Gelsenkirchen-Erle..

Geschichte lebendig und authentisch vermitteln – was in der Schule oft ein Wunschtraum bleibt, geht auf der Straße und vor Ort viel leichter. Nicht zum ersten Mal fand jetzt ein „Historischer Spaziergang“ durch Erle und Umgebung statt - diesmal „mit literarischen Überraschungen“. Hubert Kurowski und Georg Lecher führten rund 50 Interessierte durch den Stadtteil.

Los geht es mitten auf der Heistraße. Hier erfährt man, wie im nördlichen Erle die vom Haus Berge abhängigen Kötter lebten. Diese Kötter wurden auch als „Heulinge“ bezeichnet, daher der Name Heistraße.

Von dieser „Heustadt“ aus, geht es stetig weiter in Richtung Schloss, mit vielen Stopps an interessanten geschichtlichen Orten. Veranstaltet wird der Rundgang übrigens von der Gemeinschaft zur Förderung von Kultur, Sport und Brauchtum im Stadtbezirk Gelsenkirchen–Ost und er fand im Rahmen des 35. Bezirksfestes statt.

"Historischer Spaziergang mit literarischen Überraschungen“

Wahrscheinlich ließe sich noch ein weiterer kompletter Rundgang durch Erle veranstalten, der nur aus den Geschichten und Anekdote besteht, die die Besucher sich unterwegs erzählen. Wer wo wohnte, in welchen Geschäften die Erler Bürger einkaufen gingen, welche Häuser es früher gab – auch was die persönliche Geschichte der Anwohner angeht gibt es viel zu erfahren. Reichlich Zeit dafür ist ja auch, während die Gruppe von einem Ort zum nächsten wandert.

Langsam nähert sie sich den Parkanlagen rund um Schloss Berg. Einige andere Spaziergänger schauen neugierig herüber. Auf einer kleinen Wiese, auf der noch die letzten Reste des Kunstmarktes am vergangenen Wochenende zu sehen sind, wird Halt gemacht. Ein „historischer Spaziergang mit literarischen Überraschungen“ sollte es ja an diesem Tag werden und nun verstehen die Anwesenden auch, was es mit diesem Zusatz auf sich hat.

Viele Häuser fielen der Zeit zum Opfer

Hier, mitten im Grünen und abseits vom Lärm der Straße, gibt es nun Gedichte zu hören, von Autoren wie Robert Walser oder Friedrich Schiller. Die Natur ist natürlich Thema, die zahlreichen Quellen in der Gegend und die Farbe Grün.

Weiter geht es auf das Schloss zu. Unterwegs zeigt Georg Lecher noch alte Bilder des Parks die um 1900 entstanden. Viele Häuser, wie beispielsweise das alte Mühlengebäude sind der Zeit zum Opfer gefallen – doch das Gesamtbild war auch vor hundert Jahren gar nicht so anders als heute. In vielen Vorträgen wird aber schnell klar, dass das Haus Berge in vorindustrieller Zeit eine bedeutende Rolle für Erle und die Umgebung spielte.

Hubert Kurowski zitiert dazu aus einige Daten von 1770, als „36 Höfe in Erle zu Berge gehörten. In Middelich lagen weitere zehn.“ Dazu kamen noch zahlreiche weitere Bauern aus der Region die den Herrschern hier unterstanden und die von den Einkünften wohl nicht schlecht lebten, wie aus einer anderen Quelle ersichtlich wird, die den üppigen Speiseplan auflistete.

Nach einem Abstecher ins Innere des Schlosses, geht es für die Gruppe noch weiter durch den Park, schließlich gibt es noch vieles zu erfahren. Und wer demnächst wieder hier vorbeikommt, der sieht die Gegend vielleicht mit etwas anderen Augen.