Mülheim. Öffnung der Schollenstraße am neuen SQS stellt Planer vor Probleme: Mehr Autos sollen hier fahren, doch enge Straßen lassen kaum Spielräume zu.
Der Stadt bleiben offenbar immer weniger Möglichkeiten, den Autoverkehr staufrei durch die Innenstadt zu lenken. Oder gar hinein: Jüngstes Beispiel ist die geplante Wiedereröffnung der Schollenstraße am neuen Stadtquartier. Die Verwaltung hat hier untersucht, ob und wie künftig mehr Autos über die Friedrich-Ebert-Straße zur Schollenstraße geleitet werden können. Das Ergebnis sorgte für Hader und Gezänk in der Bezirksvertretung 1: Denn die Kreuzung Friedrich-Ebert- und Bahnstraße ist derart eng und verbaut, dass bei mehr Durchfluss Rückstau zu befürchten ist.
Verkehrsplaner Roland Jansen konnte in der BV1 deshalb keine der vorgestellten Varianten für eine Steigerung des Autoverkehrs empfehlen, weil sich entweder an der Konrad-Adenauer-Brücke oder – noch gravierender – an der Leineweberstraße und Schlossbrücke den Verkehr stauen würde. Die SPD befürchtete sogar eine Blechschlange bis zur Aktienstraße.
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„Das ist eine Bankrotterklärung“, wetterte CDU-Mann Marten Breckling, der Verkehr in der Innenstadt sei „absoluter Murks“. Sein Parteikollege Hansgeorg Schiemer bemängelte zudem die fehlenden „finanziellen Auswirkungen“ in der Verwaltungsvorlage, „so kann man mit der Vorlage gar nicht arbeiten“.
Zwei Varianten, mit denen der Verkehr durch Mülheim strömen könnte
Zwei Varianten hat die Verwaltung erarbeitet, mit denen mehr Verkehr im Norden über die Friedrich-Ebert-Straße in die City strömen könnte. Knackpunkt dabei ist das Nadelöhr am Radschnellweg, Ecke Bahnstraße. „Durch das dortige Brückenbauwerk (Rheinische Bahn)“ bestünden eingeschränkte Sichtbeziehungen, daher könnten „die Grünzeiten bestimmter Verkehrsbeziehungen im Gegensatz zu üblichen Signalschaltungen nicht gleichzeitig erfolgen“. Zudem würden Autos, die in die Bahnstraße abbiegen wollen, auch den Geradeausverkehr Richtung Schollenstraße behindern, weil es keinen eigenen Abbiegestreifen gibt.
Stadt: bei Umbau müssen andere Projekten wegfallen
Bedenken hatte Verkehrsplaner Robert Jansen hinsichtlich der Kosten des Umbaus . Variante 1 beanspruche 44.500 Euro, Variante 2 28.500 Euro. „Wenn wir das umsetzen, müssen wir andere Maßnahmen streichen.“
So wollte die Verwaltung keine eindeutige Empfehlung geben. FDP-Mann Joachim vom Berg hielt dagegen: „Sie schieben uns, der Politik, das Problem zu. Das halte ich für den falschen Weg, Sie sind die Fachleute.“
Um diese eigene Linksspur einrichten zu können, braucht es an der Radschnellwegbrücke Platz. Entweder müsste die Verwaltung den Fußgängerweg zum Teil oder komplett wegnehmen. Damit fiele aber auch der Fußgängerübergang zur Bahnstraße weg, der aktuell noch vorhanden ist. Das bedeutete zumindest einen kleinen Umweg für Fußgänger.
In der zweiten Variante bliebe ein Stück des Weges und auch die Überquerung erhalten, dafür müsste man aber einen Teil der Verkehrsinsel an der Bahnstraße zurückverlegen, damit der Linksverkehr besser abbiegen könne.
Es fehlen Möglichkeiten, Straßen zu verbreitern
Welche Variante auch immer verfolgt würde, so stellte Planer Robert Jansen klar, der dann vergrößerte Platz für Autos würde zwangsläufig mehr Verkehr anziehen. Mit mehr Autoverkehr sei aber zu befürchten, dass sich erneut ein Rückstau auf heutigem Niveau einpendelt. Gewonnen, also, wäre am Ende mit keiner der beiden Varianten etwas.
Seit man die vierspurige Ruhrstraße zugunsten von Ruhrbania vor Jahren auf zwei zurückgebaut und neue Gebäude auf den Baufeldern geschaffen hat, fehlen die Möglichkeiten, die Straßen zu verbreitern. „Wir müssen versuchen, mit dem, was wir haben, klarzukommen“, schlug Jansen daher vor.
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Für CDU-Bezirkssprecher Schiemer schien das allerdings keine Option zu sein. Er brachte einen Einrichtungsverkehr ins Spiel, der jedoch von Jansen ebenso skeptisch betrachtet wurde. Zumal die Stadt den Investoren der Ruhrbania-Gebäude und des Stadtquartiers zugesagt habe, dass der Zweirichtungsverkehr bestehen bliebe, gab Jansen zu bedenken. „Sie sagen, dass wir nichts machen sollen“, entgegnete Schiemer, „dann bleibt es so schlecht, wie es ist. Ich bin enttäuscht“.