Mülheim. . Willy-Brandt-Schule soll erweitert werden, um Flüchtlinge zu unterrichten. Versetzung bereits genutzter Container soll zwei Mio Euro kosten.

Um die große Zahl an Kindern von geflüchteten Familien künftig integriert in Regelklassen unterrichten zu können, plant die Stadt auch die Willy-Brandt-Gesamtschule zu erweitern. Auf einer Rasenfläche nahe des Schulgartens sollen für die Seiteneinsteiger in der Sekundarstufe 1 zwei Pavillons errichtet werden. Zum Finanzausschuss sorgten allerdings die Kosten von zwei Millionen Euro für Aufsehen: Während die FDP aus Beratungsbedarf ein Votum auf die Ratssitzung verschob, stellte sich der Bürgerliche Aufbruch gleich dagegen.

Pavillon kostete bereits 353 800 €

Denn für den Ausbau will die Stadt zwei Millionen Euro aufwenden, obwohl sie den überwiegenden Teil der Pavillonanlage bereits an einer anderen Stelle seit vielen Jahren nutzt und auch bereits bezahlt hat. Ein Pavillon steht noch auf dem ehemaligen Schulgrundstück am Wenderfeld. Vor gut zwölf Jahren wurde dieser zur Einführung des Offenen Ganztags an der Peter-Härtling-Förderschule für 553 900 Euro errichtet. Allein der Pavillon kostete damals 353 800 Euro.

Doch dessen Demontage, der Transport und Wiederaufbau sollen jetzt noch einmal mit 800 000 Euro zu Buche schlagen – inklusive Gründung und Modernisierung. Und das ist nur ein Teil der Kosten.

Für einen Aufpreis über Standard angeschafft

Das zweite Gebäude – eine ehemalige Unterkunft für Geflüchtete – steht derzeit an der Holzstraße. Auch dieser sei damals mit politischer Zustimmung als Leichtbauweise für einen Aufpreis über Standard angeschafft worden, so FDP-Fraktionsvorsitzender Peter Beitz, „weil man uns sagte, dass er dadurch günstig abgebaut und an anderer Stelle weiter genutzt werden kann“. Günstig wird es wohl nicht: Die Demontage und der Wiederaufbau dieses Gebäudes, inklusive eines Holzrahmens, kalkuliert der Immobilienservice der Stadt mit weiteren 840 000 Euro. Zusätzlich 170 000 Euro kostet die Verbindung beider Pavillons durch einen verglasten Eingang und noch einmal 190 000 Euro für die Neugestaltung der befestigten Flächen und Grünflächen.

Für Beitz sind das viel zu hohe und nicht nachvollziehbare Summen. „Wir haben mit maximal einem Zehntel der dafür kalkulierten Kosten gerechnet.“ Für fast zwei Millionen Euro, so vermutet der FDP-Fraktionsvorsitzende, könne man gleich einen Neubau vor Ort einrichten, der dann nicht mehr modernisiert werden müsse.

Neubau würde 2,7 Millionen Euro kosten

Ganz daneben liegt Beitz nicht: Für einen kompletten Neubau an der Stelle rechnet Frank Buchwald, Leiter des Immobilienservice, 2,7 Millionen – etwa ein Drittel mehr, allerdings ohne die vorherigen Anschaffungen miteinzubeziehen. Buchwald betont, dass die damals angeschafften Pavillons nach heutiger Marktlage gut 40 Prozent teurer wären. Die dennoch hohen Kosten für die Versetzung der Pavillons begründet er zudem mit Fundamentarbeiten und den aufwendigen Anschlüssen an Entwässerung, Heizung, Strom und Wasser.

Die Stadt wolle aber mit der Maßnahme gleich zwei Probleme lösen: Mit dem Aufbau der Pavillon-Anlage vom Wenderfeld wäre es möglich, ebenfalls den temporären Raumbedarf der Gemeinschaftsgrundschule Augustastraße auf dem Grundstück der Willy-Brandt-Schule abzudecken. Ursprünglich wollte die Grundschule dafür einen Pavillon zeitweilig anmieten und anschließend wieder abbauen.

Stadt hofft auf investive Mittel von 900 000 Euro

Indem man nun eine dauerhafte Gründung und Modernisierung anstrebt, könne die Pavillonanlage danach als Erweiterung der Willy-Brandt-Gesamtschule genutzt werden. Zudem spekuliert die Stadt damit, investive Mittel von 900 000 Euro einsetzen zu können, die ursprünglich für den Umbau von Flüchtlingsunterkünften an der Holzstraße und Mintarder Straße gedacht waren. Weitere Gelder will die Stadt aus der Sanierung der Sporthalle Lehnerstraße umleiten, denn nach aktuellem Stand würden die für 2019 eingeplanten Mittel erst 2021 benötigt.

>> VERGLEICH ZUM NEUBAU GEFORDERT

Auch wenn die Lösung der Stadt durch geschickte Umleitung von ungenutzten Mitteln den kommenden Haushalt 2019 nicht belasten wird, für die FDP geht die Rechnung dennoch nicht auf.

Sie fordert für die kommende Ratssitzung einen Vergleich zwischen der geplanten Demontage und dem Wiederaufbau einerseits und einem vergleichbaren Neubau andererseits: „Denn wir können nicht immer Rolls Royce bestellen, wenn wir es uns nicht leisten können.“

Die Ratssitzung ist am Donnerstag, 11. Oktober, ab 16 Uhr im Sitzungsraum C 112, Ratssaal (Historisches Rathaus).