Mülheim. Bis zu zwei Jahre warten Mülheimer Kinder auf einen Platz im Schwimmkurs. Die geringe Wasserfläche ist das Problem – und fehlende Übungsleiter.

Seit Jahren gibt es eine gefährliche Tendenz: Immer weniger Kinder können schwimmen. Gründe dafür gibt es viele, einer, der in Mülheim vorwiegt, ist die geringe Wasserfläche. Und aufgrund des schlechten Zustands des Friedrich-Wennmann-Bades könnte sich diese Problematik noch vergrößern. Schon jetzt warten Mülheimer Kinder bis zu zwei Jahre auf einen Platz im Schwimmkurs.

Der Amateur Sport Club (ASC) ist der größte Verein in Mülheim, der Kurse anbietet. Elf sind es insgesamt im Süd- und im Rembergbad. Wer im Südbad einen Platz ergattern will, wartet derzeit etwa eineinhalb Jahre, sagt Martina Grees, die die Schwimmausbild beim ASC koordiniert. „Im Rembergbad klappt es mit Glück schon nach einem halben Jahr.“ 235 Kinder stehen auf der Warteliste.

Das Problem: Zu wenig Wasserfläche in Mülheim

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„Es gibt einfach zu wenig Wasser in der Stadt“, kritisiert Grees. Und der Bedarf wird immer größer: Vor allem Kinder aus Flüchtlingsfamilien seien oft noch gar nicht mit Wasser in Berührung gekommen, viele hätten sogar Angst. „Und sie brauchen immer länger, um schwimmen zu lernen, auch weil die Eltern kaum noch ins Schwimmbad gehen.“ Um auch älteren Kindern gerecht zu werden, bietet der ASC mittlerweile einen Spätkurs um 19 Uhr an. „Dort haben wir Jugendliche mit zwölf, 13 Jahren oder sogar bis 18 Jahren, die nicht schwimmen können.

Der ASC kooperiert mit der Stadt, bekommt Kinder oft von der Familienhilfe vermittelt, die unterstützt, wenn die Eltern kein Deutsch sprechen. Bedürftige Familien erhalten Bildungsgutscheine, die sie gegen Sportangebote eintauschen können – im Wert von 15 Euro pro Monat.

DLRG: Kinder bei Geburt zum Schwimmkurs anmelden

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Bei der DLRG beträgt die Wartezeit sogar zwei Jahre. „Wir empfehlen den Eltern, ihre Kinder bei der Geburt anzumelden“, sagt Bezirksvorstand Frauke Jerabeck. „Wir rufen sie dann zurück, sobald ihr Kind im richtigen Alter ist, und fragen, ob sie noch Interesse haben.“

Einen Kinderanfängerkurs bietet die DLRG an, ein zweiter kommt nun hinzu. Außerdem gibt es das Angebot des Eltern-Kind-Schwimmens, „bei dem wir eine Hilfestellung geben“. Die Erfahrung habe gezeigt: „Wenn Eltern einmal die Woche ins Wasser gehen, hilft das enorm.“

Startgemeinschaft Schwimmen: Schwierig, Übungsleiter zu finden

„Man muss nicht Fußballspielen können, aber schwimmen muss man können“, sagt Carmen Wierling von der Startgemeinschaft Schwimmen und Mutter des Mülheimer Rekordschwimmers Damian Wierling. Sie kennt die Problematiken der Vereine und benennt noch eine weitere: „Es wird immer schwieriger, Übungsleiter zu finden“, sagt Wierling. „Es ist ein Problem, die Leute an die Vereine zu binden.“

Die Tätigkeit ist ehrenamtlich, fast alle sind berufstätig. Deshalb gebe es beispielsweise beim ASC, sagt Martina Grees, personelle Engpässe bei den 15-Uhr-Kursen. „Weil wir aber ein großer Verein sind, können wir aus dem Pool der Jugendlichen schöpfen.“ Aber auch die haben um diese Uhrzeit oft noch Schulunterricht.

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Nachfrage nach Folgekursen ist ebenfalls hoch

Nach dem Seepferdchen geht es weiter mit den Wartezeiten: „Auch die Nachfragen für die Folgekurse sind bei uns sehr hoch“, sagt Thorben Claus vom TSV Viktoria. Dort machen die Kinder dann ihr Bronze- oder Silberabzeichen. Neun Schwimmausbildungskurse bietet der TSV an, drei bis vier Übungsleiter trainieren 15 bis 17 Kinder. Auch beim TSV sind die Plätze für den nächsten Turnus im Januar schon ausgebucht.

Flotte Flosse unterstützt Grundschulen

Seit zwölf Jahren gibt es in Mülheim das Programm „Flotte Flosse“ , finanziert durch die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB). Damit Grundschullehrer mehr Zeit haben, sich um die kleinen Schwimmer zu kümmern, unterstützen Übungsleiter sie bei den Schwimmkursen.

Seit wenigen Wochen umfasst das Projekt ein neues Schwimmabzeichen für Grundschulkinder, das zwischen dem Seepferdchen dem Bronze-Abzeichen liegt: das „Flotte-Flosse-Abzeichen“.

Alle Vereine kommen immer wieder auf die mangelnden Bademöglichkeiten zurück. „Das allergrößte Problem ist die Wasserfläche“, betont auch Frauke Jerabeck von der DLRG. Nicht daran zu denken, wenn das Friedrich-Wennmann-Bad mit seinem prekären Zustand nicht mehr nutzbar wäre. Jerabeck ist noch pessimistisch: „In der aktuellen Lage ist es nicht möglich, das Problem zu beheben.“