Mülheim. Fünf Jahre nach dem verheerenden Sturm sind die Wunden im Wald verheilt.

"Eine Stadt im Ausnahmezustand“ titelte die NRZ am 19. Januar 2007. Was war geschehen? Am Vortag hatte Kyrill mit Geschwindigkeiten von bis zu 122 Stundenkilometern gewütet, Dächer abgedeckt, Bäume gefällt. Einen Tag später, das Orkantief hatte sich zwar verzogen, aber Nachböen fegten noch über die Stadt, starb ein 32-Jähriger durch einen umstürzenden Baum am Saarner Kirmesplatz.

Während die Böen in höher gelegenen Regionen riesige Schneisen durch die Wälder schlug, blieb es in Mülheim bei vereinzelten Schäden. Bis auf eine Stelle: Im Bereich Mühlenbergheide/Mispelkamp fällte Kyrill längs der Fahrbahn mehrere meterhohe Fichten und Kiefern. Heute, fünf Jahre später, stehen dort wieder vier Meter hohe Erlen und Buchen.

Hackschnitzel fürs Heizwerk

„Von den Orkanschäden sieht man in Mülheims Wäldern so gut wie nichts mehr“, sagt Oberförster Dietrich Pfaff. Nachpflanzungen seien dafür aber nicht nötig gewesen. „Die Natur hat sich die Stellen zurückerobert, wo einzelne Würfe und Windwurfnester vorhanden waren.“

Und was wurde aus den Bäumen, die umgefallen waren oder die gefällt werden mussten, weil sie eine mögliche Gefahrenquelle darstellten? „Der Löwenanteil wurde der Energieholznutzung zugeführt, als sogenannte Hackschnitzel.“ Sie werden in Heizwerken verwendet. Der Absatz sei, obwohl der Orkan europaweit gewütet hatte, nicht so problematisch gewesen. „Er blieb einigermaßen stabil.“ Auch der Preisverfall habe sich in Grenzen gehalten.

