Mülheim. . Rutsche und Schaukel standen einst an der Düsseldorfer Straße 223 auf dem heutigen THW-Gelände. Und wo standen die schönen Häuser am Teich?
Zu unserer Serie „Alte Bilder neu entdeckt“, zu historischen Stadtansichten sind Ihre Antworten nach wie vor gefragt. Die Motive auf den Postkarten sind relativ genau beschrieben, wecken darüber hinaus bei einigen Mülheimern aber stets Erinnerungen. Bei Fotos aus privaten Sammlungen sind manche Einsender nach der Veröffentlichung überrascht, was andere dazu alles wissen.
Auch wo Kinder einst im Schatten eines Schornsteins spielten, haben mehrere Leser ermittelt. Es handelt sich um das heutige Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) an der Düsseldorfer Straße 223. Das Gebäude steht noch dort.
„Dieser Spielplatz befand sich neben der ,Rhenag’ (Rheinische Energie AG). Das Gebäude muss errichtet worden sein für die beziehungsweise von der Gerberei ,Lederfabrik Hermann Dennenburg’. Sie unterhielt dort wohl von 1891 bis 1930 ihren Betrieb. Sie firmierte unter „Saarn I 8, jetzt Düsseldorfer Straße 223“, schreibt Wilhelm von Gehlen. „Während der NS-Zeit bis zum Kriegsende soll das Gebäude als Heeres-Neben-Zeugamt genutzt worden sein. Lange war über dem Eingangsportal der frühere Name ,Horst-Wessel-Haus’ verblasst lesbar. Dies berichtete mir im Saarner Geschichtsgesprächskreis eine Dame, deren Eltern sich dort kennengelernt hatten.“
Flüchtlinge und Vertriebene
Weiter hat Wilhelm von Gehlen herausgefunden: „Nach dem Krieg machte sich Ernst Haage – etwa 1948 muss dies gewesen sein – in diesem Gebäude selbstständig und gründete seine Firma in ungenutzten Räumen in der oberen Etage. Später, Anfang der 1950er Jahre, diente es zur Unterbringung von Flüchtlingen und Vertriebenen. Sie waren dort in der ,Rhenag’ einquartiert, sagte man in der Stadt“, schreibt von Gehlen. Von „wohnen“ könne „angesichts der damaligen Wohnverhältnisse sicherlich nicht gesprochen werden.“ Aber das sei ein anderes Kapitel, das noch aufzubereiten wäre.
Warum das Gebäude als „Rhenag in Saarn“ bezeichnet wurde, hat Wilhelm von Gehlen ebenfalls ermittelt: „Von einem ehemaligen Rhenag-Mitarbeiter erfuhr ich im Saarner Geschichtsgesprächskreis die Begründung für die Volksmund-Bezeichnung. In diesem Gebäude hatten nach dem Krieg die Verwaltung und die Werkstatt der Rhenag ihren Sitz. Später gab es das Rhenag-Haus an der Schloßstraße 22, bevor die Verwaltung zur Hauskampstraße nach Styrum in einen neuen Komplex umzog.“
Vor dem Einzug an der Düsseldorfer Straße habe die Mülheimer Renag-Verwaltung in einem Haus am Nachbarsweg, gegenüber einer Lederfabrik – ich nehme an die Firma Fassbender – ihren Sitz gehabt, schreibt von Gehlen.
Den Ernstfall geprobt
„Durch eine Windhose wurde am Rhenag-Gebäude etwa 1956 ein Drittel des Daches abgedeckt“, erinnert sich von Gehlen an eine Zeit, „als wir regelmäßig auf den Sportplätzen an der Düsseldorfer Straße Fußball spielten. Heute nutzt das THW Gebäude und Gelände. Auf dem Bild sind die Umrisse des noch heute dort stehenden Anbaus sowie der große Hauptbau erkennbar. Ob der Schornstein zu diesem oder dem Nachbargebäude, der Lederfabrik Feldmann, gehörte, kann ich nicht beurteilen“, sagt von Gehlen. Er hofft, dass andere Müheimer weitere Informationen zu der Gegend haben.
Karl-Heinz Brinks sammelte andere Erfahrungen: „Dort, wo die Kinder früher gespielt haben, habe ich vermutlich – allerdings etwa 30 Jahre später – auch ,gespielt’: Nämlich den Ernstfall bei einer Übung des THW auf dem Gelände an der Düsseldorfer Straße 223. Die Häuser im Hintergrund am Hang stehen an der Alte Straße. Das Gelände und die Gebäude gehörten früher einer Saarner Lederfabrik“, ergänzt Brinks.
<<< IHRE ERINNERUNGEN UND BILDER SIND GEFRAGT
Wer Erinnerungen oder Hinweise zu den gezeigten Bildern hat, schickt diese bitte an die WAZ-Lokalredaktion, Eppinghofer Straße 1-3, 45468. Mülheim. Ihre E-Mails sind erwünscht an: redaktion.muelheim@waz.de
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