Mülheim. Das neue Seniorenstift St. Christophorus der Contilia-Gesellschaft hat 6,5 Millionen Euro gekostet. Ende Januar ziehen die Bewohner ein.

Hell stahlt der Neubau im Schatten der Herz-Jesu-Kirche. 56 Seniorinnen und Senioren beziehen Anfang Februar ihr neues Zuhause. Dann wird das Seniorenstift St. Christophorus eröffnet. Drei Wochen früher, am 8. Januar 2020, wird es einen Tag der offenen Tür geben. „Wir wollen uns den Nachbarn vorstellen“, sagt Katja Grün, Marketingleiterin der Contilia Pflege und Betreuung GmbH. Die katholische Trägergesellschaft kehrt damit zurück zu den Wurzeln. Bis zum Abriss hat an gleicher Stelle das Hildegardishaus gestanden, in dem bis Mai 2016 Flüchtlinge eine vorübergehende Bleibe fanden.

Das Seniorenstift St. Christophorus liegt im Herzen von Broich, an der Kirchstraße 91. „Herzlich werden die Betreuung und der Umgang mit unseren Bewohnern ebenfalls sein“, erklärt Katja Grün. Das Haus ist fast fertig. Handwerker erledigen in den nächsten Tagen noch kleine Feinheiten. Die Computer im Büro des Leiters, im Sekretariat sowie am Empfang funktionieren und arbeiten bereits. Zimmer und Flure sind frisch gewischt.

Bäder und Zimmer sind nach den aktuellen Pflegestandards eingerichtet. die Fliesen zeigen die jeweilige Wohngruppenfarbe.
Bäder und Zimmer sind nach den aktuellen Pflegestandards eingerichtet. die Fliesen zeigen die jeweilige Wohngruppenfarbe. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Linienbusse halten direkt vor der Haustür

Der Probebetrieb sei etwas Trocken, sagt eine Mitarbeiterin. „Aber mit den Bewohnern und Besuchern kommt bald Leben ins Haus. Das wird dann schön hier sein.“ Die Busse der Linien 122 und 124 halten direkt vor der Haustür. „Eine wirklich gute Anbindung für das Haus“, sagt die Marketingleiterin.

Modern und barrierefrei präsentiert sich das neue Seniorenstift. Es bietet auf vier Etagen mit breiten Fluren helle Sitzbereiche mit Aussicht und gemütliche Gemeinschaftsräume. Die 56 Einzelzimmer haben Bad und WC und sind nach aktuellem Standard eingerichtet und 15 bis 18 Quadratmeter groß. „Früher gab es hier 44 Doppel- und Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbädern. Das geht heute so nicht mehr“, erläutert Katja Grün.

Jede Wohngruppe hat ihre eigene Farbe

Jede Etage bildet eine Wohngruppe: Hubertus, Barbara, Katharina und Augustinus lauten die Namensgeber, die mit dem katholischen Glauben verbunden sind. Jede Wohngruppe hat dazu ihre eigene Farbe, die an Wänden und auf dem Fußboden die Orientierung erleichtert. Und wer ganz oben unter dem Dach wohnen kann, die oder der hat einen prima Ausblick über die Nachbarschaft und Teile der Stadt.

Rückblick: 1954 hatte die damalige Pfarrei Herz Jesu das Hildegardishaus neben dem „Broicher Dom“ errichtet. Es sollte alten und pflegebedürftigen Menschen für den Rest ihres Lebens ein würdiges Zuhause bieten. Nach 60 Jahren war das Haus abgewohnt und verbraucht. Das neue Hildegardishaus entstand nahe des Broicher Schlosses und des Müga-Parks. Dort erhielten – im Jahr 2014 – 42 Bewohner an der Straße Am Bahnhof Broich ein neues Zuhause. „Es gab für alle ein Rückkehrrecht in den Neubau an die Kirchstraße. Aber inzwischen lebt von ihnen niemand mehr“, sagt Katja Grün.

Leeres Gebäude diente als Unterkunft für Flüchtlinge

Im Sommer 2017 wurde das alte Hildegardishaus an der Kirchstraße abgerissen. 
Im Sommer 2017 wurde das alte Hildegardishaus an der Kirchstraße abgerissen.  © Contilia

Anschließend konnte die Stadt zweimal den leerstehenden Altbau in Broich als Flüchtlingsunterkunft für rund 100 Personen nutzten. Direkt nach dem Auszug der Senioren fanden dort Asylsuchende eine vorläufige Bleibe. Als ab September 2015 die Zahl der Geflohenen erheblich zunahm, stellte die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt der Stadt das leere Gebäude und die ehemalige Kaplanei weiter zur Verfügung, weil sich der Neubau des Seniorenstiftes verzögerte.

Neben der Herz-Jesu-Kirche war das „damals eine echte Erfolgsgeschichte und ein Projekt mit Vorbildcharakter“, erinnert sich Katja Grün. „Sehr viele Menschen aus der Nachbarschaft haben sich hier ehrenamtlich engagiert und täglich geholfen.“ Bis Ende Mai 2016 wohnten die Menschen neben der katholischen Kirche in Broich.

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Im Oktober 2017 startete der Neubau

Im Juni 2017 begann der Abriss des alten Hildegardishauses. Im September des gleichen Jahres folgten die Erdarbeiten für das neue Seniorenstift St. Christophorus. Im Oktober wurde die Bodenplatte gegossen, worauf der Neubau entstand. 6,5 Millionen Euro hat er gekostet. „Der Bezug der fertigen Gebäudekomplexes war für Juni 2019 geplant. Verzögerungen am Bau und technische Abnahmen sorgten dann für Verschiebungen“, blickt Katja Grün zurück.

Bald ziehen die ersten 41 Bewohner am 28. und 29. Januar 2020 ein. Sie wechseln vom Seniorenstift Kloster Emmaus in Essen-Schönebeck nach Broich. „Dort beginnt anschließend eine komplette Gebäudesanierung“, erläutert Grün. In Mülheim betreut die Contilia-Gesellschaft dann vier Seniorenstifte, in Essen weitere acht Häuser. Im St. Christophorus-Haus sind noch weitere 15 Zimmer zu belegen.

Ein Gemeinschaftssitzecke in der ersten Etage mit Blick auf die Nachbarhäuser.
Ein Gemeinschaftssitzecke in der ersten Etage mit Blick auf die Nachbarhäuser. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Noch keine Einigung mit den Denkmalpflegern

Direkt nebenan an der Ulmenallee steht die alte Kaplanei noch leer. Die wollen wir ebenfalls noch für eine weitere Wohngruppe nutzen“, betont die Contilia-Marketingleiterin. Aber es gebe für die Sanierung zur Zeit noch keine Übereinstimmung mit den städtischen Denkmalpflegern. Denkmalschutz und seniorengerechtes Wohnen mit Barrierefreiheit – eine anspruchsvolle, aber lösbare, soziale Aufgabe.