Wenn Tengelmann seine Zentrale in Mülheim verlässt, sollen dort Wohnungen und Gewerbe angesiedelt werden. Dafür entsteht ein neuer Bebauungsplan.

Bis Mitte 2020 wird Tengelmann das Wissoll-Gelände verlassen, das über 100 Jahre als Hauptsitz des Konzerns diente. Nun kommt Bewegung in die Nachnutzung: Die Stadt und Tengelmann arbeiten an einem Bebauungsplan für das Areal. Wohnungen und Gewerbe sollen dort Platz finden.

„Wir sind in engen Gesprächen mit Tengelmann“, sagt Planungsdezernent Peter Vermeulen. Das Areal war vorher als Industriegebiet ausgewiesen und wurde im Zuge der Änderung des Flächennutzungsplans zum Mischgebiet umgewidmet. Für die weitere Entwicklung bedarf es nun eines Bebauungsplans – das Verfahren könne, so Vermeulen, allerdings zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen.

Städtebaulicher Wunsch: Nicht störendes Gewerbe und Wohnen

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„Unser städtebaulicher Wunsch ist es, dort nicht störendes Gewerbe in Kombination mit Wohnraum anzusiedeln“, sagt Vermeulen. Tengelmann-Sprecher Matthias Goldbeck erklärt dazu, dass die Pläne „sehr stark in Richtung Wohnen gehen“.

Das Wissoll-Areal liegt mitten in einem Wohngebiet. Vermeulen erklärt, dass für den Stadtteil, im Falle einer Gewerbe-Ansiedlung, wichtig sei, wie viel Verkehr dort entstünde. „Das wird die gewerbliche Nutzung stark einschränken.“ In welchem Verhältnis sich Wohnen und Gewerbe verteilen sollen, werde sich im Zuge des Bebauungsplanverfahrens herausstellen.

Verhandlung mit Großinvestor sind gescheitert

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Fraglich bleibt allerdings, wie einfach es wird, das Gelände für Gewerbe attraktiv zu machen. Aus Maklerkreisen sind Zweifel zu hören: Zu schlecht ist die Infrastruktur in unmittelbarer Nähe – beispielsweise gibt es kaum Gastronomie –, zu weit und umständlich der Weg zur Autobahn.

Nichtsdestotrotz gab es „eine Reihe von Interessenten“ an dem Gelände, sagt Matthias Goldbeck. „Wir haben aber allen abgesagt.“ Zuletzt hatte ein international tätiger Großinvestor Verhandlungen mit dem Unternehmen geführt. Er hat laut OB Ulrich Scholten das gesamte Gelände übernehmen, die bestehenden Gebäude ertüchtigen und erweitern und ebenfalls eine Mischung aus Gewerbe und Wohnraum, allerdings mit Schwerpunkt auf Ersterem, schaffen wollen. Pläne, die Scholten als „positive Entwicklung“ betrachtet hätte. Allerdings sind diese Verhandlungen gescheitert.

Vermeulen: „Wir sind beide aufeinander angewiesen“

Nun planen also Stadt und Tengelmann gemeinsam; offen bleibt, ob der Konzern das Areal verkaufen wird. „Wir schließen einen Verkauf nicht aus“, so Goldbeck. Und Vermeulen sagt: „Sollte nochmal ein interessanter Investor auftauchen, der sich um die gesamte Fläche bemüht, könnte das sicherlich für Tengelmann eine Option sein.“

Letzte Kündigungen werden ausgesprochen

Bis Ende des Monats werden die letzten Kündigungen bei Tengelmann ausgesprochen. Der WDR hatte berichtet, dass rund 135 Mitarbeiter betroffen sind.

Diese Zahl will Tengelmann-Sprecher Matthias Goldbeck nicht bestätigen. „Wir freuen uns grundsätzlich darüber, wie viele der Mitarbeiter bereits eine neue Perspektive haben“, sagt Goldbeck.

In der neuen Holding Tengelmann Twenty One werden nur 40 Mitarbeiter beschäftigt sein. Im Juli arbeiteten noch rund 250 Beschäftigte an der alten Zentrale auf dem Wissoll-Gelände.

Ein gemeinsam konzipierter Bebauungsplan ist für beide Seiten vorteilhaft: Die Stadt kann ihre Wünsche einbringen und Tengelmann steigert den Wert des Areals. „Wir sind beide aufeinander angewiesen“, sagt Vermeulen. Tengelmann könne zwar ohne die Stadt verkaufen, „aber keiner ist bereit, den Maximalpreis zu zahlen, wenn er nicht sicher ist, was die Stadt dort erlaubt“.

Sitz der neuen Holding weiter unklar

Indes ist weiter unklar, wo die neu gegründete Holding ihren Sitz haben wird. Stadt und Tengelmann sagen, es gebe noch keine Entwicklung. „Die Stadt hat sich bemüht, alles zu tun, um Tengelmann hier zu halten“, sagt Vermeulen. „Aber es ist eine Entscheidung des Unternehmens, wir können nicht eingreifen.“

Im September, als bekannt wurde, dass die Tochterfirma Trei Real ­Estate im Frühjahr 2020 nach Düsseldorf ziehen wird, hatte Goldbeck bereits gesagt, dass es keine Liegenschaften gebe, die zeitnah bezugsfrei wären. Einen Umzug in eine andere Stadt hatte Tengelmann-Chef Christian Haub bereits im Juli nicht ausgeschlossen. Über konkrete Angebote der Stadt bewahren beide Seiten Stillschweigen.