Oberhausen. Tödliche Gefahren durch billige Produkte und Waren, die nie ankommen: Bei den Verbraucherberatern häufen sich Beschwerden über Wish.

Billig einkaufen kann teuer werden. Diese Erfahrung musste ein Oberhausener machen, der sich online beim Shopping-Portal Wish ein paar Lederschuhe für 15 Euro bestellt hatte. Und damit war er nicht allein. Immer wieder wenden sich Ratsuchende an die Verbraucher-Beratungsstelle Oberhausen, wenn sie zu ihrer Rechnung überraschend auch noch für Zollgebühren, Steuern und Versandkosten aufkommen sollen. Dabei ist vielen nicht einmal bewusst, dass sich die Produkte, die sie für wenig Geld erworben haben, schlimmstenfalls sogar als tödliche Gefahr erweisen können.

So hatte etwa das Verbrauchermagazin WISO (ZDF) kürzlich das Portal getestet – und war dabei auf gravierende Sicherheitsmängel gestoßen. Dazu gehörten: Verbindungsstecker, die tödliche Stromschläge verursachen können und Laser, die so stark waren, dass sie bei versehentlichem Kontakt mit den Augen die Netzhaut ablösen (und deshalb in Deutschland verboten sind).

„Wer aber nur einen oberflächlichen Blick auf Wish wirft, kann schon beeindruckt sein“, räumt Rechtsberaterin Sandra Chung ein. Eine Smartwatch sei dort etwa für unter 20 Euro zu haben, ein Bikini für fünf Euro und die Bluetooth-Kopfhörer sogar für gerade einmal einen Euro.

Das Portal fungiert nur als Vermittler

Was viele Nutzer aber nicht wissen: Wish ist kein typischer Onlineshop, sondern das E-Commerce-Unternehmen mit Sitz in San Francisco fungiert nur als Vermittler. „Das Portal wirbt damit, nur aus diesem Grund die Produkte zwischen 60 und 90 Prozent günstiger anbieten zu können“, erläutert Chung. „Kunden bestellen direkt im Ausland, meistens in China – wer der eigentliche Vertragspartner für den Kaufvertrag ist, bleibt unklar.“

Welche Folgen das haben kann, musste der Oberhausener Schuhkäufer leidvoll erfahren. Nachdem er die Lederschuhe für 15 Euro bestellt hatte, bekam er – nichts. Wochen später erhielt er dann eine Rechnung von der Firma Klarna, die er umgehend bezahlen sollte. Der Oberhausener schrieb an Wish, rief bei Klarna an. Einzige Reaktion: Tage später flatterte eine Mahnung von einem Inkasso-Büro in seinen Briefkasten. Mit dieser Mahnung in der Hand wandte er sich schließlich an die Verbraucherschützer.

Keine Reaktion ist auch eine Reaktion

„Wir schrieben an Klarna und das Inkasso-Büro“, sagt Sandra Chung. Danach herrschte Funkstille. Nach etlichen Wochen wurden noch einmal Rechnungs- und Fragenummern ausgetauscht. „Weitere Monate später erreichte uns der Vorschlag, der Kunde könnte die ganze Angelegenheit mit einem Vergleich abschließen, er bräuchte nur rund 40 Euro zu bezahlen.“ (Die Schuhe hatte er übrigens noch immer nicht erhalten.) Gegen diesen Vorschlag legte die Verbraucherberaterin natürlich Widerspruch ein. Es folgte: „Keine Reaktion. Nach fast einem Jahr habe ich die Akten in diesem Fall jetzt geschlossen.“

Es folgte eine offizielle Abmahnung

Im Laufe ihrer Auseinandersetzung mit Wish stieß Sandra Chung auf weitere Ärgernisse: „Der Kundenservice ist telefonisch nicht erreichbar.“ Reklamationen würden nur innerhalb von 30 Tagen akzeptiert. Fällige Porto- und Zollgebühren müssten Kunden bei der Rücksendung eines Pakets selbst tragen.

Sie erfuhr außerdem: „Bundesweit kamen verärgerte Verbraucher in unsere Beratungsstellen.“ So wurde Wish inzwischen von der Verbraucherzentrale Hessen offiziell abgemahnt. „Das Portal hat jetzt endlich Zugeständnisse gemacht.“ Zum Beispiel soll das Kleingedruckte aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt werden. Außerdem hat die Plattform angekündigt, ihr Impressum zu ergänzen. „Damit Kunden ermitteln können, wer ihr Ansprechpartner bei Problemen ist.“