Mülheim.

Stumm waren sie ein paar Wochen lang, doch heute sollen sie wieder erklingen – die sieben Glocken der Kirche St. Mariae Geburt auf dem Kirchenhügel. Die wuchtigen Gussstahlriesen - zwischen 506 kg und 5 Tonnen schwer – haben neue Joche bekommen.

Aus Holz statt aus Stahl. „Der Klang wird dadurch weicher“, sagt Martin Terhardt, Monteur für kirchentechnische Anlagen bei der Diegner & Schade (Dorsten), einem Hersteller von Glockenantriebsmotoren und Turmuhren. Ganz oben im Kirchturm, wo der Wind durch die hölzernen Schallaustrittsluken pfeift, leisten er und sein Kollege Benjamin Müller seit Mitte November Schwerstarbeit, wuchten Glocken, Achsen, Joche und Kanthölzer mit Seilwinden hin und her, bauen auf schwerstes Handwerkszeug.

Schwinungen der Glocken waren zu stark

Dass das Geläut, das 1957 feierlich eingeweiht wurde und zu den größten in NRW zählt, überarbeitet wurde (und noch wird), hat aber keine klangtechnischen Gründe. „Die Schwingungen der Glocken waren zu stark. Wenn sie läuteten, zerrten immense Kräfte am Glockengerüst. Wir hatten Angst, dass der Kirchturm zu sehr ins Schwanken geraten könnte“, erläutert Wolfgang Cukrowski, Verwaltungsleiter der Pfarrei Mariae Geburt. Ein schwingungstechnisches Gutachten, das man bei einem Glockensachverständigen in Auftrag gab, bestätigte diese Sorge. Es empfahl den Mülheimer Katholiken eine Gegenpendelanlage zu installieren, die die Schwingungen abmindere.

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Weil das sehr teuer werden würde, ließ die Gemeinde ein zweites Gutachten anfertigen. Ein Ingenieurbüro überprüfte nun den Turm und stellte fest, dass er dreimal so stark war wie laut DIN-Norm gefordert – und damit sicherer als angenommen. Es reiche aus, die Stahljoche durch Holzjoche zu ersetzen und die Motoren auf Elektronik umzustellen. „Das Anzugsverhalten wird dadurch sanfter, der Läutewinkel ein anderer und die Glockenschwingung werden geringer“, erklärt Terhardt.

Bis Weihnachten werden sie wohl fertig sein

Noch sind die Arbeiten am Geläut, das in den 50ern von der Heidelberger Gießerei Schilling angefertigt wurde und klanglich sogar auf das Dreiergeläut der benachbarten Petrikirche abgestimmt ist, nicht ganz beendet. Folgender Forderung, die Pfarrer Michael Janßen zu Beginn der Restaurierung stellte, wird man wohl aber nachkommen können: „Weihnachten muss wieder geläutet werden können.“ Nur an hohen Festtagen - wie etwa Heiligabend - erklingen übrigens alle sieben Glocken der Marienkirche gleichzeitig. Wolfgang Cukrowski weiß: „Man hört den schönen vollen Klang kilometerweit, es ist ein außergewöhnliches Ereignis.“