Mülheim. . Den Goetheplatz in Eppinghofen haben mehrere Leser erkannt. Vor 110 Jahren sah der Mittelpunkt des Dichterviertels noch anders aus.

Obwohl die Stadt an zahlreichen Stellen heute nicht mehr so aussieht wie früher – die Mülheimer erinnern sich an schöne Plätze oder Straßenzüge. Sie haben dort entweder ihre Kindheit und Jugendzeit verbracht oder sie verbinden andere Erinnerungen damit. In der Folge 91 unserer Serie haben wir ein Foto vom Goetheplatz gezeigt, das diesen um 1909 zeigt. Dieser Platz bildet nach wie vor den Mittelpunkt des Dichterviertels in Eppinghofen – aber ohne Teich.

„Es ist der Goetheplatz. Ich bin Jahrgang 1938 und ging ab August 1945 täglich in die Bruchstraßenschule. Mein Weg von der Verein­straße führte über den Goetheplatz, der in den letzten Jahren viel erleben musste – bis zum Müllplatz,“ schreibt Wilfried Schürger.

Altstadtgemeinde hat Haus am Goetheplatz gebaut

Eine historische Postkarte mit der Ansicht des Goetheplatzes im Dichterviertel – noch mit Teich.
Eine historische Postkarte mit der Ansicht des Goetheplatzes im Dichterviertel – noch mit Teich. © Martin Möller

Der See auf dem Platz sei nicht alt geworden. „Das Haus rechts auf der Rückertstraße gehörte der Familie Elger. Auf einem Teilgrundstück daneben wurde in den Nachkriegsjahren von der evangelischen Altstadtgemeinde das Haus am Goetheplatz gebaut. Es wurde Treffpunkt für viele: jung und alt“, fügt der WAZ-Leser hinzu. „Die Pfarrer Sänger und Sternberg waren dort nacheinander sehr erfolgreich und sind in Erinnerung geblieben. Im sonntäglichen Kindergottesdienst kamen um 11 Uhr oft mehr als 100 Jungen und Mädchen zusammen. Ich war zunächst als Besucher, nach meiner Konfirmation auch als Mitarbeiter in der Gruppenleitung und als Chorsänger häufig dort im Haus.“

Das Dichterviertel habe seine Bezeichnung, weil im Revier die Straßen nach Dichtern benannt sind. „Dort kannte damals fast jeder jeden. Das ist nun vorbei. Aber dennoch treffe ich auch heute immer noch den einen oder anderen wieder und wir können von gemeinsamen Erlebnissen erzählen. Wenn wir Altgewordenen uns dann auch erkennen“, schließt Wilfried Schürger seine Zeilen.

Direktorenvilla im Krieg zerstört

„Das Foto zeigt den Goetheplatz im Dichterviertel mit der Rückert- und der Bürgerstraße und den alten Direktorenvillen. Die große Villa zwischen der Bürger- und Rückertstraße wurde im Krieg zerstört. Wo der Teich war, ist heute eine kleine Parkanlage“, hat Gerd-Wilhelm Scholl ebenfalls erkannt.

Er hat aus seinem Fundus eine alte Postkarte mitgeschickt. „Diese zeigt die Goethe- und Schillerstraße, dahinter den Goetheplatz mit dem Teich und alles ist sehr zugewachsen. Ganz links ist die Lessingstraße zu erkennen. In der mündet die Bürgerstraße auf den Platz. Rechts liegt die Rückertstraße, die am anderen Ende an der Scheffel-, Heißener und Brückstraße aufhörte“, erläutert Scholl.

Heute ist die Bäckerei Lübben am Ort

„Die Häuser auf der rechten Seite der Rückertstraße wurden im Krieg zum Teil zerstört. Das Haus zwischen der Lessing- und Bürgerstraße wurde ebenfalls von Bomben im Krieg zerstört. In dem neu gebauten Haus ist heute die Bäckerei Lübben. Das Haus auf der Ecke Goethe- und Schillerstraße steht heute noch und beherbergte nach dem Krieg verschiedene Geschäfte, heute eine Pizzeria“, ergänzt Gerd-Wilhelm Scholl.

Sternförmig münden die Straßen auf den Goetheplatz. Diese Postkarte zeigt das sehr deutlich. Vom Teich ist nichts mehr zu erkennen.
Sternförmig münden die Straßen auf den Goetheplatz. Diese Postkarte zeigt das sehr deutlich. Vom Teich ist nichts mehr zu erkennen. © Sammlung

Rudolf Peter bestätigt: „Das auf der linken Seite (Foto links unten) stehende Gebäude ist das Haus Goetheplatz 1, welches im Krieg – genau wie das Haus Goetheplatz 3 – zerstört wurde. Beide Häuser wurden in den 1950er Jahren wieder aufgebaut. Links des Gebäudes befindet sich die Bürgerstraße, rechts davon die Rückertstraße“, schreibt der WAZ-Leser.

„Die rechts im Bild stehende Villa wurde Anfang der 1960er Jahre abgerissen. An gleicher Stelle, jedoch näher an der Straße, wurden ab Ende 1963 Wohnungen errichtet die bis heute Bestand haben. Ich habe 1964 auf der Baustelle mein Praktikum im Rahmen meiner Ausbildung gemacht“, erinnert sich Rudolf Peter.

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