Mülheim. In Mülheim steckt der Trend zum Kauf gebrauchter Kleidung noch in den Kinderschuhen. Im Diakoniewerk Arbeit & Kultur gibt’s individuelle Sachen.

Die überwiegende Zahl der Altkleidersammelcontainer im Mülheimer Stadtgebiet werden vom Diakoniewerk Arbeit & Kultur aufgestellt und geleert. Der Großteil der gesammelten Textilien wird auch dort sortiert. Einerseits nimmt die Qualität der gespendeten Textilien immer mehr ab. Andererseits interessieren sich auch zunehmend jüngere Leute aus Nachhaltigkeitsgründen für gebrauchte Kleidung.

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Diese Beobachtung macht Ulrich Schreyer, Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH. Um auch die jüngere Kundschaft für das Angebot in den Geschäftsräumen an der Georgstraße 28 zu interessieren, gibt es seit einiger Zeit dort den „Trash Chic Shop“ mit schrägen Klamotten.

Versierte Schneiderinnen wie Amina Aborah machen aus den alten Sachen etwas Neues, das man so nirgendwo kaufen kann. So näht die 51-Jährige etwa aus ausrangierten Schlipsen farbenfrohe Röcke. Jeder ist ein Einzelstück und für kleines Geld zu haben. Taschen, Blusen, Kleider gibt es im „Trash Chic Shop“, manchen sieht man die feinere Herkunft noch an. Die Nachfrage hält sich allerdings noch in Grenzen. „Mülheim ist nicht Berlin“, weiß Schreyer. Das wird wohl noch etwas dauern, bis der Altkleider-Trend aus der Hauptstadt an der Ruhr angekommen ist. Schreyer: „Das fängt erst so langsam in Mülheim an.“

Florence Oyazi (40) verkauft im im Second-Hand-Shop im Diakoniewerk Arbeit & Kultur sortierte und gewaschene Kleidung.
Florence Oyazi (40) verkauft im im Second-Hand-Shop im Diakoniewerk Arbeit & Kultur sortierte und gewaschene Kleidung. © Martin Möller / Funke Foto Services

Kleidung über die eigenen Läden verkauft

Die meisten Kleidungsstücke, die in den 221 Sammelcontainern landen, die das Diakoniewerk in Mülheim aufgestellt hat, werden über die eigenen Kleiderläden an der Georg-, der Kleist oder an der Sandstraße verkauft.

Rund 65 Prozent der Textilien aus den Sammlungen werden sortiert und weiterverwendet: gereinigt, gebügelt und eventuell ausgebessert, und dann zum Kauf angeboten. Das Ziel des Diakoniewerks: Die in Mülheim gesammelten Textilien sollen auch in Mülheim bleiben. „Wir versuchen, einen möglichst hohen Anteil der Altkleider in Mülheim zu belassen und das mit Beschäftigung und einem sozialen Auftrag zu verbinden“, so Ulrich Schreyer.

Container werden ein- bis zweimal in der Woche geleert

Der noch verwertbare Rest wird zu Putzlappen

Rund 1000 Tonnen Altkleider sammelt das Diakoniewerk Arbeit & Kultur im Jahr ein. Rund 60 Prozent davon können sie selbst an der Georgstraße sortieren. Der Rest, und was keine Verwendung findet, geht an die Mülheimer Entsorgungsbetriebe MEG.

Über Retextil, ein Tochterunternehmen des Recyclers Remondis, werden die Kleider dann sortiert, hieß es bei der MEG. Gut die Hälfte gelangt für den Wiederverkauf ins Ausland, oft nach Afrika, werden dort weiter getragen.

Der noch verwertbare Rest landet in einer Reißerei, findet sich später in Bau- oder Dämmstoffen, etwa für Autos, wieder. Oder in der Putzlappenindustrie. Wenn aber bei zu vielen Billigtextilien der Baumwollanteil gering ist, werden Altkleider für diesen Wirtschaftszweig zunehmend uninteressant.

Damit die Sammelcontainer nicht überquellen, werden sie ein- bis zweimal pro Woche geleert. Den „Kik- und Primark-Effekt“ merke man inzwischen deutlich, sagt Ulrich Schreyer: Immer mehr Billigtextilien, die oft auch ungetragen in den Sammelcontainer wandern, weniger hochwertige Kleidung. „Das ist ein Abbild davon, wie in unserer Gesellschaft konsumiert wird“, meint Schreyer. Immer öfter muss auch Müll aus den Altkleidern gefischt werden, berichtet Schreyer, manchmal sei der gesamte Inhalt eines Containers dadurch verdorben und müsse weggeworfen werden. Aufbrüche der Container nehmen auch immer mehr zu, allein in den ersten sieben Monaten des Jahres mussten 87 Schlösser erneuert werden.

Die Textilien aus den Sammelcontainern werden im Diakoniewerk Arbeit & Kultur sortiert. Ein Teil davon wird später im eigenen Second-Hand-Shop zum Kauf angeboten.
Die Textilien aus den Sammelcontainern werden im Diakoniewerk Arbeit & Kultur sortiert. Ein Teil davon wird später im eigenen Second-Hand-Shop zum Kauf angeboten. © Foto: Martin Möller / Funke Foto Services

Rund 1000 Tonnen Textilien sammelt das Diakoniewerk Arbeit & Kultur im Jahr mit seinen Containern auf öffentlichen Flächen ein. Das gewerbliche Unternehmen Eurocycle aus Eschborn hat für 15 seiner Sammelcontainer auf öffentlichen Flächen einen Jahresvertrag mit der Stadt Mülheim. „Es gibt aber auch immer mehr Firmen, die ihre Sammelcontainer illegal aufstellen“, sagt Bernd Otto, der Leiter des Mülheimer Ordnungsamtes. Rund zehn Mal im Jahr lässt die Stadt diese Container entfernen, wenn die Besitzer das nach einer Aufforderung nicht selbst tun.

Auch das DRK sammelt gebrauchte Kleidung

Auf privaten Grundstücken wie etwa beim DRK kann man ebenfalls gebrauchte Kleidung abgeben: Die Kleiderspenden aus den insgesamt fünf DRK-Containern im Stadtgebiet werden in den eigenen DRK-Kleiderkammern angeboten. Auch hier merken sie ein Nachlassen der Qualität: „Die Qualität ist aber gut bei den Sachen, die die Bürger selbst an den Kleiderkammern abgeben“, sagt Christian Bittner vom DRK-Kreisverband Mülheim.