Unter Polizeischutz hat die Stadt am Mittwoch eine Schrottimmobilie in Mülheim-Styrum geprüft - und räumen lassen. Weitere Häuser sind im Visier.
Unter massiver Begleitung der Polizei hat die Stadt Mülheim am Mittwochmittag mit einem Großaufgebot eine Schrottimmobilie an der Ecke Oberhausener Straße/Feldstraße in Styrum unter die Lupe genommen – und schließlich räumen lassen. Es soll nicht die letzte Aktion dieser Art bleiben.
Es war gegen 12.30 Uhr, als sich der Tross aus vorausfahrenden Polizeieinsatzwagen sowie – zu Fuß – eine Fußgruppe städtischer Mitarbeiter aus verschiedensten Ämtern nach einer Vorbesprechung an einem Parkplatz an der Augustastraße auf den Weg machte zur Immobilie an der Oberhausener Straße 188.
Polizei sicherte mit massiven Kräften die Einsatzstelle
Auf das massive Polizeiaufgebot hatte man sich im Vorfeld verständigt, weil im Frühjahr eine routinemäßige Verkehrskontrolle im Umfeld aus dem Ruder gelaufen und es zum Massentumult gekommen war.
Laut Ordnungsamtsleiter Bernd Otto hatten den Großeinsatz Hinweise vom Vortag ausgelöst, dass im Gebäude allerlei Sicherheitsmängel offensichtlich seien. In einer „Nacht- und Nebelaktion“, wie Otto es bezeichnete, bereitete die neue Sicherheitskoordinatorin des Ordnungsamtes vor, wofür eigentlich erst in einer Woche eine „Trockenübung“ geplant war: das ämterübergreifende Zusammenwirken, um Verdachtsfälle von Schrottimmobilien in konzertierten Aktionen zu prüfen – und notfalls direkt Konsequenzen zu ziehen.
„Aus brandschutzrechtlicher Sicht gibt es viele Mängel“
Dies ist am Mittwoch in Styrum geschehen: Unter Federführung des Ordnungsamtes gingen Tüv, Bauordnungsamt und Feuerwehr ins Haus, um den Zustand des Hauses zu bewerten. Ausländer- und Jugendamt warteten draußen auf ihren möglichen Einsatz. Passanten blieben staunend stehen und beobachteten das Geschehen.
Wohnung für Wohnung gingen die Prüfer in dem Gründerzeit-Haus durch, in dessen Erdgeschoss eine Sportsbar eingerichtet ist, die laut Anwohnern aber wegen fehlender Genehmigung nie eröffnet hat. Um 14 Uhr fiel die Entscheidung: Das Haus sollte bis 16 Uhr geräumt werden. „Aus brandschutzrechtlicher Sicht gibt es viele Mängel“, erklärte Stadtsprecherin Anke van Löchtern noch vor Ort. Den Bewohnern wurde etwas Zeit eingeräumt, ihre Wertsachen, Medikamente, Kleidung und sonstige notwendigste Sachen zu packen.
Balkone auf völlig verrosteten Stahlträgern
Hauptmangel sei die fehlende Abschottung der Wohnungen vom Holztreppenhaus, so dass sich im Falle eine Brandes der Rauch sehr schnell im ganzen Haus verbreiten könne, hieß es später. Zudem habe sich gezeigt, dass leicht entflammbare Gegenstände, etwa Matratzen, im Keller und im Hausflur gelagert waren. „Die Sicherheit der Bewohner ist aufgrund der Summe der vorgefundenen Mängel nicht mehr gewährleistet“, so Einsatzleiterin Petra Hasenjäger.
Ein Fensterscheibe ist kaputt, vom Erker haben sich Bauteile gelöst. Zu hören war vor Ort, dass im vermüllten Innenhof ein Doppel-T-Stahlträger „völlig verrostet“ sei. Auf ihm lägen die gemauerten Balkone. Es gebe auch den Verdacht, dass es Probleme mit der Statik geben könne.
Stadt Mülheim will Schrottimmobilien stärker ins Visier nehmen
Laut Stadtverwaltung waren 24 Bewohner von der Räumung betroffen, darunter 15 Kinder und Jugendliche. Einige wurden in der Flüchtlingsunterkunft Mintarder Straße untergebracht, andere fanden privat eine Notbleibe. Der Eigentümer der Immobilie sollte noch am Mittwoch informiert werden. Die Haustür der Schrottimmobilie wurde am Nachmittag durch eine Fachfirma verriegelt.
Es war der erste Einsatz dieser Größenordnung gegen Schrottimmobilien in Mülheim. Die Stadt wolle, so Ordnungsamtsleiter Bernd Otto, nach Duisburger Vorbild verstärkt Immobilien ins Visier nehmen, um für Ordnung zu sorgen. Auf einer vertraulichen Liste der Stadtverwaltung stehen laut Otto rund 20 weitere Verdachtsfälle, die man nun peu á peu prüfen wolle. Fünf akute Fälle seien darunter.
Ordnungsamtsleiter spricht von stressfreiem Einsatz
Der Ordnungsamtsleiter zeigte sich, als gegen 17 Uhr die letzten Einsatzkräfte zurück im Rathaus waren, sehr zufrieden mit dem ersten Einsatz dieser Art, dankte insbesondere auch Fachkollegen aus Duisburg, die die Mülheimer Aktion mit ihrer Expertise kurzerhand vor Ort unterstützt hatten. Bei der Räumung habe es keine Zwischenfälle gegeben, „trotz des gravierenden Eingriffs in die Lebensverhältnisse der Bewohner lief es stressfrei ab“.