Essen. 100 Kilometer, 24 Stunden: Am 27. Juli wartet mit dem „Megamarsch“ durch das Ruhrgebiet eine außergewöhnliche Herausforderung auf Wanderfreunde.

Was sich landläufig „Schnapsidee“ nennt, braucht zu seiner Entstehung nicht zwingend den Einfluss von Hochprozentigem. Den Freunden Marco Kamischke und Frederick Hüpkes aus Mönchengladbach genügte der Sage nach schon das eine oder andere Feierabendbier, um sich etwas ganz schön Verrücktes auszudenken: eine Wanderung nämlich – 100 Kilometer. In 24 Stunden.

Unter dem Namen „Megamarsch“ luden sie im Jahr 2016 via Facebook zu ihrem Vorhaben ein – und konnten in kurzer Zeit so viele Menschen dafür begeistern, dass sie es selbst gar nicht schafften mitzulaufen; zu viel musste vorbereitet werden. Der Weg führte die ersten Megamarschler auf dem Römerkanal von Brühl bis nach Nettersheim, gut 50 von 200 knackten am Ende die 100-Kilometer-Marke – ein Geschäftsmodell war geboren.

Heute, rund vier Jahre nach der gelungenen Generalprobe südlich von Köln, bieten die beiden Gründer und ihr 15-köpfiges Team den organisierten Gewaltmarsch in mittlerweile 16 Städten an – und in diesem Sommer erstmals auch im Ruhrgebiet.

Entlang der Ruhr und des Rhein-Herne-Kanals

Am Samstag, 27.7., fällt im Hallopark in Essen-Schonnebeck gegen 16 Uhr der Startschuss für die wahrscheinlich längste Wanderung, die es im „Pott“ je gegeben hat: Von Essen aus werden Wanderfreunde mit dem gewissen Hang zur Selbstgeißelung auf eine XXL-Runde durch das halbe Ruhrgebiet starten, auf 100 Kilometern führt sie der Weg durch Bottrop, Oberhausen, Duisburg, Mülheim, Bochum und Wattenscheid wieder zurück zum Ausgangspunkt.

Dabei erwartet die Läufer ein abwechslungsreicher Mix aus Sattgrün und Grau, Natur und Industriekultur – typisch Ruhrgebiet eben. „Wir haben bei der Konzeption der Strecke vor allem darauf geachtet, dass die Teilnehmer immer wieder an Sehenswürdigkeiten vorbeikommen“, erklärt Sabrina Putzschke, Sprecherin des Megamarsch-Teams.

Schon nach zwei Kilometern etwa geht es vorbei an der Zeche Zollverein, ab Kilometer acht führt der Weg via Rhein-Herne-Kanal bis zum Gasometer in Oberhausen. Nach ca. 20 Kilometern passieren die Wanderer dann den Landschaftspark Duisburg-Nord, und später, im Morgengrauen, laufen sie 30 Kilometer am Ufer der Ruhr entlang, von Essen-Kettwig bis Bochum-Dahlhausen.

Knapp jeder Vierte schafft die gesamte Strecke

Für optische Erfrischung dürfte also gesorgt sein, doch auch das leibliche Wohl der Dauerläufer darf nicht zu kurz kommen, weiß der Veranstalter. An vier Stellen, alle 20 Kilometer, wartet deshalb eine Verpflegungsstation – und mit ihr unter anderem kalte und warme Getränke, Energieriegel, Obst, Milchbrötchen, Cabanossi und, bei vielen Läufern besonders beliebt: saure Gurken. Allerdings, rät Putzschke: „Zu lange Pausen sollten vermieden werden“, eben um nicht aus dem Rhythmus zu kommen.

Wer innerhalb der 24 Stunden das Ziel erreichen will, muss mindestens 4,2 km/h auf die Straße bringen. Zudem gibt es eine Reihe von Dingen, die jeder dabei haben sollte: gut eingelaufene Schuhe etwa, einen kleinen Rucksack mit ausreichend Wasser, eine Stirnlampe für die Nacht, Blasenpflaster und ein Smartphone samt Wander-App. Eine vollständige Liste finden Teilnehmer im Netz.

Im Schnitt, so die Erfahrung, schafft jeder Vierte die volle Distanz. Neben Standing Ovations erhalten die „Finisher“ eine spezielle Medaille sowie eine Urkunde. Über letztere freut sich bereits, wer sich bis Kilometer 40 oder weiter gequält hat.

>>> Tickets und Termine

Maximal 2000 Wanderer können am Megamarsch durch das Ruhrgebiet (27.7., 16 Uhr) teilnehmen. Tickets ab ca. 69 € gibt es online unter: www.megamarsch.de.

„Megamarsch“ ist nicht der einzige Anbieter von Wanderungen im XXL-Format. Auch das aus Berlin stammende Projekt „Mammutmarsch“ bietet entsprechende Events an.

Am 14.9. zum Beispiel findet der 100 Kilometer lange Mammutmarsch durch NRW statt: Start und Ziel ist Wuppertal, dazwischen geht es quer durch das Bergische Land und das südliche Ruhrgebiet. Infos: www.mammutmarsch.de.