Mülheim. Zur Jahresbilanz warnt die Verbraucherzentrale Mülheim vor dem Umgang mit persönlichen Daten im Netz. Bei Fahrlässigkeit drohen hohe Kosten.

Genau 7.220 Anfragen von Ratsuchenden erreichten die Mülheimer Verbraucherzentrale an der Leineweberstraße im vergangenen Jahr. Die Probleme der Verbraucher reichten dabei von undurchsichtigen Mobilverträgen, über Abzocke auf Marktplätzen im Internet bis hin zu Anschreiben von vermeintlich seriösen Inkassounternehmen.

In rund 1.300 Fällen schaltete die Beratungsstelle eine Rechtsberatung für die Verbraucher ein. Die meisten davon, 37 Prozent, setzten sich mit Problemen bei Telekommunikationsanbietern auseinander. „Handy- und Internetverträge sind nach wie vor auf Platz eins der Probleme, mit denen Verbraucher zu uns kommen“, erklärt Christiane Lersch, Leiterin der Mülheimer Beratungsstelle.

Nur die wirklich notwendigen Daten abgeben

Beratungsstelle Mülheim

Rund ein Viertel der Anfragen an die Verbraucherzentrale Mülheim im Jahr 2018 drehte es sich thematisch um Dienstleistungen (24 Prozent). Dazu gehören unter anderem Kreditvermittler, Handwerkerleistungen oder auch Autovermietungen.

Obwohl es die meisten Anfragen zu Dienstleistungen gab, liegt bei den tatsächlichen Rechtsberatungen und -vertretungen der Bereich Telefon/Internet mit 37 Prozent weit vorne. Darunter fallen Mobilfunk, Festnetz, Internet sowie Internetabzocke.

Durch die Zunahme von Käufen im Internet gäbe es auch hier einen hohen Bedarf an Beratungen. Vielen Verbrauchern sei nicht bewusst, dass sie beim Kauf im Netz auch ihre persönlichen Daten an Dritte abgeben. „Man sollte immer nur die Daten angeben, die für den Kauf auch wirklich notwendig sind“, appelliert Beate Hollands-Lohölter, Regionalleiterin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Beim Online-Kauf sind Pflichtfelder meist mit einem Sternchen gekennzeichnet, oft auch so unauffällig, dass sie schnell mal übersehen werden. Die Daten, die Kunden im Netz abgeben, werden nämlich nicht nur zum Zweck der Auslieferung der bestellten Ware verwendet, sondern gerne auch gewinnbringend an Dritte weiterverkauft. Für große Mengen an Datensätzen, die umfängliche Informationen wie Name, Anschrift, Telefonnummer und Geburtsdatum beinhalten, zahlen die Abnehmer einen kleinen Preis.

Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts

Ein typisches Beispiel für die Abnehmer solcher Datensätze sind unseriöse Inkassobüros. Die Datensätze, die sie für sich nutzen, stammen meist aus Gewinnspielteilnahmen oder von nicht vertrauenswürdigen Webseiten, auf denen betroffene Verbraucher in der Vergangenheit Online-Käufe getätigt haben. Mit den erworbenen Daten kontaktieren die Inkassobüros die Verbraucher und stellen Zahlungsaufforderungen aus. „Viele Leute sind dann in Panik und unterschrieben einfach. Sie zahlen ordentlich drauf“, schildert Christiane Lersch ihre Beobachtungen.

Das Perfide dabei: Zusätzlich zu der offenen Gebühr aus Internetkäufen kommt eine Geschäftsgebühr des Inkassobüros, die die Zahlungsaufforderung in die Höhe schnellen lässt. In vielen Schreiben unseriöser Inkassobüros verstecke sich außerdem der Posten der Vergleichskosten, die anteilig vom eigentlichen Rechnungsbetrag berechnet werden. So werde aus einem eigentlich geringen Rechnungsbetrag schnell eine große Summe, woran die Inkassobüros verdienen. „Die Währung Daten ist das Gold des 21. Jahrhunderts“, fasst Christiane Lersch zusammen.