Mülheim. Norbert Walter-Borjans stand beim Besuch an der Basis in Mülheim jetzt mal nicht im Rampenlicht. Alle Augen waren auf Monika Griefahn gerichtet.
So gut besucht war der Neujahrsempfang der Mülheimer SPD lange nicht. Dafür hätte es am Freitagabend wohl gar nicht der Prominenz des Bundesvorsitzenden Norbert Walter-Borjans bedurft. Die Augen der Genossen, aber auch der politischen Konkurrenz waren vor allem auf die designierte OB-Kandidatin der SPD gerichtet: Monika Griefahn.
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Mit Mülheims Parteichef Rodion Bakum stand Griefahn bereits zum Empfang der rund 200 Gäste in Franky’s am Güterbahnhof parat. Eine gute Gelegenheit, die Vielzahl wesentlicher Akteure aus Politik und Stadtgesellschaft zumindest schon einmal auf einen Handschlag kennen zu lernen.
Griefahn: Das wunderbare Mülheim erhalten, verbessern und grün halten
An einem normalen Abend wäre der neue Bundesvorsitzende Walter-Borjans wohl allein Zugpferd genug gewesen. Am Freitag, so hatte man den Eindruck, hätten viele Genossen gerne Griefahn als Hauptrednerin gelauscht. Auch wenn die programmatischen Schwerpunkte für die Kommunalwahl in inhaltlicher Tiefe noch beim Parteitag zu diskutieren sind, beschränkte sich die Hoffnungsträgerin der SPD aber auf eine kurze Ansprache.
In der sie aber doch skizzierte, was Mülheim mit ihr als Oberbürgermeisterin erwarten dürfe. Griefahns Betonung lag darauf, dass sie mit allen Bürgern gemeinsam dafür arbeiten wolle, „das wunderbare Mülheim zu erhalten, zu verbessern und grün zu halten“.
Kampf für Klimagerechtigkeit aus der Kommune heraus führen
Sie nannte Kernthemen: Bezahlbarer Wohnraum und familienorientierte Politik, Bildung müsse für alle zugänglich sein, „wir wollen Firmen hier haben, die Innovation verkörpern“. Sie wolle Oberbürgermeisterin für alle Mülheimer werden, forderte sie auf, sie in den kommenden Monaten einzuladen, „damit ich weiß, was Sie bewegt“. Konflikte wolle sie am Runden Tisch versuchen aufzulösen. Mit Zukunftswerkstätten, mit Runden vor Ort.
Griefahn warb mit Blick auf die Klimadebatte dafür, nicht alles negativ zu betrachten, auch wenn der Handlungszwang groß sei. Ihre Politik wolle das Positive betonen: „Wir wollen ja nicht weniger schlecht sein, wir wollen doch gut für unsere Kinder sein“, warb sie dafür, das Kämpfen für Klimagerechtigkeit auch vor Ort nicht nur der jungen Generation zu überlassen. Erneut skizzierte Griefahn ihren Willen, aus der Kommune heraus ein Umdenken zu bewirken hin zu einer Wirtschaftsweise, die ressourcenschonend daher- und ohne Abfall auskommt.
Walter-Borjans zu Mülheims Genossen: Da habt ihr echt einen Fang gemacht
Geschichtsverein erhält den Friedrich-Wennmann-Preis
Beim ihrem Neujahrsempfang hat die SPD erneut auch ihren Friedrich-Wennmann-Preis für besondere Verdienste um die die Stadtgesellschaft verliehen.
Der mit 1000 Euro dotierte Preis ging an den fast 700 Mitglieder starken Mülheimer Geschichtsverein. Deren Vorsitzender, der vor Kurzem als Stadtarchivar zur Stadt Bochum gewechselte langjährige Leiter des Mülheimer Stadtarchivs, Dr. Kai Rawe, ließ wissen, dass der Verein das Preisgeld nutzen will, um die Stadtgeschichte im Museum von Schloß Broich attraktiver präsentieren zu können.
Parteichef Bakum verglich Griefahn am Freitag gar mit Greta Thunberg. Die Umweltaktivistin, -politikerin und zuletzt -managerin habe schon zu Zeiten wie keine Zweite für Klimagerechtigkeit gefochten, als Greta Thunberg noch nicht auf der Welt war. Für Bakum war dieser Freitag ein „Freitag der Zukunft“.
Norbert Walter-Borjans, der den Schwerpunkt seiner Rede auf internationale wie Bundespolitik richtete, verteilte ebenfalls Vorschusslorbeeren für die designierte OB-Kandidatin: „Ihr habt mit Monika jemanden hierhin bekommen, die Impulse, Zukunft geben kann. Da habt ihr echt einen Fang gemacht.“