Essen. 100 Kilometer in 24 Stunden: Zum ersten Mal gibt es die Extremwanderung „Megamarsch“ im Ruhrgebiet. Zwei Teilnehmer erzählen, was sie antreibt.

Es ist eine Wanderung der Extreme: Rund 100 Kilometer in 24 Stunden. Zum ersten Mal startet der sogenannte Megamarsch in Essen. Circa 1200 Teilnehmer erwarten die Veranstalter am Samstag um 16 Uhr zum Start im Hallopark. Zwei Teilnehmer erklären, warum sie bei der Extremwanderung mitmachen.

Teilnehmer wandern über ihre eigenen Grenzen hinaus

Für Stefanie Nonnenmann ist es die sechste 100-Kilometer-Wanderung. Die gebürtige Bochumerin lebt heute in München und freut sich im Ruhrgebiet, „meiner Heimat“, zu wandern. Aber gleich 24 Stunden? Für sie sei der Reiz am Megamarsch, über die eigenen Grenzen zu gehen, erklärt die Journalistin. „Ab Kilometer 80 schwöre ich mir jedes Mal: ‘Ich höre damit auf’“. Aber dann schaffe sie es doch in den meisten Fällen – beim letzten Mal musste sie nach neun Stunden im Dauerregen abbrechen.

Für Nonnenmann und die anderen Teilnehmer geht es am Samstagnachmittag vom Hallopark aus zunächst zur Zeche Zollverein, dann über den Kaiser-Wilhelm-Park durch Altenessen bis zum Rhein-Herne-Kanal. Weiter laufen die Teilnehmer in Richtung Westen über Bottrop, Oberhausen bis nach Duisburg – je nachdem wie schnell man wandert, bekommt man dann in Duisburg den Sonnenuntergang mit. Anschließend geht es weiter nach Mülheim.

Schlafmangel und Halluzinationen: Schwierige Phase in der Nacht

Die Nacht zwischen 2 und 3 Uhr sei eine besonders schwierige Phase, so Nonnenmann. „Dann wird der Körper extrem müde.“ Sie habe schon Halluzinationen gehabt oder sei beim Gehen eingeschlafen, ins Straucheln gekommen und davon wieder aufgewacht. „Musik und Gespräche helfen“, sagt die 43-Jährige. Diese Gespräche führt sie zum Beispiel mit ihrem Wanderpartner Wolfgang Niedermeier (36), der bereits 13 Märsche in zwei Jahren absolviert hat.

Auf Essener Stadtgebiet gelangen die Wanderer schließlich wieder zwischen Kilometer 50 und 51 – dann geht es über den Mintarder Weg in Richtung Kettwig und weiter entlang der Ruhr. Vermutlich werden die Wanderer hier vom Sonnenaufgang begleitet. „Der Sonnenaufgang pusht mich immer“, sagt Niedermeier.

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Entlang der Ruhr führt die Strecke über Werden bis zum Baldeneysee. Die Teilnehmer wandern auf der nördlichen Seite des Sees entlang und folgen der Ruhr weiter flussaufwärts – Heisinger Ruhrbogen, Ruhrauen bis zum Steeler Ruhrufer. An der Kurt-Schumacher-Brücke wechseln die Wanderer das Ufer und laufen entlang des Gewässers bis zur Schwimmbrücke Dahlhausen. Von hier aus geht es in nördliche Richtung weiter – und schließlich über Leithe und Kray wieder zum Hallopark. Irgendwann tue alles weh, die Fußsohlen, die hinteren Oberschenkel, der Rücken schmerze vom Rucksack, so Nonnenmann. „Nach dem ersten Marsch konnte ich zwei Tage lang keine normalen Schuhe tragen.“

Rund 25 Prozent der Teilnehmer schaffen es nicht ins Ziel

Warum Niedermeier am Megamarsch teilnimmt? „Meinem Körper und meinem Kopf tut das einfach gut. Man kommt an seine Belastungsgrenze.“ Außerdem kenne er mittlerweile einige Gleichgesinnte, die Megamärsche seien so auch ein kleines Familientreffen. Niedermeier trainiert regelmäßig für die Märsche, in diesem Jahr ist er bereits 1600 Kilometer gewandert.

„Rund 25 Prozent der Teilnehmer schaffen es erfahrungsgemäß ins Ziel“, erklärt Sabrina Putzschke vom Megamarsch-Team. Viele würden auch bewusst bei 40 oder 60 Kilometer aussteigen. Daher gebe es neben der Medaille und der Urkunde für 100 Kilometer auch eine Urkunde für 40, 60 und 80 Kilometer.

Weitere Informationen

Eine Karte, die den gesamten Streckenverlauf im Detail zeigt, finden Sie im Internet auf www.megamarsch.de/ruhrgebiet. Auf der Karte sind unter anderem auch Verpflegungsstation und Haltestellen entlang der Strecke eingezeichnet.

Hinter dem Megamarsch steckt das Unternehmen „Hundert24 GmbH“ aus Mönchengladbach. Die Gründer Marco Kamischke und Frederick Hüpkes hatten 2016 die Idee zu der Extremwanderung und riefen zum ersten Marsch in Köln auf.

Mittlerweile findet die Veranstaltung in 14 deutschen Großstädten, sowie auf der Insel Sylt und zum ersten mal in Wien statt.

Wer noch kurzfristig ein Ticket kaufen möchte, kann das auf https:// www.megamarsch.de/ruhrgebiet-anmeldung.

Entlang der Strecke gibt es alle 20 Kilometer eine Versorgungsstation mit Getränken und Speisen. Weil die Veranstalter damit rechnen, dass es am Wochenende warm wird, sollen zusätzliche Wasserstationen beim zehnten und 90. Kilometer aufgebaut werden. Man starte in einer großen Gruppe von 300, 400 Leuten, aber erfahrungsgemäß ziehe sich das Feld im Verlauf der Wanderung auseinander. „Wir empfehlen, immer mindestens zu zweit oder dritt zu wandern“, so Putzschke, für den Fall dass ein Wanderer in Not gerate. An allen Versorgungsstationen sind Sanitäter im Einsatz, außerdem soll es mobile Sanitäter entlang der Strecke geben. Gewandert wird viel auf Wanderwegen, aber auch auf normalen Bürgersteigen. Eine Absperrung wie beim Marathon und entsprechende Straßensperrungen gibt es nicht. Auch wird keine Zeit gemessen.

Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren. Noch sind ein paar Tickets übrig. Die Karten kosten 68,76 Euro. Im Preis enthalten ist unter anderem die Teilnahmegebühr, die Verpflegung und Kosten für die Sanitäter.

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