Mülheim. Ein Investor hat das Areal rund um die Mülheimer Hauptpost gekauft. Unklar bleibt bislang, was aus der Hauptpost und der Postbank-Filiale wird.
Das Areal mit Mülheims Hauptpost wurde lange wie Sauerbier zum Verkauf angeboten. Jetzt hat sich ein Käufer gefunden: Die SWT Verwaltungs GmbH aus Rain übernimmt und hat große Pläne.
Die Gesellschaft mit Sitz in Bayern hat die Hauptpost mitsamt 11.050 großem Grundstück mit Wirkung zum 14. Dezember über eine Objektgesellschaft erworben. Bereits Ende 2018 hatte SWT in Mülheim investiert. Die Gesellschaft, die laut Handelsregister eigenes und fremdes Vermögen verwaltet, hatte die siebengeschossigen „Twin Towers“ am Hauptbahnhof von der Mülheimer Immobilien-Größe Jochen Hoffmeister gekauft, in der als Hauptmieter die Sparda Bank, die Sozialagentur und die Easy Software AG sitzen.
Unklar bleibt, was aus Verteilerzentrum der Post und der Postbank-Filiale wird
Zum aktuellen Deal: Das Gebäude der Hauptpost ist Anfang der 1980er-Jahre errichtet worden. Die rund 7920 Quadratmeter Mietfläche werden überwiegend von der Deutschen Post als Brief- und Paketverteilerzentrum genutzt, das zweite Obergeschoss steht leer. Im Erdgeschoss befindet sich eine Postbankfiliale, die neben ihrem klassischen Bankgeschäft auch die Dienstleistungen einer Hauptpost-Stelle für Mülheim anbietet.
Verkäuferin ist eine nicht näher benannte Luxemburger Objektgesellschaft. 2015 war laut Angaben eines damaligen Maklers der kanadische Investmentfonds Dream Global Reit (Toronto) Eigentümer jener 36 Jahre alten, modernisierungsbedürftigen Immobilie, von der sich die Deutsche Post zuvor – wie in rund 1000 Fällen anderswo auch – getrennt hatte. Schon 2015 stand die Hauptpost zum Verkauf. Vier Millionen waren seinerzeit aufgerufen.
Investor plant „Weiterentwicklung des Areals mit verschiedenen Nutzungsarten“
Die „Twin Towers“ am Hauptbahnhof
Eine Objektgesellschaft der SWT Verwaltungs GmbH aus Rain hatte 2018 das voll vermietete Bürohaus-Ensemble zwischen Hauptbahnhof und Forum erworben.
Die beiden siebengeschossigen Bürohäuser haben eine Mietfläche von über 7000 Quadratmetern, besitzen eine Tiefgarage und sind über eine Brücke im dritten und vierten Obergeschoss miteinander verbunden.
Hauptmieter sind die Easy Software AG und die Stadt Mülheim mit ihrem Jobcenter. Wie Stadtkämmerer Frank Mendack am Montag berichtete, hat die Stadt das Mietverhältnis vor Kurzem erst um fünf Jahre verlängert. Über eine weitere Ausdehnung des Mietvertrages werde derzeit nachgedacht.
„Nach Auslaufen des bestehenden Mietvertrages plant SWT die Weiterentwicklung des Areals mit verschiedenen Nutzungsarten“, hieß es am Montag in einer Pressemitteilung der Hackenberg & Co. GmbH aus Frankfurt, die bei dem Immobilien-Deal vermittelnd tätig war. Was das für die Hauptpost und die Postbank-Filiale bedeutet, blieb am Montag noch unklar.
Hagen Hackenberg, geschäftsführender Gesellschafter von Hackenberg & Co., sagte auf Anfrage dieser Redaktion, dass die Mietverträge zumindest noch mittelfristig verlängert worden seien. Fünf Jahre lang laufen sie aber nicht mehr. Ein Sprecher der Postbank sprach hingegen von „einem ungekündigten, längerfristigen Vertragsverhältnis“. Näher bestimmen wollte er die Mietdauer aber nicht.
Post hatte schon einmal Pläne für ein neues Verteilzentrum am Hafen
Die Deutsche Post ließ eine Anfrage dieser Redaktion am Montag unbeantwortet. Ob ihr Zustellstützpunkt für Briefe und Pakete in zentraler Lage langfristig erhalten bleibt, ist unklar. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen laut Informationen dieser Zeitung Pläne für ein neues Verteilzentrum auf dem alten Areal der Schrottverwertung Jost an der Weseler Straße im Hafengebiet.
„Es gibt alternative Nutzungsszenarien“, sagt Makler Hackenberg. Der neue Eigentümer werde aber auch keinen der Bestandsmieter einfach vor die Tür setzen. Hackenberg betonte allerdings, dass SWT mit dem Areal der Hauptpost nun „ein Schlüsselgrundstück“ der künftigen Stadtentwicklung in der Hand habe.
Gewerbliche Nutzung für Investor in allen Facetten denkbar
Für den Fall, dass die Post den Standort verlasse, gebe es „gewisse Fantasien“, wie vor Ort eine Entwicklung stattfinden könne. Eine gewerbliche Nutzung sei in alle Richtungen denkbar. Ob mit Hotel oder Büros, vielleicht gar – trotz der Handelskrise der Innenstadt – mit Handel. Dann „etwas Spannendes“ zu entwickeln, sollte „im Sinne aller“ sein, so Hackenberg.
Die SWT-Gruppe ist laut Hackenberg, der selbst aus Mülheim stammt, daran interessiert, seine Mülheimer Immobilien langfristig im Bestand zu halten. Sie sei „ein ganz seriöses Family-Office, ein grundsolides Unternehmen, keine Heuschrecke“. 2018 hatte SWT bekundet, dass ein Fokus ihrer Investitionsstrategie auf Gewerbeimmobilien in sehr guten Lagen von B- und C-Städten liege.
Easy Software AG bestätigt Gerüchte einer baulichen Erweiterung nicht
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Zu hören war zuletzt auch, dass die Easy Software AG, die in den „Twin Towers“ sitzt, vor Ort ihre Zentrale erweitern wolle. Gar war davon die Rede, das Unternehmen habe schon Bauanträge gestellt. Das wies am Montag aber Sprecherin Lisa Skelnik zurück. „Wir werden in der Umgebung nichts kaufen und bauen“, sagte sie. Aktuell sei keine Erweiterung oder ein größerer Standort in Planung.
Rund 400 Mitarbeiter arbeiten bei der AG, die sich auf Wachstumskurs befindet. Zurzeit läuft im angemieteten Gebäude laut Skelnik eine Modernisierung. Moderne Besprechungsräume werden eingerichtet, „Open-Space-Büros“, Steharbeitsplätze.