Mülheim. Mülheimer Wassersportler freuen sich über neue Leute - die Leviathan-Dragons laden zur Probefahrt im Drachenboot. Es lohnt sich!

Am 7. und 8. September mischt wieder das Mülheimer Drachenboot-Festival die Ruhr auf, ausgerichtet vom Traditionsverein DJK Ruhrwacht. Dessen Mixed-Team, die Leviathan-Dragons, ist keine Spaßtruppe, die nur einmal im Jahr die Paddel schwingt, sondern durchgehend ernsthaft im Training. Für interessierte Neulinge zeigt sich die Mannschaft aber jederzeit offen und macht gerne einen Platz auf der Bank frei. Es lohnt sich, diese Einladung anzunehmen.

Dienstagabend, Vereinsheim der Ruhrwacht an der Mintarder Straße: Eine Gruppe von Männern und Frauen findet sich ein, fast alle tragen blaue Trikots, kurze Sporthosen, an den Füßen Plastikclogs oder Flipflops. Heute sind genügend Sportler erschienen, um das große Drachenboot mit 20 Plätzen zu füllen. Das ist nicht immer so, berichtet Teamcaptain Michael Kiefer, obwohl das Team theoretisch 30 Personen aufbieten könne. Der Trainingsfleiß variiert. Daher stehen wahlweise auch kleinere Boote zur Verfügung.

Boot trägt nur bei Wettkämpfen einen Drachenkopf

Dieses hier, hellgrün gestrichen, weiß beschriftet, ist 12,49 Meter lang, bestückt mit zehn Zweierreihen, frei von Schnickschnack. Der markante Drachenkopf wird nur bei Wettkämpfen zur Schau getragen, nur zu besonderen Anlässen geht auch ein Trommler mit an Bord.

Heute herrscht Alltagsbetrieb: Mit vereinten Kräften wird das Sportgerät auf den Trailer gehoben und zum Fluss gerollt. Am Steg steigen die Paddler nacheinander ein, nehmen in Zweierreihen Platz, geordnet, damit keine Schlagseite entsteht. „Gekentert“, sagt Michael, „sind wir noch nie.“ Vor zwei Jahren sei aber im Wettkampf der Steuermann baden gegangen: „Das Steuerpaddel ist gebrochen. Das Rennen wurde dann wiederholt.“

Der Steuermann, wichtigster Akteur im Drachenboot-Team, steht aufrecht im Heck, während die

Schnupperkurse bietet die DJK Ruhrwacht wieder am 10. August. Unter anderem kann man dort Stand-up Paddling ausprobieren.
Schnupperkurse bietet die DJK Ruhrwacht wieder am 10. August. Unter anderem kann man dort Stand-up Paddling ausprobieren. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Mannschaft synchron schuftet. Er zählt den Takt, 1 bis 10, laut vor, treibt das Tempo an, befiehlt Reihen von harten, schnellen, raumgreifenden Schlägen. 40 Arme kreisen, das Wasser spritzt, der Puls steigt, man spürt die schwüle Luft über dem Fluss.

Steuermann ist der wichtigste Akteur im Team

Die richtige Technik ist Übungssache, um nicht mit dem Paddel der Hinterfrau zu hakeln, nicht dem Vordermann mit der Faust auf den Kopf zu klopfen. Die erfahrenen Leute im Boot, darunter ehemalige WM-Teilnehmer, geben Tipps: das Paddel möglichst weit vorne senkrecht ins Wasser stechen, auf Höhe der eigenen Hüfte hochziehen, immer, immer, immer wieder, im Rhythmus der anderen, so schnell wie es geht.

Spitzengeschwindigkeit bis zu 15 Stundenkilometern

Bei den Leviathan-Dragons wird richtig geschwitzt, sie schaffen, wie sie berichten, Spitzengeschwindigkeiten von 14 bis 15 Stundenkilometern, betreiben aber keinen Leistungssport. Zwischendurch ruhen die Paddel, das Boot gleitet einfach voran, die Sportler atmen tief durch, genießen die Abendstimmung am Fluss und schwärmen: „Besonders schön sind die Sonnenuntergänge, wenn es abends etwas früher dunkel wird.“ Rund eine Stunde dauert die Trainingstour, dann steuert die Drachenboottruppe den Heimatsteg an.

Auf den Trikots des Sportler mischt sich das Ruhrwasser mit Schweiß, zu ihren Füßen rinnt es durchs Boot. Nach getaner Arbeit wird das Drachenboot gemeinsam gereinigt: mit einigen Litern klarem Wasser durchgespült, mit roten Bechern leer geschöpft, mit Schwämmen durchgewischt, damit das Sportgerät stets sauber im Schuppen bereit steht.

Drei Generation paddeln in der Mannschaft gemeinsam

Bei den Leviathan-Dragons paddeln drei Generationen Seite an Seite: Student Phillipp, 22 Jahre, ist der Jüngste, Senior der 71-jährige Horst. Das Durchschnittsalter dürfte knapp um die 50 liegen, daher ist die Mannschaft an Neuzugängen sehr interessiert. So lange keine Minustemperaturen herrschen, trainieren zumindest die hartgesottenen Drachenbootfahrer auch im Winter, selbst noch im leicht überfrorenen Wasser.

Kanusport zum Kennenlernen

Schnupperkurse bietet die Kanu-Schule der DJK Ruhrwacht, Mintarder Straße 19, wieder am Samstag, 10. August: Von 10 bis 14 Uhr kann man wahlweise Outrigger (Ausleger-Kanu) oder Stand-up Paddling (SUP) ausprobieren.

Die Kurse laufen jeweils 60 Minuten für eine Gebühr von 10 Euro. Bootsmaterial und Schwimmweste werden gestellt. Anmeldungen unter drachenbootsport@djk-ruhrwacht.de oder 483071 (gewünschte Kurszeit bitte angeben).

Auch beim Mülheimer Kanusportverein (Bootshaus an der Mendener Str. 70) gibt es verschiedene Disziplinen, darunter Drachenbootsport: www.muelheimer-kv.de. Die Kanu Gilde Mülheim an der Mendener Str. 6a ist auf Kanuwandern spezialisiert (www.kanu-gilde.de). Die Mülheimer Kanu- und Ski-Freunde am Kassenberg 42 bieten Kanuwandern für Naturliebhaber oder auch Kanupolo für kampfstarke Sportler.

Bei allen Kanuvereinen sind Neueinsteiger willkommen.

Am Tag nach der ersten Drachenboottour sollten sich Anfänger auf leichtes Ziehen im unteren Rücken einstellen, sagen die erfahrenen Sportler: „Dann hast du es richtig gemacht.“ Doch auch nach vielen Jahren am Paddel machen sich härtere Übungseinheiten immer noch bemerkbar: „Wir hatten schon solchen Muskelkater, dass wir nachts wach geworden sind“, berichtet Karin, eine Frau mit langjähriger Wassersporterfahrung.

Beim 23. Mülheimer Drachenboot-Festival werden die Leviathan-Dragons in der Funsport-Klasse wieder alles geben. „Wir sind Titelverteidiger. Natürlich wollen wir wieder gewinnen.“

Zum Training treffen sich die Leviathan-Dragons dienstags und donnerstags um 18.30 Uhr am Vereinshaus der DJK Ruhrwacht, Mintarder Straße 91. Kontakt und Info auf www.djk-ruhrwacht.de