach und er weisen darauf hin, dass die Ahndung böswilliger Fehlalarme, dadurch erleichtert wird, dass alle Rufnummern, auch die „unterdrückten“ in den Leitstellen von Feuerwehr und Polizei aufgezeichnet werden und so zurückzuverfolgen sind.
Im Zweifel anrufen
Auch wenn sie den vorsätzlichen Missbrauch des Feuerwehr- oder Polizei-Notrufes anprangern, weil er immer Personal und Material bindet, das dann im Ernstfall an einer anderen Stelle der Stadt fehlt, um vielleicht Menschenleben zu retten, sind sich Drewes und Uerberbach auch einig, „Trotz der Fehlalarme, wollen wir die Hemmschwelle absenken, den Notruf zu nutzen. Denn in Zweifel sollen die Leute lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig 110 oder 112 anrufen, um im Notfall Hilfe zu holen.“
Aktuell geht man bei der Polizei von rund 40.000 Notrufen pro Jahr aus. 2008 lag diese Zahl noch bei etwa 45.000. Eine Erklärung sieht die Polizei darin, dass die Menschen sich im Handy-Zeitalter am Unfallort besser abstimmen können, wer den Notruf absetzt und so weniger Doppelnotrufe registriert werden. 2011 und 2012 wurden jeweils 65 und 2013 67 böswillige Fehlalrme registriert, die einen unnötigen Einsatz zur Folge hatten und deshalb strafrechtlich verfolgt wurden. Die Zahl der Fehlalarme, bei denen Menschen nur versehentlich die 110 wählen und dann wieder auflegen, werden bei der Polizei, anders als bei der Feuerwehr statistisch gar nicht erfasst.