Mülheim. Sturm Ela riss vor fünf Jahren Tausende Bäume um, 14 Mülheimer wurden verletzt. So erinnern sich Betroffene: „Ela war das Krasseste überhaupt.“
Es ist der größte Feuerwehreinsatz der Nachkriegsgeschichte, das schlimmste Gewitter, an das sich jeder Mülheimer erinnern kann: Am 9. Juni 2014 um 21 Uhr trifft Ela auf Mülheim und hinterlässt in vielen Stadtteilen Schneisen der Verwüstung.
„Ich werde mich immer daran erinnern“, sagt Thorsten Drewes, Sprecher der Feuerwehr. Es ist ein heißer Tag, um die 30 Grad, Drewes grillt mit seiner Frau bei seiner Mutter im Garten in der Innenstadt, als er die „aufgerollte Wolkenschicht“ am Himmel sieht, die auf Mülheim zukommt. „Ich will nach Hause, ich muss gleich zur Feuerwehr“, sagt er zu seiner Frau.
Auf der Fahrt zu seinem Haus nach Speldorf fliegen Äste durch die Luft, versperren Bäume den Weg. Für die drei Kilometer von Speldorf zurück zur Wache braucht Drewes eine halbe Stunde. Die folgenden 14 Tage wird er fast komplett auf der Wache verbringen.
Sturm Ela: 500 Blitze in einer halben Stunde über Mülheim
Über 500 Blitze gehen auf Mülheim nieder allein zwischen 21.10 und 21.40 Uhr. Die Hälfte der durchschnittlichen Regenmenge im Juni fällt innerhalb einer Stunde. Mindestens sechs Leitstellenbeamte nehmen acht Stunden am Stück Notrufe entgegen. Drewes, der seit 35 Jahren für die Feuerwehr im Einsatz ist, hat viele Stürme erlebt, „aber Ela war das Krasseste überhaupt“.
Auch für Thoren Benk gab es nie etwas Vergleichbares. Der Inhaber der Benk GmbH erledigte damals mit seiner Firma alle Baumkletterarbeiten für die Stadt Mülheim. „Wir dachten 2007 bei Kyrill schon: So etwas wird es so schnell nicht geben“, erinnert sich Benk – und dann kam Ela. „Kyrill war dagegen nichts.“
Die Folgen des Sturms
9,8 Millionen Euro musste die Stadt allein im Jahr 2014 für die Beseitigung der Sturmschäden aufbringen. Rund 135.000 Euro gingen auf das Spendenkonto ein, das Land Nordrhein-Westfalen verdoppelte die Summe.
14 Menschen wurden laut Informationen der Feuerwehr verletzt, davon fünf schwer.
Er engagiert 30 bis 40 Subunternehmer aus ganz Europa, bis zu 50 Baumkletterer holen täglich Äste aus den zerstörten Baumkronen. Es sind vor allem Platanen, die von Ela betroffen sind – eigentlich ein robustes Holz, resistent gegen Sturm. Aber die dicht belaubten Kronen halten der Wucht von Ela nicht stand. Ganze Alleen werden zerstört, allein an der Bismarckstraße brechen dutzende Bäume. „Wir waren ein halbes Jahr nur mit Sturmschäden beschäftigt“, sagt Thoren Benk.
Ela hat 750 Bäume in der Stadt Mülheim zerstört
Auch heute sind die Folgen von Ela noch zu spüren, die Schäden noch nicht völlig behoben. 750 Bäume sind aus dem Stadtbild verschwunden – Tausende weitere wurden im Wald zerstört. Die Baumersatzpflanzungen sind noch nicht fertig, 100 Bäume fehlen noch, sagt Peter Schuhmacher, beim Amt für Grünflächenmanagement für die Instandsetzung und Instandhaltung der Mülheimer Grünflächen und Spielplätze zuständig. „Wir denken, dass wir die Akte Ela bis Ende des Jahres schließen können.“
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Trotzdem wird es Jahrzehnte dauern, bis sich der Baumbestand in Mülheim erholt hat. Aus den teilzerstörten Bäumen „wird kein gesunder Baum mehr“, wie Thoren Benk erklärt. Fäule tritt auf und auch wenn für den Laien die grünen Neuaustriebe erst einmal gut aussehen, sind sie nicht langfristig sicher, brechen ab oder müssen langfristig gepflegt werden.
Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft nach dem Sturm
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Was Positives bleibt vom 9. Juni vor fünf Jahren ist der Zusammenhalt, der Wille anzupacken, wo es nur geht, den diese Ausnahmesituation ausgelöst hat. „Wir wurden überall unterstützt“, sagt Drewes. Anwohner versorgen in den Tagen und Wochen nach Ela die Einsatzkräfte mit Lebensmitteln, sie räumen auf, organisieren sich in Facebook-Gruppen. Es ist auch das, woran sich Drewes immer erinnern wird: die Hilfsbereitschaft der Bürger.