Mülheim. Vor einer Grundschule leuchtet ab sofort Mülheims erste Bergmannsampel. Bis Weihnachten sollen drei weitere folgen, mehr möchte die Stadt nicht.

Es ist nichts, was man zum Leben nötig braucht, aber für viele Menschen im Ruhrgebiet offenbar eine Herzensangelegenheit. Und so leuchtet auch in der ehemaligen Zechenstadt Mülheim ab sofort die erste Bergmannsampel. Bis zum Jahresende sollen es vier sein.

Ein Techniker der Firma Siemens hat am Montagmittag vor der Fußgängerampel auf der Nordstraße eine Leiter aufgestellt, zwei rote und zwei grüne Scheiben montiert. In der hier erforderlichen Größe waren sie vorrätig, für die anderen Standorte müssen die Streuscheiben passend angefertigt werden.

Streuscheiben für die anderen Standorte müssen noch angefertigt werden

„Wir schätzen, dass es etwa sechs Wochen dauert“, sagt Bernd Otto, Leiter des Ordnungsamtes, der an der Nordstraße einer feierlichen Aktion beiwohnte, auf die er selber wohl gut verzichten könnte. „Eigentlich bin ich ja dagegen“, sagt Otto. „Es ist eine schöne Erinnerung an die Vergangenheit, aber auch ein Drahtseilakt.“ Die Verwaltung hatte beim Thema Bergmannsampeln stets gebremst und Sicherheitsbedenken ins Feld geführt - die Frage, wer im Fall eines Unfalls haften muss?

„Schöne Erinnerung, aber auch ein Drahtseilakt“

Aus diesem Grund werden auch nur Fußgängerampeln umgerüstet: Zwei weitere folgen am Frohnhauser Weg im Bereich Klotzdelle und im Bereich Clausewitzstraße, nahe der früheren Zeche Rosenblumendelle, eine auf der Kleiststraße in Höhe des Gymnasiums Heißen, unweit der Mausegattsiedlung.

Die Bergmannsampel auf der Nordstraße befindet sich direkt vor der Erich-Kästner-Grundschule, wird also künftig von zahlreichen kleinen Kindern genutzt werden, denen das Symbol wohl wenig sagt. Sie erinnert an die Anfänge der Mülheimer Zechenhistorie: Schacht „Christian“ nahe der Boverstraße, der vor rund 200 Jahren als erster echter Tiefbauschacht im Ruhrgebiet entstand.

Zu denen, die noch selber unter Tage geschuftet haben, gehören zwei ehemalige Bergleute, die bei der Aktion an der Nordstraße dabei waren: Heinz Wilhelm Auberg und Willi Brunckhoff traten in schwarzen Uniformen an, trugen Grubenlampen in den Händen. Sie wirken in einem bergbauhistorischen Arbeitskreis mit, der - neben anderen engagierten Mülheimern aus Politik und Wirtschaft - für die neuen Ampeln gespendet hat.

Die Stadt wird kein Geld beisteuern, hat aber ein Konto eingerichtet, auf dem bislang knapp 1300 Euro eingegangen sind. Nach Aussage der Ordnungsamtsleiters wird das für die vier geplanten Standorte reichen, aber dann soll es auch gut sein. „Weitere Bergmannsampeln“, so Bernd Otto, „wird es definitiv nicht geben.“