Mülheim. . Das Bottroper Vorzeigeprojekt „Innovation-City“ rollt nun auch nach Mülheim rüber.Zwei Quartiere sollen klimagerecht entwickelt werden.

  • Das „Innovation City roll out“ soll den klimagerechten Stadtumbau in revierweit 20 Quartiere bringen
  • Mülheim ist doppelt vertreten: mit der Innenstadt und dem nördlich der A40 gelegenen Teil Dümptens
  • Für beide Gebiete ist das Ziel, innerhalb von sechs Monaten ein Konzept zum Quartiersumbau zu entwickeln

Die Tränen, dass Mülheim vor Jahren nicht zur Pilotstadt für die „Innovation City“, die klimagerechte Stadt der Zukunft, gekürt wurde, sind getrocknet. Nun sollen mit der Innenstadt und einem Teil Dümptens (nördlich der A 40) zumindest zwei Quartiere in einem Nachfolgeprojekt von den Erfahrungen aus Bottrop profitieren.

Am Freitag präsentierten Oberbürgermeister Ulrich Scholten, Umweltdezernent Peter Vermeulen und der Geschäftsführer des Innovation City Managements, Burkhard Drescher, das entsprechende Vorhaben, das seinen offiziellen Start nächste Woche in der Innenstadt nehmen soll.

Laut Drescher sind 51 relevante Akteure eingeladen, um zu einem ersten „Projekttisch“ zusammenzukommen. Hier soll beraten werden, wie eine klimagerechte Innenstadt-Entwicklung nach Bottroper Vorbild, aber mit seinen örtlichen Spezifika, gelingen kann. In sechs Monaten soll ein Konzept stehen, über dessen Umsetzung der Stadtrat zu entscheiden hätte.

Stadt will von Erfahrungsaustausch profitieren

Sechs Jahre „Reallabor“ lägen hinter Bottrop – und die Bilanz sei äußerst positiv, glaubt Drescher fest daran, „dass sich jedes Quartier drehen lässt“. Bottrop sei es in sechs Jahren gelungen, den CO2-Ausstoß um 37,4 Prozent zu verringern, auf Erfahrungen aus 300 Einzelprojekten könne man nun beim Übertragen auf 20 andere Quartiere im Ruhrgebiet aufbauen. Vom angedachten interkommunalen Austausch verspricht sich Dezernent Vermeulen sehr viel.

„Am Ende des Tages wollen wir eine beeindruckende Sanierungsquote hinlegen“, legt OB Scholten die Messlatte für das Projekt hoch an. Dazu sind Eigentümer davon zu überzeugen, mitzutun. Die Macher wissen, dass die Herausforderung in der Innenstadt, wo die Mieten im Keller sind, groß ist.

Drescher sieht Essener Elting-Viertel als Vorbild

Drescher blickt da aber hoffnungsfroh etwa ins Elting-Viertel am nördlichen Rand der Essener Innenstadt. Hier sei gelungen, was in Mülheims City auch erklärtes Ziel ist: Modernisieren, die schwache Sozialstruktur durchbrechen, ohne bestehende Mieter zu verdrängen. Leerstand hat Mülheims City ja genug. Im Elting-Viertel sei die Leerstandsquote von 18 Prozent innerhalb von eineinhalb Jahren auf null gedrückt worden, sagt Drescher. Freilich: Dort gab es mit dem Wohnungsunternehmen Vonovia einen potenten Partner, in Mülheims City sind die Eigentümer-Strukturen deutlich bunter.

„Innovation City“, so Drescher, sei nicht nur ein Klimaprojekt, auch soziale Belange spielten eine Rolle. So wird es eine Bürgerbefragung geben, ein Ingenieurbüro wird modellhaft an einzelnen Immobilien wirtschaftliche Potenziale der energetischen Sanierung aufzeigen. Eines machte Drescher aber auch klar: Den Strukturwandel im fußläufigen Einzelhandel werde man mit dem Projekt nicht bewältigen können.

>> Die zwei Mülheimer Projektgebiete

Das Projektgebiet in der Innenstadt ist identisch mit jenem zum laufenden Innenstadt-Umbau. Es schließt im Norden die Friedrich-Wilhelms-Hütte und Teile Eppinghofens ein und im Süden große Teile der Altstadt. Im Westen ist die Ruhr die natürliche Grenze, im Osten sind es die Uhland- und die Kalkstraße.

Das Quartier in Dümpten ist im Süden begrenzt durch die A 40 und umfasst grob die Wohngebiete zwischen den Straßen Auf dem Bruch, Schildberg, Denkhauser Höfe, Eichholzstraße, Wenderfeld und Mühlenstraße. Das Gebiet ist geprägt von MWB- und SWB-Beständen, aber auch von Eigenheimen aus der Nachkriegszeit.

Vorgespräche zum Dümptener Projekt sollen im Sommer anlaufen, der offizielle Auftakt ist für November vorgesehen.

Infos zu allen Projektgebieten gibt es auf www.icrollout.de .