Mülheim. Alle Glocken in Deutschland sollen auf einer digitalen Landkarte ertönen. Nachbarstädte sind schon dabei, Mülheim bisher noch nicht.
Es ist ein Mitmach-Projekt aus dem Europäischen Kulturerbe-Jahr 2018/19: Alle Glocken in Deutschland sollen in einer digitalen Landkarte zum Klingen gebracht werden. In Oberhausen und Essen wurde der Glockenklang verschiedener Kirche bereits dokumentiert und eingespeist auf der Seite. Mülheimer Glocken gibt es dort jedoch noch nicht zu hören.
Jugendliche sollen die akustische Sammlung vervollständigen
Vor allem Jugendgruppen sind aufgerufen, im Rahmen des Projektes #createsoundscape bis zum Ende 2019 die Klänge ihrer Heimatglocken aufzunehmen und sie mit weiteren Informationen zu den Glocken an die Datenbank #createsoundscape zu senden.
Hier finden sich viele weitere Informationen rund um Glocken und das Projekt, das unter anderem finanziert aus den Mitteln des Staatsministeriums für Kultur und Medien ist.
Neben den Klängen des „Dicken Pitter“, der Petersglocke im Kölner Dom, und der Berliner Freiheitsglocke im Schöneberger Rathaus muss sich auch der Mülheimer Glockenklang, zum Beispiel das Geläut von St. Mariae Geburt, auf der digitalen Karte nicht verstecken. Zu hören sind die Klänge vom Kirchenhügel etwa jeden Morgen um 8.45 Uhr in der Innenstadt. Und das ist nur eine von den insgesamt sieben Glocken der katholischen Kirche auf dem Kirchenhügel.
Mülheimer Glocken in Ton und Bild im Netz
Mülheimer Glocken sind durchaus schon im Netz zu hören – und auch zu sehen – darauf verweist Wolfgang C
ukrowski aus dem Referat des Stadtdekanats. Wenn alle sieben Glocken von St. Mariae Geburt geläutet werden, was nur an hohen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten geschieht, ist das schon ein Klangerlebn
is. Auf Youtube gibt es verschiedene Beiträge dazu in Bild und Ton:
Auch die drei Glocken der Petrikirche finden sich auf der Plattform in einem Film, ebenso wie St. Barbara in Dümpten oder St. Engelbert in Eppinghofen, Platz – verbunden mit vielen Informationen. Aber auf der neu geschaffenen digitalen Landkarte im Netz sucht man Mülheimer Glocken bisher vergebens. Dabei sind gerade junge und (smartphone-affine) Leute in ganz Deutschland aufgerufen, Glockenklänge für die digitale Landkarte zu sammeln.
Der Beratungsausschuss für das Deutsche Glockenwesen trägt das Mitmachprojekt „#createsoundscape – crowdmapping heimatklang“ und setzt sich für den Erhalt des „klingenden Kulturguts“ ein. Die Idee hat auch den Segen der beiden großen christlichen Kirchen.
Das schwerste Geläut im gesamten Bistum
„Wir haben in St. Mariae Geburt zwar nicht die meisten Glocken im Bistum, aber dafür das schwerste Geläut“, sagt Wolfgang Cukrowski. Weil die beiden Kirchen auf dem Kirchenhügel so nah beinander stehen, wurde dafür gesorgt, dass die insgesamt zehn Glocken auch stimmig zusammenklingen, weiß Cukrowski.
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Zweimal schwiegen die Glocken von St. Mariae Geburt in den vergangenen Jahren: Vor fünf Jahren bekamen sechs der sieben Glocken neue Klöppel und die eisernen Aufhängungen wurden durch Holz ersetzt. Das alte Ensemble hatte den Glockenturm in zu starke Schwingungen versetzt, was langfristig zu Schäden hätte führen können. 2016 musste der 43 Meter hohe Glockenturm saniert werden, weil das Herz aus Stahlbeton zu bröckeln anfing und instand gesetzt werden musste.
St. Mariae Geburt läutete zur Weltmeisterschaft
Ein bis zwei Glocken läuten auf dem Kirchenhügel eine Viertelstunde jeweils vor Beginn einer Messe. Außerdem ertönen die Glocken katholischer Kirchen bis zu dreimal am Tag (6, 12 und 18 Uhr) zum Angelusläuten, zur Erinnerung an das Volksgebet „Engel des Herrn“.
Glocken haben früher auch Markt- und Gerichtstage angekündigt und vor Feuer oder Gefahren gewarnt. Weltliche Anlässe für den Glockenklang, die gesetzlich geregelt sind, gibt es noch heute. So läutete St. Mariae Geburt zum Finale der Fußball-WM 2014 am Sonntagabend, als Deutschland Argentinien 1:0 besiegt hatte: natürlich mit allen sieben Glocken.