Mülheim. Die Kettenbrücke war das erste feste Bauwerk, das in Mülheim die Ruhr überspannte. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde sie 1844 feierlich eröffnet.
Am Anfang gab es nur eine Furt, über die Menschen, Tiere und Wagen die Ruhr auf dem Hellweg überwanden. Um trockenen Fußes und Rades den Fluss zu überqueren, wechselte die Schollsche Fähre die Uferseiten. Aber bei Hochwasser fiel sie aus und schaffte das stetig anwachsende Fahrgast- und Wagenaufkommen bald nicht mehr. Darum entstand ab 1842 die Kettenbrücke.
Ihr folgten zwei weitere feste Ruhrbrücken an gleicher Stelle. Trotz Erweiterungen auf heute fünf Fahrspuren bleibt der Übergang im städtischen Verkehrsnetz ein Engpass. Die Konrad-Adenauer-Brücke sollte für Entlastung sorgen. Aber Mülheimer fahren lieber im Stau über die Schlossbrücke. Das schmucke Tragwerk der Kettenbrücke kennt dagegen kein Mülheimer mehr aus persönlicher Anschauung. Aber die Erinnerungen an Mülheims erste Ruhrbrücke, die der Stadt wirtschaftlichen Aufschwung brachte, sind nach wie vor präsent. Mehrere Leserinnen und Leser haben uns dazu ihre Forschungsergebnisse geschickt.
Es gab Probleme mit der Baugenehmigung.
„Das Bild kennen wir“, schreibt die Broicher Familie Vossbruch-Lenz und liefert Hintergründe mit. „Es bildete sich ein Brückenbaukomitee aus wohlhabenden und angesehenen Mülheimer Familien, wozu auch der erfolgreiche Unternehmer Mathias Stinnes gehörte. Dieses Komitee entschied sich für eine Kettenbrücke nach einem englischen Modell. 79.000 Taler sollte sie kosten! Es gab Probleme mit der Finanzierung und der Baugenehmigung. Schließlich brachten die damals 22.000 Einwohner der Gemeinde freiwillig eine Zuschuss-Summe von 15.000 Talern auf.“
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Am Tage der Rathauseinweihung – 6. August 1842 – wurde der Grundstein zum Brückenbau der ersten Kettenbrücke Deutschlands gelegt. Sie galt lange Zeit als schönste und eleganteste Brücke. Auf zwei Fundamenten erhoben sich Stahltore, an denen die Brückenelemente an Ketten aufgehängt waren. Sie führte vom Broicher Ruhrufer zum Bereich der Petrikirche. Für Fußgänger gab es auf beiden Brückenseiten einen schmalen Bürgersteig, die Fahrbahn war fünf Meter breit. Pferdewagen durften nur langsam darüber fahren. Menschenkolonnen, wie Spielmannszüge oder Soldaten, mussten auf den Gleichschritt verzichten, damit die Brücke nicht in Schwingungen geriet.
Am 13. November 1844 wurde die Brücke feierlich eingeweiht.
Bei der feierlichen Einweihung am 13. November 1844 waren fast alle Mülheimer Bürger anwesend. Es war ihre Brücke, und das musste tüchtig gefeiert werden. Es war ein staunendes Hin und Her auf der Brücke. Die Kettenbrücke wurde nach 65 Jahren abgebaut, weil sie dem aufkommenden modernen Verkehr nicht mehr gewachsen war.“ Als Quelle nennt die alteingesessene Broicher Familie das „Schulbuch unseres Sohnes ,Unsere Stadt Mülheim’ aus dem Sachunterricht“. Daran erinnerte er sich und schon war die Mail an die Leser geschrieben.
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„Dieses Bild zeigt die Kettenbrücke von der Schloßstraße nach Broich. Links die Verladerampe der Firma Rauen, die dort ihre Steine aus dem Bruch auf Kähne verlud. Rechts das Areal, auf dem heute die Stadthalle steht“, hat Ursula Nevries erkannt.
Ein Zeppelin flog nie über der Kettenbrücke.
„Natürlich handelt es sich um die Kettenbrücke. Mehr möchte ich dazu nicht sagen. Kürzlich waren mehrere Bilder und Dokumente von der ehemaligen Kettenbrücke in einer Ausstellung im kleinen Laden, an der Oberstraße 27, zu sehen. Dazu gehörten auch Anzeigen zu den Kettenbrückfesten und zu allen anderen Ruhr-Brücken.“, schreibt Bernd Simmerock. Er hat mit Freunden diese Dokumente zusammengetragen. Aus seiner Sammlung gibt es ein kleines Schmankerl: Die Kettenbrücke mit Fake-Zeppelin.
Es gibt weitere Berichte und Quellen über den Bau der Kettenbrücke, die die Finanzierung anders darstellen. Wir werden diese in einer weiteren Folge zur einst schönsten Ruhrübergang der Stadt vorstellen.