Mülheim. 1,2 Millionen Euro müssen für die Holzsanierung des Mülheimer Tersteegenhauses ausgegeben werden. Wie teuer es am Ende wird, steht nicht fest.
Seit fast zwei Jahren herrscht Stillstand auf dem Kirchenhügel: Das unter Denkmalschutz stehende Tersteegenhaus ist komplett eingerüstet, viele Bürger fragen sich, wann es dort endlich weitergeht. Nun liegen erste Pläne für die Sanierung vor: Das alte Fachwerkhaus soll in einem ersten Schritt vom Hausschwamm befreit und Teile der zerstörten Holzkonstruktion ersetzt werden. Allein das wird 1,2 Millionen Euro kosten. Danach kann zumindest das Gerüst weg. Das endgültige Gutachten über die Gesamtkosten der Sanierung wird zum Jahresende erwartet.
Eines der ältesten Gebäude in Mülheim
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Die Pläne wurden der Mitgliederversammlung des Freundes- und Förderkreises Heimatmuseum Tersteegenhaus jetzt vom Immobilienservice vorgestellt. Seit eine Altersbestimmung des Hauses im Sommer auf das Baujahr 1530 kam, seit feststeht, dass das Fachwerkhaus an der Teinerstraße zu den ältesten Profanbauten in Mülheim zählt, hofft Markus Püll, der dem Verein vorsteht, dass die Sanierungsarbeiten bereits im Frühjahr beginnen können. „Es wäre schon gut, das im Sommer zu tun, denn dann ist das Gebäude ja offen.“
Der Schwamm, der das Holz porös macht, sitze überall fast in der Fachwerkkonstruktion. Die Zustimmung aus der Politik, ein Baubeschluss, ist jedoch Voraussetzung für den Baubeginn: Denn ein Eigenanteil von 340.000 Euro muss noch von der Stadt oder von privaten Spendern gestemmt werden.
500.000 Euro aus dem Denkmalschutzsonderprogramm des Bundes sind schon Ende 2018 zugesagt worden, weitere 360.000 Euro aus dem NRW-Denkmalförderprogramm sind beantragt. „Wir müssen die 500.000 Euro jetzt aber auch abrufen“, mahnt Püll. Das Geld werde ja nur zwei Jahre lang vorgehalten, ein Jahr sei schon verstrichen. Der Förderverein bemüht sich seit Jahren um Spenden, plant am zweiten Adventswochenende gemeinsam mit der evangelischen Kirche einen „Tersteegen-Markt“ auf dem Kirchenhügel, dessen Erlös zur Hälfte in die Sanierung des Denkmals fließen soll.
Die vielen kleinen Zimmer gab es am Anfang nicht
Eine bauhistorische Untersuchung ergab, dass das Tersteegenhaus im 16. Jahrhundert zwar als Wohnhaus, aber als Hallenbau errichtet wurde und nicht ursprünglich mit den vielen kleinen Zimmern, die Mülheimer Museumsbesucher noch kennen. Auch die Innentreppe hat es so nicht gegeben. Es gab damals zwei große Räume, jeweils im Erdgeschoss und im ersten Stock, und einen weiteren Raum unter dem Dach. Erst im vergangenen Jahrhundert, als Wohnraum knapp war, wurden die Räume aufgeteilt.
Erster „Tersteegen-Markt“ in der Altstadt
Der „Tersteegen-Markt“ auf dem Kirchenhügel soll am 2. Adventswochenende, 7. und 8. Dezember, von 14 bis 20 Uhr stattfinden. Organisatoren sind der Förderverein Tersteegenhaus und die Evangelische Kirchengemeinde.
Geplant ist ein historisch anmutender Markt an und in der Petrikirche, wie er zu Gerhard Tersteegens Zeiten (1697 - 1769) hätte ausgesehen haben können. Angeboten werden Weihnachtsbier und historische Speisen.
Handwerker zeigen alte Fertigkeiten wie das Spinnen. Buchbinder, Vergolder (Blattgold), Dachdecker haben schon zugesagt. Möglicherweise kommt auch ein Schmied. Angefragt wurden bisher nur Mülheimer Handwerker. Der Erlös ist für die Jugendarbeit der Kirchengemeinde und das Tersteegenhaus gedacht.
Wieweit das Tersteegenhaus nach einer endgültigen Sanierung dem Originalbau zu Zeiten Gerhard Tersteegens kommen soll, muss zusammen mit dem Denkmalschutz entschieden werden. Auch das bestimme am Ende die Kosten, erläutert Kay Alef. Der Leiter des Planungsteams beim städtischen Immobilienservice erwartet mit dem endgültigen Gutachten, das neben der bauhistorischen auch eine architektonische Sachverständigenbetrachtung enthalten wird, auch konkrete Zahlen zu den Gesamtkosten. Die Holzschutzmaßnahmen und eine „wetterfeste Hülle“ seien jedoch vordringlich, betont er.
Künftige Nutzung des Hauses ist Teil des Sanierungskonzeptes
Markus Püll kann sich für die Ausstellung des Heimat- und Tersteegenmuseums den großflächigeren Ausbau gut vorstellen. Auch für Veranstaltungen hätte man dann genug Platz. „Doch das“, so weiß er auch, „ist ja alles noch Zukunftsmusik“. Das weitere Sanierungskonzept, die zweite Stufe, ist ohnehin mit einem Konzept für die künftige Nutzung des Hauses zu verbinden.