Mülheim. . Jetzt suchte Mülheims Stadtverwaltung den direkten Kontakt zu Bürgern in Oberdümpten, um für die klimafreundliche Quartiersentwicklung zu werben.

Ohne Zutun der Bürger wird es keine Energiewende geben, wird auch das Ziel, den CO2-Ausstoß deutlich zu verringern, verfehlt werden. Wie also lassen sich Bürger hinter das Ziel versammeln, können Eigentümer zur energetischen Sanierung ihrer in die Jahre gekommenen Häuser animiert werden, lässt sich das Thema E-Mobilität unter die Menschen bringen und, und und. . . ? Das will die Stadt in einem Feldversuch zum Projekt „Innovation City“ in Oberdümpten austesten. Jetzt hatte sie Bürger zu einem ersten Quartiersrundgang eingeladen. Die überschaubare Resonanz zeigt: Es wird nicht einfach.

Auf dem Quartierspaziergang in Dümpten versuchten die Stadtverwaltung Bürger für eine Beteiligung an der Energiewende
Auf dem Quartierspaziergang in Dümpten versuchten die Stadtverwaltung Bürger für eine Beteiligung an der Energiewende © Michael Dahlke

Dabei ist Oberdümpten bewusst ausgewählt. Weil dort ein großer Teil der Häuser weit entfernt von der energetischen Moderne ist, weil sich bei vielen Hausbesitzern ein Generationenwechsel abspielt. Ulrike Marx, Klima-Koordinatorin der Stadtverwaltung, stellt den Hausbesitzern im Königreich umfangreiche Beratungen in Aussicht, auch werde es Handreichungen zu möglichen Modernisierungen geben, spezifisch aufgelegt für Gebäudetypen und -alter. Die Innovation-City-Management-Gesellschaft sei nach einem Runden Tisch mit Dümptener Organisationen zurzeit dabei, ein Konzept zu stricken, mit dem man aktiv auf die Bürger zugehen werde. Angedacht sei, einen Energieladen in Oberdümpten einzurichten als Anlaufstelle für informationsbedürftige Bürger. Aktuell läuft im Modellgebiet nördlich der A 40 eine Haushaltsbefragung.

Neuen Kessel kaufen oder Heizung umstellen?

Klaus und Petra Beese, zwei von weniger als 20 Bürgern, die der Einladung zum Quartiersrundgang gefolgt waren, freut das. Die Eheleute, er 66 und sie 62 Jahre alt, erhoffen sich Anregungen und Hilfestellungen, um an Fördermittel für eine energetische Sanierung ihres Hauses in der Siedlung „Eigene Scholle“ zu kommen. Das Haus ist aus dem Baujahr 1938, der Kessel der Ölheizung ist 18 Jahre alt. Einen neuen Kessel kaufen oder die Heizung komplett umstellen? Das ist eine Frage, die die Beeses umtreibt. „Wir sind gerade in Gesprächen mit unserem Sohn, ob er das Haus in vierter Generation übernehmen will“, sagt Klaus Beese. „Umfassende Umbaumaßnahmen, wir rechnen mit 40 000 Euro, holen wir selbst nicht mehr raus. Aber wenn unser Sohn das Haus übernimmt, packen wir noch mal richtig in die Tasche.“

Das gleiche Thema treibt Hartmut Kraatz (71) um. Nachtspeicherheizung ersetzen, neue Fenster, neue Raumaufteilung. . . Die Sanierungsliste für sein Eigenheim (Baujahr 1954) ist lang. „Wir überlegen krampfhaft, was wir tun sollen. Für uns selbst rechnet es sich bei unserer Lebenserwartung überhaupt nicht mehr, vielleicht für unsere Tochter“, sagt er.

Auf jeden Fall eine Aufwertung des Quartiers

Zwischen Oberheid- und Hermann-Holtmann-Straße lässt SWB alten Wohnungsbestand abreißen. Es entsteht ein neues modernes Qurtier mit grünem Innenhof und Quartierstreff.
Zwischen Oberheid- und Hermann-Holtmann-Straße lässt SWB alten Wohnungsbestand abreißen. Es entsteht ein neues modernes Qurtier mit grünem Innenhof und Quartierstreff. © Michael Dahlke

Beim Rundgang durchs Quartier zeigten Vertreter von Stadt, Medl und Wohnungsbaugesellschaft SWB, dass sich vor Ort durchaus schon einiges in Sachen energetische Stadtentwicklung tut, etwa dass die SWB alten Wohnbestand abreißt und neu baut oder die Medl vor Ort in neue Keimzellen für die Nahwärmeversorgung investiert.

Es sei „auf jeden Fall eine Aufwertung des Quartiers“ zu beobachten, sagt Klaus Beese. Jetzt kann er hoffen, dass er mit seinem Altbau bald selbst ein Teil der Energiewende in Oberdümpten wird.