Mülheim. . Ein Quartierskonzept soll die Energiebilanz in Dümpten schnell und spürbar verbessern. Die Stadt hofft, dass sie dabei kostengünstig wegkommt.
Der eher unscheinbare Stadtteil Dümpten soll künftig stärker in den Blickpunkt rücken: als Modellgebiet für energetische Sanierung. Seit fast anderthalb Jahren ist man hier auf dem Weg, am Mittwoch wurde im Technischen Rathaus ein Quartierskonzept für Dümpten übergeben und eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Damit soll „Innovation City“ auch in Mülheim umgesetzt werden. Nicht flächendeckend, wie in der Vorzeigestadt Bottrop, sondern als eines von insgesamt 20 Projekten des Folgevorhabens „Innovation City roll out“. Gleich zwei davon sind in Mülheim angesiedelt, eines in der Innenstadt, das andere in Dümpten. Genau genommen geht es um Oberdümpten, nördlich der A 40. Rund 6000 Menschen sind dort zu Hause.
Offizielle Partner der Stadt
Folgende Partner wollen die Stadt bei der energetischen Sanierung in Dümpten unterstützen: die Wohnungsgesellschaften SWB und MWB, Kreishandwerkerschaft, Medl und Haus & Grund. Sie haben am Mittwoch eine offizielle Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Ausführliche Infos zu den Mülheimer Projekten und eine Kurzfassung des Endberichtes gibt es auf www.icrollout.de.
Energieverbrauch und Emissionen zeitnah senken
Die Analyse vorgenommen und den Fahrplan entwickelt hat die Innovation City Management GmbH (ICM). Sie hält es für machbar, innerhalb von fünf Jahren den Energieverbrauch in diesem Quartier um fünf Prozent zu senken und die Treibhausgas-Emissionen um mehr als sechs Prozent. Vielfältige Maßnahmen sollen zum Ziel führen.
Auf dem Weg dorthin wurden auch die Bürger im Stadtteil befragt und beteiligt. Denn das Gesamtprojekt ist als „Energiewende von unten“ etikettiert. So gab es eine Online-Umfrage, in der die Dümptener eigene Verbesserungswünsche formulieren konnten. Nach Angaben von ICM haben sich insgesamt 128 Personen daran beteiligt, 96 Hausbesitzer, aber auch 32, die in einer Mietwohnung leben.
Viele Häuser aus der Nachkriegszeit
Dass in Dümpten Modernisierungsbedarf besteht, fällt ins Auge: Geschätzt zwei Drittel der Gebäude wurden in der Zeit zwischen 1949 und 1964 errichtet. Das Quartierskonzept für Dümpten stellt nun Potenziale, aber auch Hemmnisse des Viertels heraus. Förderlich sei etwa: Hier wohnen viele Menschen mittleren und höheren Alters, die tendenziell eher an Sanierung oder Umbau interessiert sind. Viele Häuser werden demnächst auch an die jüngere Generation übergehen.
Mieterstrom, Infopakete, Kinderprojekte
Die Liste der bisherigen Vorschläge umfasst den Ausbau von Photovoltaik oder Mieterstrommodelle ebenso wie die Bereitstellung von Diensträdern, Infopakete für Neueigentümer oder Klimaschutzprojekte in Kitas und Schulen. „In Familien sind Jugendliche oft die treibende Kraft, wenn es um energetische Sanierung geht“, so die Erfahrung des ICM-Geschäftsführers Burkhard Drescher. Das Schlagwort „Fridays for Future“ fällt mehrfach in dieser Runde.
Umwelt- und Planungsdezernent Peter Vermeulen erklärt: „Wir sind fest entschlossen, das, was wir geplant haben und für sinnvoll halten, tatsächlich umzusetzen.“ Möglichst schon ab Herbst 2019.
Stadt will Fördergelder bei der KfW beantragen
Im nächsten Schritt, so Vermeulen, werde die Stadt einen Förderantrag unter dem Stichwort „Sanierungsmanagement“ an die KfW formulieren, um jährlich 50.000 Euro zu erhalten, maximal fünf Jahre lang. Hinzu kommen müsste ein 35-prozentiger Eigenanteil der Stadt, der allerdings auch in Form von Leistungen der Kooperationspartner erbracht werden kann.
Etwa, indem eine Wohnungsgesellschaft bereits hergerichtete Räume zur Verfügung stellt. Im Idealfall müssten nur noch fünf Prozent, also 2500 Euro pro Jahr, aus kommunalen Mitteln beigesteuert werden.
Anlaufstelle vor Ort einrichten
Mit Hilfe der Fördergelder könnte in Dümpten eine Anlaufstelle vor Ort installiert werden, ein Büro, das die erarbeiteten Maßnahmen koordiniert und neue Ideen entgegennimmt.
Viel Zeit zu verlieren gibt es jedenfalls nicht.
„Wir konnten in Dümpten schon sehr viele Aktivitäten anstacheln“, berichtet ICM-Geschäftsführer Drescher, „aber man darf mit der Umsetzung nicht zu lange warten. Sonst lässt die Motivation nach.“