Mülheim. In Schulcontainern, die andernorts weitergenutzt werden sollten, hat die Stadt Mülheim erheblichen Schimmelbefall festgestellt. Ein Einzelfall?

Eigentlich sollten die Schulcontainer der ehemaligen Peter-Härtling-Schule am Wenderfeld in Dümpten abgebaut und einer Erweiterung der Willy-Brandt-Gesamtschule in Styrum dienen. Doch daraus wird nichts. Beim Abbau ist aufgefallen, dass die Baumodule erheblich von schwarzem Schimmel befallen sind. Mülheims Politik ist beunruhigt: Denn Container gleicher Bauart sollen auch anderswo in Mülheim in Nutzung sein.

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Es war eher dem Zufall geschuldet, dass der Schimmelbefall im Finanzausschuss des Stadtrates zum Thema wurde. Eigentlich hatte Stadtkämmerer Frank Mendack der Politik nur aufzeigen wollen, dass Module der Holzhäuser, die für die Flüchtlingsunterbringung nicht mehr benötigt werden, anderswo viel schneller zu verbauen sein werden als gedacht. So sollen Elemente eines Holzhauses vom Saarner Kirmesplatz jetzt nämlich an der Willy-Brandt-Gesamtschule verbaut werden, weil die Container vom Wenderfeld reif für die Entsorgung sind.

„Schwarzer Schimmelpilz zieht sich durch das gesamte Gebäude“

Obwohl fachfremd, wurden Mülheims Finanzpolitiker nun ganz hellhörig, als der Leiter des städtischen Immobilienservices, Frank Buchwald, ihnen vom Schimmelbefall der Container am Wenderfeld berichtete. Eine mit dem Abbau beauftragte Firma habe den Modulbau der ehemaligen Dümptener Förderschule begonnen zu zerlegen, um sie nach Styrum zu transportieren, da sei der immense Schaden aufgetaucht, berichtete Buchwald.

So sahen die alten Schulpavillons der ehemaligen Peter-Härtling-Schule aus, als sie noch genutzt wurden. Jetzt sind sie massiv von schwarzem Schimmel befallen.
So sahen die alten Schulpavillons der ehemaligen Peter-Härtling-Schule aus, als sie noch genutzt wurden. Jetzt sind sie massiv von schwarzem Schimmel befallen. © FFS | Udo Gottschalk

„Schwarzer Schimmelpilz zieht sich durch das gesamte Gebäude.“ Er sei an Fußböden, in den Ecken, an der Außenfassade . . . Ein hinzugezogener Schadstoffgutachter habe festgestellt, dass dem im Jahr 2006 errichteten Containerbau die ordnungsgemäße Sicherung einer Dampfsperre fehle. So habe Feuchtigkeit aus dem Erdreich in das Containergebäude eindringen können, das zuletzt rund zwei Jahre leer stand. Eine Sanierung erscheint der Stadt unwirtschaftlich, der Bau soll nun entsorgt werden, Kosten laut Buchwald: rund 200.000 Euro.

Immobilien-Chef: Container des Herstellers auch an anderen Standorten

Finanzpolitiker wie Heiko Hendriks, Heinz Borchardt (beide CDU) und Martin Fritz ließen Buchwalds Schilderungen aufhorchen. Sie hakten nach, fragten kritisch nach der seinerzeitigen Bauabnahme, nach der Gewährleistung, aber insbesondere auch, ob Container der Herstellerfirma noch anderswo in Mülheim genutzt werden.

Stadt will Regressansprüche prüfen

Nur 13 Jahre hat der Containerbau am Wenderfeld gestanden, die damaligen Investitionskosten sind in der Sitzung des Finanzausschusses nicht benannt worden.

CDU-Finanzpolitiker Heinz Borchardt mahnte beim Immobilienservice an, sich für eine Auseinandersetzung mit dem Hersteller des Containerbaus zu wappnen. Er forderte, einen unabhängigen Sachverständiger zur Beweissicherung hinzuzuziehen.

Frank Buchwald als Leiter des Immobilienservices stellte dazu fest, dass er zunächst eine außergerichtliche Einigung mit dem Hersteller anstrebe, der allerdings nicht mehr in der Gewährleistungspflicht stehe. „Es ist ein namhafter Hersteller, der einen guten Ruf zu verlieren hat“, so Buchwald.

Buchwald konnte da ad hoc keine klare Antwort geben, sprach zunächst von möglicherweise „zwei, drei“ Containerbauten der Firma, die in den vergangenen Jahren im Stadtgebiet aufgestellt worden seien. Eine Prüfung, ob sich auch dort Schimmel verstecke, sei schwierig: „Man müsste mit einem Messer reinstechen“, um zu gucken, ob eine Dampfsperre drin ist.

Politiker: Anderswo fährt das Gesundheitsamt sofort raus

BAMH-Politiker Fritz veranlasste dies angesichts der Tatsache, dass der Schimmelbefall am Wenderfeld dem Immobilienservice bereits am 11. November bekannt war, zu der kritischen Anmerkung, dass „bei gefährlichem Schimmel anderswo das Gesundheitsamt sofort rausfährt“. Fritz mahnte, die Prüfung anderer Container „nicht auf die lange Bank zu schieben“.

Schul- und Gesundheitsdezernent Marc Buchholz versicherte daraufhin, dass das Gesundheitsamt aktiv werde, es habe zum Thema auch schon eine Diskussion in der „Steuerungsgruppe Schulbau“ gegeben. Es gelte aber, „keine Panik zu verbreiten“.

Auch am Tag nach dem Bekanntwerden des Schimmel-Falls ließ die Stadtverwaltung zunächst offen, wo in Mülheim weitere Container jenes Herstellers genutzt werden. „Wir sind dabei, die Container zu überprüfen“, sagte Stadtsprecher Wiebels gegen Mittag.

Sechs weitere Bauten werden nun vorsorglich untersucht

Am späten Nachmittag dann legte die Stadtverwaltung nach: Vom selben Hersteller stammten die Pavillons der Grundschulen Heinrichstraße, Oemberg, Filchner- sowie Zastrowstraße, dazu der Pavillon an der Gesamtschule Saarn und ein Erweiterungsbau der Sozialagentur in Styrum. Schadstoff-Experten aus der Verwaltung hätten die Gebäude (bis auf das der Sozialagentur, soll am Mittwoch folgen) mittlerweile in Augenschein genommen.

Bei der Sichtprüfung sei kein Schimmelpilzbefall augenfällig geworden. Auch der Geruch sei unauffällig. Vorsorglich sollen nun in Absprache mit dem Gesundheitsamt Raumluftmessungen auf Keime und Sporen folgen. Hierfür sollen die Container laut Stadt, voraussichtlich am Donnerstag, gesperrt werden.

Überall schwarzer Schimmel: Die alten Schulcontainer vom Wenderfeld werden nicht mehr saniert, sondern entsorgt.
Überall schwarzer Schimmel: Die alten Schulcontainer vom Wenderfeld werden nicht mehr saniert, sondern entsorgt. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz