Mülheim. . Die Sanierungsarbeiten im Glockenturm von St. Mariae Geburt sind im vollen Gange und sorgen für schlechte Sicht bei der Baustellenbesichtigung.

Der Glockenturm der kath. Innenstadt-Kirche St. Mariae Geburt wird saniert. Nach über acht Jahrzehnten rostet und bröckelt der verarbeitete Stahlbeton. Derzeit werden die losen Betonbrocken per Sandstrahler entfernt – das sorgt für schlechte Sichtverhältnisse bei der Baustellenbesichtigung.

Ungezählte Stufen treppauf

Die erste Frage Wolfgang Cukrowskis, Referent im Stadtdekanat, macht stutzig: „Sind Sie fit?“ Die Antwort, ungezählte Stufen später, muss lauten: geht so. Zur Baustelle geht es stetig hinauf: von einem Treppenhaus durch eine Tür in ein kleineres Treppenhaus, weiter zu einer kleineren Tür und von dort in einen weiteren, schmalen Treppenaufgang bis man in einem hohen, quadratischen Raum steht, umgeben von nackten Wänden. Dort führt eine schmale Stiege, gerade breit genug für eine Person, weiter.

Glocken bleiben stumm, Kreuz ist nicht beleuchtet

Während der Bauarbeiten werden die Glocken St. Mariae Geburts nicht läuten. Um sicher zu gehen, dass die Bauarbeiter nicht vom Gerüst fallen, wurde der Strom komplett abgestellt. Das hat zur Folge, dass auch das Kreuz oben auf dem Turm in der Dunkelheit nicht angestrahlt wird. Während der Bauzeit bleibt die Beleuchtung aus.

Der Glockenturm ist in drei Ebenen unterteilt. Alle neun Meter, berichtet Wolfgang Cukrowski, wurde Stahlbeton eingezogen. Eben diese Decken, beziehungsweise Böden, sowie Stahlbetonträger in den Wänden der oberen zwei Ebenen werden nun saniert.

Vergangene Woche wurden Gerüste von außen durch geöffnete Luken in den Turm gebracht, seit Montag wird gesandstrahlt. Staubwolken füllen da die mittlere Ebene, wo derzeit Arbeiten laufen. Als dicker Dunst quellen sie die Treppen hinunter. Oben lassen sich der schmale Betonsteg und die aufgebauten Gerüste nur erahnen. Der dichte Nebel zeigt eines deutlich: Die Arbeiten gehen voran. Sechs bis acht Wochen sollen sie dauern. Nach dem Sandstrahlen wird der Stahl entrostet, dann wird wieder aufgebaut. Die kalkulierten Kosten betragen rund 100.000 Euro.

Glockenläuten versetz den Turm zu stark in Schwingung

Aufgefallen war der Sanierungsbedarf Ingenieuren. Die stiegen in den vergangenen Jahren oft treppauf, treppab im Glockenturm, nachdem ein Fachmann 2012 bemerkte, dass das Glockenläuten den Turm zu stark in Schwingung versetzt. Das wurde 2014 behoben: Statt in Stahlhalterungen hängen die Glocken nun auf Holzbalken. Zudem wurde der Schwing-Winkel verringert, und sechs der sieben Glocken erhielten neue Klöppel. Im Zuge der Maßnahme rieten die Fachleute zu einer Sanierung des Inneren – und das zeitnah.

Der 43 Meter hohe Turm wurde 1929 errichtet. Anders als die Marienkirche wurde er im Zweiten Weltkrieg nicht direkt von Bomben getroffen und überstand die Kriegsjahre. „Damals war der Beton natürlich noch anders als heute“, sagt Wolfgang Cukrowski. „Wir machen das, damit die Stabilität auch in Zukunft gewahrt bleibt“, sagt der Referent, der davon ausgeht, danach „die nächsten 50 Jahre Ruhe“ zu haben. Apropos Ruhe: 2016 wird auch die Glockensanierung abgeschlossen. Noch trocknen die eingebauten Holzbalken, daher müssen die Glocken dreimal im Jahr nachjustiert, sozusagen gestimmt werden. Der Glockensachverständige des Bistums Essen geht davon aus, dass er in diesem Jahr den Glocken den Feinschliff geben kann.