Mülheim. Nach 30 Jahren tragen die Brücken der Mülheimer Landesgartenschau nicht mehr. Metallträger halten 100 Jahre. Die Neubauten ziehen sich über Jahre.
Die hölzernen Brücken der Landesgartenschau haben ihr Lebensende erreicht. Seit zwei Jahren tauscht die Stadt die morschen Überwege gegen Stahlkonstruktionen aus. Größtes Projekt sind die beiden Brücken im Verlauf des Saarner Dammweges.
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Die neue Brücke über der Holunderstraße ist seit knapp zwei Monaten fertig. Das Tragwerk über der Kahlenbergstraße bekam vor drei Jahren zusätzliche Stützen. Im Sommer wird es ebenfalls von Stahlträgern ersetzt. 510.000 Euro kosten beide Brückenneubauten.
Verkehrssicherheit hat Vorrang
„Bei den regelmäßigen Prüfungen haben wir festgestellt: Die Blattschichtholzbinder sind marode“, beschreibt Ralf Grunert, Brückenbauingenieur im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau. „Dann geht nur noch sperren oder, wenn möglich, abstützen. Die Verkehrssicherheit hat immer Vorrang.“
Ein Brückenneubau könne dann nicht mehr lange aufgeschoben werden, erklärt Grunert. Bei den von der Finanzaufsicht gedeckelten Ausgaben für die Stadt keine einfache Aufgabe. Fest steht für die städtischen Brückenbau dabei: Die neuen Brücken werden aus Stahl sein, nicht mehr als Holz.
Wespen und Käfer zerfraßen tragende Teile
Neuer Aufbau der Laufflächen
Die alten Eichenholzbohlen hatten eine fein geriffelte Oberfläche. Bei Feuchtigkeit waren sie immer leicht rutschig. Später bekamen sie eine rutschfeste Deckschicht. Diese Mischung aus Kleber und Quarzsand platzte später wieder ab. Das waren
Die neuen Lerchenholzbohlen haben fünf breitere Fugen. Drei von ihnen sind gefüllt mit einer neuen rutschfesten Mischung. Sie ist knapp einen halben Zentimeter höher als die Holzfläche. Durch die beiden anderen Fugen kann das Wasser ablaufen.
„Stahl hat eine zu erwartende Lebensdauer von 100 Jahren“, steht in den Materialprüfanforderungen des Brückenfachmanns. „Heimisches Holz hält nicht länger als 30 Jahre. Die haben wir fast erreicht, weil einige der Müga-Brücken schon vor 1992 fertig waren“, liest Grunert in alten Akten. Die Brücke zwischen Ruhraue und Fossilienweg erreichte nur knapp 15 Jahre. Damals hatten sich über dem Kassenberg Wespen und Käfer eingenistet und tragende Teile zerfressen.
Die Holzbrücke am Spiralweg sowie die Holzkonstruktion in Styrum wurden vor knapp zwei Jahren von stabilen Stahlträgern ersetzt. Die Lauffläche wird weiterhin aus Holz aufgeschraubt. „Inzwischen verwenden wir keine Eichenbohlen mehr, sondern solche aus sibirischer Lerche“, beschreibt Ralf Grunert den technischen Fortschritt.
61 Meter Spannweite über Straße und Reitweg
Die Erfahrungen, was Haltbarkeit betreffe, seien damit besser. An der Holunderstraße haben Handwerker diese Lerchenbohlen bereits eingebaut. Das Geländer aus Metall wirkt leichter und eleganter als die dicken Balken für den Handlauf über der Kahlenbergstraße.
60 Meter Spannweite hat der lichte Bogen über Holunderstraße und Reitweg. Er kostete 330.000 Euro. Mehrere Wochen war die kleine Straße darunter wegen des Brückenneubaus gesperrt. An der Kahlenbergstraße wird es schneller gehen, kennt der städtische Brückenbauer den Zeitplan. „Wir haben zwei Wochen für den Abbruch der alten und den Bau der neuen Brücke vorgesehen.“
Im Juli folgt Brückenneubau über Kahlenbergstraße
Die Brücke nahe des früheren Kirmesplatzes wird nur 31 Meter lang, liegt aber etwas höher über der Straße. „Alle Teile werden vorgefertigt und montiert angeliefert, so dass die Montage vor Ort mit Hilfe eines Krans flotter geht.“ 180.000 Euro sind dafür veranschlagt. In den letzten beiden Juliwochen ist der Brückentausch geplant. Das ist in den Sommerferien, wenn nicht so viele Autos ins Saarner Dorf fahren.
Damit ist das Brückenerneuerungsprogramm nach der Müga noch nicht beendet. „Die kleinen Brücken über dem Altruhrarm zwischen Kahlenbergwehr und Saarner Auenweg sind auch betroffen. Dort haben wir bereits die Belastungsgrenzen von zwölf auf drei Tonnen reduziert“, blickt Ralf Grunert voraus.
Haltbares Tropenholz war zur Müga tabu
hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus mülheimIm Jahr nach der Landesgartenschau hatte ein Hochwasser die beiden Holzstege bereits weggerissen. Die Reste fanden sich später nahe der Schloßbrücke. Danach wurden die Uferbereiche mit dicken Steinen befestigt und die neuen Brücken darin verankert.
Die Brücken seien deshalb bereits marode, „weil zur Müga nur einheimisches Holz verwendet werden durfte“, erinnert sich Ralf Grunert. Haltbareres Tropenholz sei tabu gewesen. Nun baut die Stadt diese Brücken alle aus Stahl. Die 3,50 Meter breiten Bohlen für Fußgänger und Radler seien bei allen Brücken nach zehn Jahren durch. Grunert: „Das sind Verschleißteile.“