Mülheim. Der Mülheimer Unternehmer Bernd Wesemann entwickelt eine Anlage, um Dieselkraftstoff zu verbessern. Über Jahre hat er große Partner gewonnen.
Bernd Wesemann hält eine kleine weiße Rolle in der Hand. Sie sieht auf den ersten Blick aus wie Klopapier, Form und Farbe ähneln ihr sehr. Doch die Funktion ist eine ganz andere: sie filtert Bakterien, Feinstaube und Wasser aus einem Dieseltank. Der Filter ist einer der Bestandteile einer neuartigen Anlage, mit der der Mülheimer umweltschädliche Auswirkungen von Dieselkraftstoff verringern möchte.
Ein Tüftler war er immer schon. „Ich höre erst auf, wenn ich für ein Problem eine Lösung gefunden habe“, sagt der Betreiber der Firma Protec in Broich, die in der Kraftfahrzeugtechnik zuhause ist, Dieselpartikelfilter baut und reinigt. Wesemann bringt zudem aus anderen Bereichen Erfahrung mit. Er ist ausgebildeter Maschinenschlosser, Elektrofachkraft und hat in der Automobilindustrie gearbeitet. Seit kurzem ist er zudem Kraftfahrzeugtechniker. Mit diesem Wissen schaut er über den Tellerrand hinaus.
Mit dem Rußpartikelfilter hat alles begonnen
Die ersten Versuche liegen rund neun Jahre zurück. Damals entwickelte Wesemann bereits einen Rußpartikelfilter, um den Schadstoffausstoß von Dieselmotoren zu verringern. „Das war eigentlich gar nicht für den Dieselbereich vorgesehen“, erzählt der Selbstständige. Der Filter spielt im aktuellen Projekt eine Rolle. Er steht am Beginn einer Kette. Nach dem Dieselkraftstoff-Filter folgt ein Dosiersystem, ein serienmäßiger, gereinigter Katalysator, danach der selbst entwickelte Rußpartikelfilter und nochmals speziell entwickelte Katalysatoren, die Stickoxide erneut senken sollen. Dem Kraftstoff werden Anteile von Biodiesel zugemischt. Selbst Biodiesel habe laut Wesemann einen hohen Wasseranteil und biete Nährboden für Bakterien, Hefen und Pilze.
„Als Rußpartikel-Filterreiniger und Abgasanlagenbauer ist die Idee eigentlich kontraproduktiv für die Werkstatt. Denn die neue Anlage zur Nachrüstung der Problemdieselfahrzeuge wird sich weniger schnell zusetzen“, sagt Wesemann. Für den Umweltschutz sei die Entwicklung wichtig. Er nennt die Vorteile: „Nahezu 95 Prozent der Feinstäube, Bakterien und Wasser werden entfernt. Zusatzstoffe, sogenannte Additive, sorgen für eine effizientere rußarme Verbrennung und verhindern das typische Dieselnageln.“
Flughafen Dortmund als großen Partner gewonnen
Schüler lernen an der Anlage
Zu den Partnern gehören auch die Maks GmbH aus Uedem sowie das Berufskolleg Geldern. An der Schule gibt Bernd Wesemann praktische Anweisungen. Er arbeitet mit den Schülern am Testfahrzeug vom Flughafen Dortmund und baut seine entwickelte Anlage ein.
Sollte das Abgasgutachten ausgestellt werden, könnte Wesemann darauf ein Patent anmelden. Sollte ein Unternehmen an seiner Technik interessiert sein, könnte es für eine hohe Summe abgekauft werden.
Über die Jahre hat Wesemann Partner gewonnen, die an seinem Produkt interessiert sind und es zum Teil schon benutzen. So etwa der Flughafen Dortmund. Dort fahren alle 180 Betriebsfahrzeuge mit einem speziellen Additiv. „Seitdem sind sie weniger reparaturanfällig und die Emissionswerte sind stark gesunken“, erzählt der Werksatt-Inhaber. Ein Testfahrzeug, welches der Flughafen zur Verfügung gestellt hat, fährt in Kürze mit der neu entwickelten Anlage. Auch einige Taxiunternehmen kooperieren mit dem Mülheimer. Wesemann sieht sogar in der Schifffahrt einen möglichen Einsatzbereich.
Wie viel Geld der Entwickler bislang in sein Projekt gesteckt hat, möchte er nicht verraten. Durch seine Kontakte in verschiedene Branchen und die Kooperationen sei die Summe aber geringer gehalten worden. Dennoch sagt er: „Ein solches Projekt ist nicht billig.“ Ein zweites Testfahrzeug neben dem Flughafen hat seine Firma selbst in Betrieb. Er sieht das Projekt auf einem guten Weg und hat daher bereits den nächsten Schritt veranlasst: ein Abgasgutachten.
Der TÜV Nord ist dafür als offizieller Kooperationspartner eingestiegen. Auch für die Forschung sei die Anlage zur Reduzierung von Stickoxyden und Feinstäuben interessant.