Mülheim. . Bernd Wesemann reinigt Rußpartikelfilter und hilft bei nachhaltiger Forschung. Sein Ziel ist es, den Kohlenstoff zu gewinnen und weiter zu verwenden

  • Mülheimer Maschinenbauer entwickelt umweltschonendes Rußfilter-Reinigungssystem.
  • Filter aus Autos können bis zu 98 Prozent wieder gesäubert werden.
  • Ziel ist es, Kohlenstoff aus dem Ruß für die Weiterverarbeitung zu gewinnen.

Bernd Wesemann streckt seine pechschwarzen Hände aus. „Da sieht man, was alles in die Welt hinein gehustet wird.“ Die Verunreinigung der Luft im Straßenverkehr bereitet dem Mülheimer Maschinenbauer Verdruss – trotz seiner Liebe für Fahrzeuge und Motoren. Deswegen ist Wesemann „getrieben vom Umweltschutz“.

Sein Fachgebiet: die Reinigung von Rußpartikelfiltern von Dieselfahrzeugen. Denn Wesemann weiß: „Ist der Filter voll verschmutzt, muss er nicht ausgetauscht werden, oft kann er gereinigt werden.“

In seiner Werkstatt im Gewerbegebiet Xantener Straße führt Wesemann einen kleinen Betrieb. Seit Dieselfahrzeughalter für die grüne Umweltplakette auf Partikelfilter setzten müssen, hat der Techniker realisiert: „In Sachen Rußpartikelfilter gibt es einen Markt und Entwicklungsbedarf.“

Jetzt sorgt Wesemann für rund 20 blitzeblanke Filter in der Woche, darunter auch Partikelfilter von LKW oder Baumaschinen „So ein Partikelfilter vom LKW ist mit bis zu fünf Kilo Ruß beladen“, weiß der gebürtige Dinslakener. Er schafft es, die Filter bis zu 98 Prozent zu reinigen - mit selbstkonstruierten Maschinen. „Ich bin Tüftler, das hier ist ein Daniel-Düsentrieb-Betrieb“, sagt Wesemann und grinst. „Andere gehen in den Großmarkt und suchen sich neue Teile zusammen, ich gucke, was es auf dem Schrottplatz zu finden gibt.“

Forschen für nachhaltige Säuberung

Mit seiner Einstellung zur Nachhaltigkeit möchte der 57-Jährige auch der Forschung zum Fortschritt verhelfen: Mit seinem Freund Dr. Roberto Rinaldi, der ehemals am Max-Planck-Institut geforscht hat und jetzt am Imperial College in London aktiv ist, entwickelt er ein biologisches Säuberungsmittel, mit dem man die Reinigung der Filter noch umweltbewusster gestalten kann.

In seinen Maschinen brennt Wesemann den Ruß im Vakuum mit Zugabe von 500 Grad Celsius heißem Gas ab. Mit dem Reinigungsmittel, sagt er, müsse er weit weniger Energie aufwenden, 60 Grad würden für den Vorgang reichen. Das neue Mittel soll außerdem eine Basis bieten, Rohstoffe zu extrahieren. „Ruß ist ein reiner Kohlenstoff, und da wollen wir ran“. Gelingt es, diesen zu isolieren und zu reinigen statt zu verbrennen, ließe sich daraus wieder vieles für den industriellen Gebrauch herstellen: Kohlefaser, Carbon, Farben und vieles mehr.

Wesemann hat also noch einiges vor bis zu seinem Ruhestand. Auch würde er den Betrieb gerne wieder vergrößern - und fähige Hände für die Betriebsnachfolge finden. „Aufhören zu tüfteln, werde ich aber nie“, sagt er. Und das weiter im Dienste der Umwelt? „Auf jeden Fall!“