Mülheim. . Die Kohleabbaufelder der Zeche Sellerbeck erstrecken sich unter Dümpten, Winkhausen und Eppinghofen. Häufige Wassereinbrüche lähmen die Förderung.

Bereits 1580 bauen Bauern im Grubenfeld des späteren Bergwerks Sellerbeck in Stollen Kohle ab. Das Auffahren des Stollens kommt jedoch sechs Jahre später wegen Wassereinbruchs zum Erliegen – ein Gefahr, die den Bergwerksbetrieb immer wieder lähmt.

In Abständen von zehn bis 20 Jahren versuchen sich neue Besitzer am Kohleabbau in Dümptener Stollen. Wasser ertränkt fast regelmäßig das Ausbeuten der Kohle. Ab 1710 treiben Bergleute die Stollen tiefer in den Hang, teilweise legen sie Unterwerksbauten für tiefer liegende Flöze an. Sie heben das Grubenwasser mit Handpumpen und fördern die Kohlen mit Haspeln.

Den Übergang zum Tiefbau forcieren

Erst am 6. September 1811 wird der Kohleabbau in den Flözen Cronenberger Adit, Steinkuhle, Voß, Radstube, Kiek (Mausegatt), Kieksbänksgen und Oberhäuersbänksgen nach Bergrecht genehmigt. Sofort beginnen Teufarbeiten für den Schacht „Christian“, nahe der heutigen Boverstraße. Er ist mit 55 Metern erster, echter Tiefbauschacht des Ruhrgebietes. 1814 wird eine Wasserhaltungsmaschine installiert und ein Schiebeweg zur Ruhr gebaut. Der Stollenabbau ist beendet.

Schacht Christian und der Wetterschacht werden tiefer geteuft, um den Übergang zum Tiefbau zu forcieren. 1819 erreichte der Schacht Christian eine Teufe von 55 Lachtern, rund 100 Meter. Dort entsteht die erste Sohle. Beim Ausrichten stoßen die Kumpel auf alte Grubenbaue und Unterwerksbaue des Vorgängerbetriebs. Die Schachtförderung startet.

Im Lauf der Jahre folgen neue Dampfmaschinen zur Grubenwasserförderung. Wegen hoher Förderkosten müssen die Anteilseigner zehn Jahre lang die Verluste des Bergwerks ausgleichen, was damals üblich ist.Wassereinbrüche aus aufgefahrenen Altstollen lassen die neuen Flöze absaufen. Darum wird ab 1824 ein zweiter Tiefbaubetriebsteil angelegt. Im Nordflügel des Grubenfeldes entstehen Schacht Herrmann an der Kuhlenstraße und Schacht Gertrud an der Bruchstraße, nahe der Rauenschen Ziegelei.

Weitere Wasserpumpen waren nötig, um aus größerer Tiefe die Kohle zu hohen. 1828 nahmen die Schächte Hermann und Gertrud die Förderung auf. Im Dezember 1830 stehen Mathias Stinnes, J.W. von Eicken, die Gebrüder Lüps, Gerhard Mühlenbeck, Franz Haniel, Mathias Krabb, E.H. Holzverscheit und W. Goslich als Hauptgewerken (Anteilseigner) in den Büchern. Weil die Förderstrecken unter Tage große Längen erreichen, muss ein Hilfsförderschacht abgeteuft am Winkhauser Weg angesetzt werden. Der Bau ist schwierig, da er durch sogenanntes Karstwasser geteuft werden muss. Bald folgen die Schächte Humboldt und Müller im dritten Betriebsteil des Sellerbeckfeldes. Beide Schächte stehen in Winkhausen an der Hausbergstraße, 400 Meter östlich des Hilfsschachtes und erreichen bereits in 29 Metern Tiefe das Karbon. Sie gehen 1839 in Betrieb.

Benannt sind Grubenfeld und Zeche nach einem Siefen (Beck/Becke), der sich von den Dümptener Höhen bis zu den ehemaligen Sellerbecker Höfen in Mellinghofen herunterzieht. Die Bauerschaft am nördlichen Hang heißt auf der Topographischen Karte von 1907 (mit Eintrag der Zeche und des Schachts Christian) In der Sellerbeck.

Die Belegschaft und ihre Förderung

Auf Sellerbeck wird sehr gute Magerkohle gefördert, mit hohem Stückkohlenanteil. Sie gehören zu den besten Ziegeleikohlen, die auch für den Hausbrand geeignet sind. 1811 sind 36 Bergleute auf dem Bergwerk tätig. Erste Förderzahlen von 1838 belegen 45. 063 Tonnen Steinkohle bei 280 Beschäftigten.

Danach sinkt die Fördermenge bis 1860 auf 29. 000 Tonnen wegen Wassereinbrüchen. 1865 holen 577 Kumpel 100.850 Tonnen Steinkohle hoch. 1901 erreichen 716 Mann mit 166 .946 Tonnen die maximale Jahresförderung.