Fünf Jahre nach Kyrill

Förster Joachim Böhmer zeigt, wie es im Reichswald bei Kleve fünf Jahre nach dem Sturm Kyrill aussieht. Hier schaut er sich aufgeforstete Buchen an. Diese Vorher-Nacher-Bilder....
Förster Joachim Böhmer zeigt, wie es im Reichswald bei Kleve fünf Jahre nach dem Sturm Kyrill aussieht. Hier schaut er sich aufgeforstete Buchen an. Diese Vorher-Nacher-Bilder.... © Johannes Kruck/ WAZ FotoPool
...zeigen ganz deutlich den Unterschied. Diese Aufnahme entstand im Juni 2002,...
...zeigen ganz deutlich den Unterschied. Diese Aufnahme entstand im Juni 2002,... © Hans Blossey
...acht Jahre später sind die Kyrillschäden am Hennesee in Meschede im Hochsauerlandkreis noch immer deutlich zu sehen. Auch fünf...
...acht Jahre später sind die Kyrillschäden am Hennesee in Meschede im Hochsauerlandkreis noch immer deutlich zu sehen. Auch fünf... © Hans Blossey
...Jahre nach dem Sturm haben viele Waldflächen sich noch nicht erholt. Auch hier,...
...Jahre nach dem Sturm haben viele Waldflächen sich noch nicht erholt. Auch hier,... © Guido Raith/ WR
...auf einer Waldfläche zwischen Kallenhardt und Rüthen hat Kyrill seine Spuren hinterlassen. Genau wie in...
...auf einer Waldfläche zwischen Kallenhardt und Rüthen hat Kyrill seine Spuren hinterlassen. Genau wie in... © Hartwig Sellmann/ WNM
...Lüdenscheid und Herscheid. Unmittelbar nach Kyrill waren die geräumten...
...Lüdenscheid und Herscheid. Unmittelbar nach Kyrill waren die geräumten... © Hans Blossey
...Windwurfstellen wegen der Trockenheit im Sommer wie hier in Mühlenberg besonders waldbrandgefährdet. Als sich Kyrill 2008 das erste Mal...
...Windwurfstellen wegen der Trockenheit im Sommer wie hier in Mühlenberg besonders waldbrandgefährdet. Als sich Kyrill 2008 das erste Mal... © IKZ
...jährte, waren die Schäden noch deutlich sichtbar. (Aufnahme aus Balve) Die Folgen von...
...jährte, waren die Schäden noch deutlich sichtbar. (Aufnahme aus Balve) Die Folgen von... © Hans Blossey
...Orkan Kyrill rund um die Stillenbergskapelle. Die Aufräumarbeiten waren...
...Orkan Kyrill rund um die Stillenbergskapelle. Die Aufräumarbeiten waren... © WP
...auch zwölf Monate nach dem Orkan noch nicht abgeschlossen. Im Bild der Wald im Muttental in Witten-Durchholz. Eine große...
...auch zwölf Monate nach dem Orkan noch nicht abgeschlossen. Im Bild der Wald im Muttental in Witten-Durchholz. Eine große... © Arne Poll
...Waldfläche am Belkenberg nahe Haus Rhade fiel Kyrill zum Opfer. Noch immer...
...Waldfläche am Belkenberg nahe Haus Rhade fiel Kyrill zum Opfer. Noch immer... © Guido Raith/ WR
...waren Waldarbeiter damit beschäftigt umgeknickte Bäume zu stapeln und abzutranportieren.
...waren Waldarbeiter damit beschäftigt umgeknickte Bäume zu stapeln und abzutranportieren. © Franz Luthe/ WR
Der Fichtenwald hinter dem stadtischen Betrieb Grün und Wald in Mülheim existiert praktisch nicht mehr.
Der Fichtenwald hinter dem stadtischen Betrieb Grün und Wald in Mülheim existiert praktisch nicht mehr. © Ilja Höpping/ WAZ
Die Auswirkung des Orkan Kyrill auf die Umgebung von Schmallenberg ist deutschlich zu sehen: Ein abgeholzter Hang vor Schmallenberg.
Die Auswirkung des Orkan Kyrill auf die Umgebung von Schmallenberg ist deutschlich zu sehen: Ein abgeholzter Hang vor Schmallenberg. © Franz Luthe/ WR
Auch in Olpe Korbach gut sichtbare Schäden des Wintersturm Kyrill.
Auch in Olpe Korbach gut sichtbare Schäden des Wintersturm Kyrill. © Hans Blossey
Ebenso am Biggesee Olpe.
Ebenso am Biggesee Olpe. © Hans Blossey
Auch in Brilon sind ein Jahr nach dem Sturm, der am 15. Januar 2007 entstand, und sich nach dem nach dem 22. Januar 2007 auflöste.
Auch in Brilon sind ein Jahr nach dem Sturm, der am 15. Januar 2007 entstand, und sich nach dem nach dem 22. Januar 2007 auflöste. © WP
...wurden in Nasslagern wie diesem gestapelt. Der fünfte
...wurden in Nasslagern wie diesem gestapelt. Der fünfte "Kyrill"-Jahrestag ist für... © WR
...die Förster in NRW Anlass, in den Wäldern Bilanz zu ziehen:
...die Förster in NRW Anlass, in den Wäldern Bilanz zu ziehen: © Gerd Lorenzen/ WP
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 - tobte der bislang stärkste Orkan hierzulande mit Windgeschwindigkeiten von...
In der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 - tobte der bislang stärkste Orkan hierzulande mit Windgeschwindigkeiten von... © Michael Kleinrensing/ WP
bis zu 200 Stundenkilometern über Europa. Die schwersten Schäden (Im Bild der Blick auf den Mühlberg in Kreuztal) in den Wäldern
