Mülheims Stadtverwaltung legt den Bedarfsplan für Kita und Co. vor. Bis 2025 will die Stadt jedem zweiten U3-Kind einen Betreuungsplatz anbieten.
Um ihrem selbst gesteckten Ziel gerecht werden zu können, im Jahr 2025 für jedes zweite Kind unter drei Jahren einen Betreuungsplatz in der Kita oder in der Tagespflege vorhalten zu können, wird sich die Stadt mächtig strecken müssen. Die Herausforderungen sind größer geworden, weil zuletzt die Geburtenrate hochgegangen ist und zudem die Zuwanderung der jüngeren Vergangenheit viele Kleinkinder in die Stadt gebracht hat.
Wie aus einem aktuellen Papier des Amtes für Kinder, Jugend und Schule hervorgeht, werden in der Stadt allein im U3-Bereich in den kommenden sieben Jahren 611 zusätzliche Betreuungsplätze benötigt, um die Betreuungsquote von 45 auf 50 Prozent zu heben. Um das zu schaffen, will die Stadtverwaltung – wohl auch aufgrund ihrer begrenzten finanziellen Möglichkeiten – von ihrem Ziel abweichen, die Betreuungsplätze insbesondere über Kitas anzubieten. Die aktuelle Planung sieht vor, dass zumindest im nächsten Zeithorizont 30 statt bisher 20 Prozent der benötigten Plätze nicht in Kitas, sondern über die Kindertagespflege angeboten werden sollen.
Bei der Betreuung von Kindern ab drei Jahren geht die Stadt von einer Versorgung nahe 100 Prozent aus. Gerechnet wird damit, dass im Jahr 2025 rund 4800 Ü3-Kinder einen Kitaplatz benötigen. Um für jedes Kind einen Platz vorzuhalten, müssten der Bedarfsplanung zufolge 611 neue Kitaplätze geschaffen werden. Weil die Stadt klamm ist, strebt sie an, den Bedarf zuvorderst über Drittanbieter zu decken – „soweit dies wirtschaftlicher ist“, heißt es.
Es wird Interimslösungen geben
Schon jetzt gibt es eine Reihe von Interimseinrichtungen, auch mit Überbelegungen in vorhandenen Kitas behilft sich die Stadt. Über beide Kniffe werden aktuell 270 Kitaplätze angeboten. Die Verwaltung prüft, dies noch auszubauen. So soll temporär das Betreuungsangebot „auf Quote“ gehalten werden, bis dringend benötigte Kitas neu gebaut oder Erweiterungen von bestehenden Einrichtungen nutzbar sind.
Am 6. Dezember soll der Stadtrat Planung absegnen
Bis zum Kindergartenjahr 2020/21 ist geplant, 95 U3- und 245 Ü3-Plätze zu schaffen. Zum Sommer 2019 soll der Neubau der Kita Barbarastraße in Dümpten in Betrieb gehen, ebenso die Einrichtung an der Raadter Straße (Heißen) und die Erweiterung an der Voßbeckstraße (Saarn). Ein Jahr später soll die neue Kita Wenderfeld in Dümpten Platz für 100 Kinder bieten. In Speldorf soll die neue Kita an der Teutonenstraße 35 Plätze mehr bieten als die Einrichtungen an Richard-Wagner- und Friedhofstraße, die aufgegeben werden. Weitere 100 Plätze sollen in einer Kita am Papenbusch (Mellinghofen, Bezirk Stadtmitte) entstehen.
Mit seiner aktualisierten Bedarfsplanung geht das Amt für Kinder, Jugend und Schule jetzt in die politischen Beratungen in den drei Bezirksvertretungen und den Fachausschüssen. Am 6. Dezember soll der Stadtrat die neue Planung absegnen.
Dabei soll die Politik der Verwaltung auch grünes Licht dafür erteilen, weiter nach Standortlösungen in den einzelnen Stadtteilen zu suchen. Laut Bedarfsplan wird in der Stadtmitte der größte Bedarf gesehen. Demnach sind dort zehn neue Gruppen zu schaffen. In Speldorf sind es vier, in Saarn drei bis vier, in Menden/Holthausen, Dümpten und Broich jeweils zwei bis drei, in Heißen ist der Bedarf auf zwei weitere Gruppen taxiert. Einzig für Styrum sieht die Verwaltung aktuell keinen Handlungsdruck.
So sieht die Lage in den Stadtteilen aus
Stadtmitte.Bis 2025 sieht die Stadtverwaltung einen Bedarf von 161 zusätzlichen U3- und 167 zusätzlichen Ü3-Plätzen. Mindestens zwei neue Einrichtungen, bei Aufgabe einer „nicht zukunftsfähigen“ Kita sei auch ein dritter Neubau zu denken, so die Stadt.
Heißen. Es fehlen 23 U3- und 31 Ü3-Plätze, um den prognostizierten Bedarf im Jahr 2025 zu decken. Zwei neue Kita-Gruppen sind nötig. Gegebenenfalls sei eine neue, dann viergruppige Kita zu schaffen, wenn eine kleinere Kita schließt.
Menden/Holthausen. Zwei bis drei Gruppen fehlen (23-mal U3, 35-mal Ü3). Um den Bedarf an zwei bis drei neuen Gruppen zu entsprechen, soll entweder eine bestehende Kita erweitert oder eine neue, viergruppige Kita errichtet werden (wiederum bei Aufgabe einer kleineren, „nicht zukunftsfähigen“ Kita).
Styrum. Der Stadtteil gilt der Modellrechnung zufolge im Ü3-Bedarf gar als leicht überversorgt. Es fehlen bis 2025 lediglich ein paar U3-Plätze. Eine Notwendigkeit zum baulichen Ausbau des Angebotes sieht die Stadt demzufolge nicht.
Dümpten. Es werden 37 U3- und 31 Ü3-Plätze benötigt. Das entspricht zwei bis drei neuen Gruppen. Mögliche Lösungen: eine Kita-Erweiterung oder ein Neubau (vier Gruppen) bei Aufgabe einer Alteinrichtung.
Broich. Ausgemacht ist ein zusätzlicher Bedarf von 37 U3- und drei Ü3-Plätzen. Lösungsmöglichkeiten: siehe Dümpten.
Speldorf. Es fehlen der Prognose nach 31 U3- und 74 Ü3-Plätze (vier Gruppen). Eine neue Kita muss in den Stadtteil, folgern die Fachleute der Stadtverwaltung.
Saarn. Im Süden fehlen für die Zukunft 68 U3- und 38 Ü3-Plätze (drei bis vier Gruppen). Es sei eine Kita zu erweitern oder eine neue mit drei Gruppen zu bauen, so die Fachverwaltung.