Mülheim. . Präses Manfred Rekowski lobte die dort geleistete Arbeit. Etwas Vergleichbares gebe es in der gesamten evangelischen Kirche im Rheinland nicht.
In der freien Wirtschaft macht manche Vorstandsetage gerne eine Reise an die Basis. Dabei geht es um Wertschätzung für die vor Ort geleistete Arbeit, das Signal, dass man die Mitarbeiter nicht vergisst, sich die Arbeitsbedingungen vor Ort ansieht und im Optimalfall Verbesserungen durchsetzt. In der evangelischen Kirche gibt es solche Rundreisen ebenfalls. Und der Wertschätzung für ihre Arbeit können sich die Protagonisten dabei auch ganz sicher sein. Doch gerade im Fall des Diakoniewerks Arbeit & Kultur an der Georgstraße beschränkte sich der Besuch des Präses der evangelischen Kirche im Rheinland auf die Anerkennung für die Arbeit, die Geschäftsführer Ulrich Schreyer mit seinem Team aus derzeit 250 Langzeitarbeitslosen leistet.
Arbeit & Kultur arbeitet kirchensteuerunabhängig
Schließlich arbeitet das Diakoniewerk Arbeit & Kultur kirchensteuerunabhängig, das heißt, es muss sich selbst tragen und kann von der evangelischen Kirche kein Geld erwarten. So kam Präses Manfred Rekowski ohne Scheck, aber dafür mit ganz viel Lob zum turnusgemäßen Besuch an die Georgstraße. Dort zeigte er sich sehr beeindruckt von der professionellen Arbeit und „den ganzheitlichen Blick auf den Menschen“. Eine vergleichbare Einrichtung sieht der Präses nirgendwo in der evangelischen im Rheinland, die immerhin vier Bundesländer umfasst. „Das Diakoniewerk ist schon ein Unikat“, sagte Rekowski.
Und was hat das „Unikat“ nun vom Besuch des Präses und seiner Delegation? Es gehe darum, die Bedürfnisse der Menschen bekannter zu machen und sich für deren Rechte einzusetzen, sagt Manfred Rekowski. „Wir sind Lobbyisten für die Menschen, die hier arbeiten.“
Sozialer Arbeitsmarkt gefordert
Die Arbeit vor Ort immer wieder in Gesprächen mit der Politik und verschiedenen Interessengruppen und Fachverbänden zu erwähnen, auf die erbrachten Leistungen hinzuweisen und so für Aufmerksamkeit zu sorgen, nennt Manfred Rekowski als eine Hauptaufgabe, wohl wissend, dass man oftmals auch „der Rufer in der Wüste“ ist. Gerade in der Arbeit mit der Landespolitik benötige man „eine hohe Frustrationstoleranz“, sagt der Präses, deshalb sei es wichtig, mit „konstruktiver Penetranz“ den Finger in die Wunde zu legen.
Warme Worte für eine Einrichtung, die seit 23 Jahren daran arbeitet, „sich ständig neu zu erfinden“, wie Geschäftsführer Ulrich Schreyer beim Besuch der Delegation formulierte. Die andauernd wechselnden und ständig befristeten Programme für Langzeitarbeitslose und die daraus resultierende Perspektivlosigkeit sind für Schreyer seit Jahren ein Motor, um lautstark einen Sozialen Arbeitsmarkt zu fordern, und schon allein deshalb kann er als „Rufer in der Wüste“gelten.
Im vergangenen Jahr wurde durch das Ende der Stadtarbeit 140 Langzeitarbeitslosen in Mülheim die Perspektivgrundlage gezogen. Ein Sozialer Arbeitsmarkt ist bis heute nicht erkennbar.
>>> PRÄSES ZU BESUCH IN MÜLHEIM
Der Präses besucht pro Jahr bis zu zwei Kirchenkreise, um sich vor Ort über die Arbeit, über Schwierigkeiten und Erfolge zu informieren. Neben dem Diakoniewerk Arbeit & Kultur besuchte er die Singschule und das Petrikirchenhaus, die Offene Ganztagsschule in der Grundschule Heinrichstraße, die Notfallseelsorge und das Hospiz.
Präses Manfred Rekowski betonte die Notwendigkeit, einen Sozialen Arbeitsmarkt zu fordern. „Die Evangelische Kirche kann aber nicht der Motor dafür sein.“ Die Hauptaufgabe habe immer noch die Politik.