Mülheim. . Aus einer Schmuddelecke wurde 1992 in Mülheim eine blühende Landschaft. Die Müga hatte nicht nur Fürsprecher, doch am Ende wurde sie ein Erfolg.

  • 1992 wandelt Mülheim industrielle Brachflächen in Broich in begrünte und bald blühende Parks um
  • Kritiker sehen das Projekt nur als riesiges Millionengrab an. Doch die Mehrheit ist begeistert
  • Danach wird die Müga Vorbild für andere Gartenschauen wie in Gelsenkrichen oder Oberhausen

Schrottplätze dauerhaft zu Parks umwandeln, verbotene Flächen den Bürgern zur Erholung geben und – im doppelten Wortsinn – neue Brücken für die Stadt bauen. Das sind ab Mitte der 1980er-Jahre die Ziele der Müga-Macher. Als Oberbürgermeisterin Eleonore Güllenstern und Ministerpräsident Johannes Rau die Landesgartenschau am 11. April 1992 eröffnen, sind die meisten Kritiker und ihre Misstrauensrufe verstummt. Einige Zweifler stehen noch in der Gästeschar und sehen das blühende Ergebnis der ihrer Meinung nach „sinnlos verpulverten Millionen“. Die Mehrheit der Mülheimer nimmt ihren neuen Garten jedoch begeistert an und kommt in den 25 Jahren danach regelmäßig wieder.

Keine reine Blümchenschau

Erstmals gehen die Mülheimer Gartenschaumacher neue Wege. Keine reine Blümchenschau soll es sein. „Die Landesgartenschau ist Samen für eine dauerhafte Verbesserung des Stadtklimas mit zahlreichen neuen Grünflächen nahe der Innenstadt“, lautet das Konzept. Die Saat geht auf. „Es war überhaupt nicht schwer, Zuschussgeber von diesen Ideen zu überzeugen“, blicken einige Beteiligte zurück. Es sei viel schwieriger gewesen, die Nachbarn der zukünftigen Müga von der Wertverbesserung ihrer Umgebung zu überzeugen.

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Foto: WAZ-Archiv

Mehrere Autoverwerter müssen für die Gartenschau ihre Plätz räumen. Bis 1988 kaufen die Mülheimer Ersatzteile für ihre Autos direkt hinter dem Broicher Schloss oder sie liefern ihre Rostlauben dort ab. Andere Schrauber sitzen im Ringlokschuppen, während sich vor dem alten Wasserturm Müllberge türmen. Und was im Lauf der Nachkriegsjahrzehnte im Schatten der ehemaligen Eisenbahnwerkstätten alles im Boden versickert ist, das fördern erst Bodenproben zu Tage. Der danach unausweichliche Bodenaustausch verteuert zwar die Gartenschau. Aber Horst van Emmerich und Friedrich Baltes – beide erst kürzlich verstorben – sowie die Landschaftsarchitekten Horst Wagenfeld und Wolfgang Mueller beschaffen mit beherztem Einsatz weiteres Geld aus den Landeskassen.

Aufbauhilfe für Gelsenkirchen und Oberhausen

Ihre Pionierarbeit, aus verseuchten Industriebrachen blühende Landschaften zu entwickeln, findet nur drei Jahre später bei der Bundesgartenschau in Gelsenkirchen (1995) und der Olga (Oberhausener Landesgartenschau 1997), dankbare Nachahmer. Alle vier helfen in der Nachbarschaft mit ihrem Wissen, Schmuddelecken in Wohlfühlbereiche zu verwandeln.

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Junge Mülheimer können sich heute nicht vorstellen, dass am heutigen Europaplatz damals viele die heruntergekommene Bahnverladung meiden. Neben dem Schloss tut sich eine ungemütliche, dunkle Unterführung auf. Seit mehr als 25 Jahren bietet eine schlanke Brücke lichten Durchblick.

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Der Erhalt der Müga ist ein finanzieller Kraftakt

Einsichtig sind jedoch nicht alle Mülheimer, was den Erhalt der Müga betrifft. Mehrmals haben Vandalen bereits Spielgeräte zerstört. Auch das Klauen von Pflanzen gehört zu den schlechten Manieren Rücksichtsloser. Sie verderben damit den Blumenfans die Freude an der Blütenpracht. Diese ist leider nicht mehr so üppig wie zu den Anfängen. Die Stadt muss mit ihren wenigen Mitteln viel Pflege betreiben. „Ganze Bäume mussten wir im Laufe der Jahre entfernen“, sagt Sylvia Waage, Leiterin des Grünamtes und damals für den Müga-Bau im Einsatz. Auch wenn das viele Besucher nicht gerne sehen: „Es ist nötig, denn mit den Jahren wachsen sich die Pflanzen gegenseitig kaputt.“

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