bis zu 200 Stundenkilometern über Europa. Die schwersten Schäden (Im Bild der Blick auf den Mühlberg in Kreuztal) in den Wäldern © Roland Abel
...richtete er in Deutschland und hier insbesondere in NRW an. Im Bild: Neuenrade Stadtwald im März 2007.
...richtete er in Deutschland und hier insbesondere in NRW an. Im Bild: Neuenrade Stadtwald im März 2007. © Rudi Rust
Der damalige NRW-Minsterpräsident Jürgen Rüttgers besuchte die Waldbauern im Sauerland. Durch den Orkan Kyrill haben sie sehr viel Wald veroren.
Der damalige NRW-Minsterpräsident Jürgen Rüttgers besuchte die Waldbauern im Sauerland. Durch den Orkan Kyrill haben sie sehr viel Wald veroren. © Bodo Goeke
picturegallery-115901_615319.jpg
© Gerd Lorenzen/ WP
Im Weitmarer Holz in Bochum steht Stadtförster Lothar Kühnen an entwurzelten Buche. Bei der Wiederaufforstung fahren...
Im Weitmarer Holz in Bochum steht Stadtförster Lothar Kühnen an entwurzelten Buche. Bei der Wiederaufforstung fahren... © Karl Gatzmanga/ WAZ
...private Waldbauern, denen rund drei Viertel der NRW-Waldfläche gehören, und ihre den Staatsforst betreuenden Kollegen zweigleisig. Auf 55 Prozent der...
...private Waldbauern, denen rund drei Viertel der NRW-Waldfläche gehören, und ihre den Staatsforst betreuenden Kollegen zweigleisig. Auf 55 Prozent der... © WR
...betroffenen Flächen wurden Setzlinge gepflanzt. Der andere Teil soll sich durch natürliche Verjüngung...
...betroffenen Flächen wurden Setzlinge gepflanzt. Der andere Teil soll sich durch natürliche Verjüngung... © Gerd Lorenzen/ WP
...zu neuem Mischwald entwickeln - ausgehend von verbliebenen Laub- und Nadelbäumenie, die auf zerstörten Flächen als
...zu neuem Mischwald entwickeln - ausgehend von verbliebenen Laub- und Nadelbäumenie, die auf zerstörten Flächen als "Samenspender" für den jungen Wald dienen. © WR
Holzverlade-Bahnhof Scheuerfeld. Auf dem Scheuerfelder Bahnhof wird das von Kyrill umgelegte Holz mit der Westerwaldbahn abgefahren.
Holzverlade-Bahnhof Scheuerfeld. Auf dem Scheuerfelder Bahnhof wird das von Kyrill umgelegte Holz mit der Westerwaldbahn abgefahren. © Markus Döring
geholt wird. Auf über 1,5 Milliarden Euro belief sich der finanzielle Schaden. Bei vielen...
geholt wird. Auf über 1,5 Milliarden Euro belief sich der finanzielle Schaden. Bei vielen... © IKZ
...Waldbauern vor allem im Sauerland und Siegerland wurde die Arbeit einer ganzen Generation zerstört.
...Waldbauern vor allem im Sauerland und Siegerland wurde die Arbeit einer ganzen Generation zerstört. © Sonja Glaser-Stryak/ WAZ
(Bild: Weitmarer Holz)
(Bild: Weitmarer Holz) © Karl Gatzmanga/ WAZ
Essen-Kettwig, Waldbauern im Scheidtschen Wald
Essen-Kettwig, Waldbauern im Scheidtschen Wald © WAZ
Dachdecker haben nach Orkan Kyrill noch lange Sturmschäden zu beseitigen. In Nordrhein-Westfalen allein starben
Dachdecker haben nach Orkan Kyrill noch lange Sturmschäden zu beseitigen. In Nordrhein-Westfalen allein starben © Karl Gatzmanga/ WAZ
...bei den Aufräumungsarbeiten in den betroffenen Wäldern...
...bei den Aufräumungsarbeiten in den betroffenen Wäldern... © WR
...bis Mitte Januar 2008 weitere sechs Menschen, mehr als 700 Unfälle mit Verletzten wurden gezählt. Im Bild: Neuenrader Stadtwald im März. Forstarbeiter räumen auf.
...bis Mitte Januar 2008 weitere sechs Menschen, mehr als 700 Unfälle mit Verletzten wurden gezählt. Im Bild: Neuenrader Stadtwald im März. Forstarbeiter räumen auf. © Rudi Rust
picturegallery-115901_615321.jpg
© Dietmar Wäsche/ WR
Einer Spinne gleich bewegt sich der Spezialharvester auf seinen langen
Einer Spinne gleich bewegt sich der Spezialharvester auf seinen langen "Beinen" am Hang © WR
In Hagen wurde die ehemalige Bahnfläche am Südufer des Hengsteysee als Nasslager für Holz für die Hagener Papierfabrik Stora Enso genutzt.
In Hagen wurde die ehemalige Bahnfläche am Südufer des Hengsteysee als Nasslager für Holz für die Hagener Papierfabrik Stora Enso genutzt. © WP Michael Kleinrensing
1/39

Was den allgemeinen Zustand des Mülheimer Forstes betrifft, sieht ihn Pfaff auf einer qualitativen Ebene mit den anderen Wälder im Land auch. Laut Waldzustandsbericht NRW 2011 haben bei der Buche die deutlichen Schäden stark zugenommen, bei der Fichte verschlechtert sich der Nadelzustand ebenfalls kontinuierlich, während der Zustand der Nadeln bei der Kiefer fast gleich geblieben ist. Die Eiche ist die einzige Baumart, deren Baumkronen sich in einem leicht verbesserten Zustand befinden.

Pfaffs Fazit: „Der Wald ist nicht gesund“.